Übergewicht, Adipositas: Wie sich die Ernährung als Kind auswirkt
FAQ
Übergewicht und Adipositas:Kinder und Ernährung: Wo liegen die Risiken?
von Sophia Diesler und Kevin Schubert
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Wie wir uns als Kind ernähren, stellt die Weichen für unsere körperliche Entwicklung. Welche Probleme und Herausforderungen gibt es hierbei in Deutschland? Ein Überblick.
Gesunde Ernährung ist zu Beginn des Lebens besonders wichtig. Der Ernährungsreport gibt Aufschluss über die Essgewohnheiten in Deutschland - mehr im Video.24.09.2024 | 1:47 min
Die Wissenschaft weiß heute: Kaum etwas hat so großen Einfluss auf unser Leben wie die Ernährung in den ersten 1.000 Tagen. Wie wir uns entwickeln, ob wir später zu Krankheiten neigen, sogar wie groß wir werden - all das hängt stark von der Nährstoffaufnahme zu Beginn unseres Lebens ab.
Für eine interaktive Scroll-Story hat ZDFheute mit führenden Forschern darüber gesprochen, was dabei im Körper passiert und wie wir das heutige Wissen noch besser nutzen können. Die Story finden Sie hier:
Schon die Ernährung vor der Schwangerschaft beeinflusst die Entwicklung und Gesundheit von Baby und Kind. Das sind die Zusammenhänge.
Aber wie groß sind die Probleme in Deutschland überhaupt? Wo liegen die Risiken bei der Ernährung im Kindesalter und welche Herausforderungen gibt es aktuell? Ein Überblick.
Wie groß ist das Problem Fehlernährung in Deutschland?
Hierzulande tritt Mangelernährung überwiegend in Form von Fehlernährung auf, teilweise verbunden mit einem Nährstoffmangel - etwa bei einer sehr einseitigen Ernährung mit vielen Kohlenhydraten und wenigen Vitaminen.
Hunger, Mangelernährung und Ernährungsarmut erklärt
Hunger wird als "unangenehmes oder schmerzhaftes körperliches Gefühl" definiert, "das durch eine unzureichende Zufuhr von Nahrungsenergie verursacht wird". Fehlen über längere Zeit Kalorien, "um ein normales, aktives und gesundes Leben zu führen", spricht man von chronischem Hunger.
Mangelernährung meint nicht nur ein Defizit an Nahrung, sondern kann auch bedeuten, dass zu viel oder die falsche Nahrung aufgenommen wird - mit zu wenigen Vitaminen und Mineralien. Diesen Mangel an Mikronährstoffen bezeichnet man auch als "verborgenen Hunger". Für Mangelernährung im Sinne einer zu geringen Energieaufnahme wird oft auch der Begriff Unterernährung verwendet.
Wer von materieller Ernährungsarmut betroffen ist, kann sich eine gesunde Ernährung finanziell nicht leisten. In Deutschland waren das im Jahr 2023 etwa drei Millionen Menschen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) unterscheidet zwei Stufen von Ernährungsarmut bei Kindern - je nachdem wie viele verschiedene Lebensmittelgruppen pro Tag gegessen werden:
schwere Ernährungsarmut: 0–2 Lebensmittelgruppen
mäßige Ernährungsarmut: 3–4 Lebensmittelgruppen
Davon unterscheidet sich die soziale Ernährungsarmut, "die Menschen von der sozialen Teilhabe ausschließt", zum Beispiel von gemeinsamen Mahlzeiten außer Haus.
Quellen: Aktion gegen den Hunger; Bundeszentrum für Ernährung; Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO); Malteser International; Unicef
Für den Kinder- und Jugendmediziner Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin am Klinikum der Universität München, sind Übergewicht und Adipositas in diesem Zusammenhang aktuell die wichtigsten Herausforderungen. "Wir haben Probleme durch eine zu hohe Energiezufuhr, zu hohe Proteinzufuhr, zu hohe Zuckerzufuhr - durch einen hohen Verzehr hochverarbeiteter Nahrungsmittel mit schlechter Nährstoffzusammensetzung", sagt Koletzko.
Übergewicht und Adipositas definiert
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In Deutschland waren 2018 insgesamt 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht betroffen. Mehr als jeder Dritte von ihnen - insgesamt 5,9 Prozent - litt an Adipositas. Einen aktuelleren Datensatz gibt es nicht.
Übergewicht und Adipositas bei Jungen
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Jungen waren dabei minimal häufiger betroffen als Mädchen. Unabhängig vom Geschlecht ist Übergewicht bei 11- bis 13-Jährigen am häufigsten vertreten, Adipositas bei den 14- bis 17-Jährigen.
Adipositas und Übergewicht bei Mädchen
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Auch Verena Keller, Studiengangsleiterin für Ernährungsmedizin und Diätetik an der Universität des Saarlandes, warnt vor einer zu hohen Energieaufnahme: "Kinder mit Übergewicht oder Adipositas haben früher Folgeerkrankungen, etwa Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen."
So isst Deutschland: Eine Studie gibt Aufschluss und stellt Trends vor.08.05.2024 | 1:30 min
Wie steht es um Ernährungsarmut in Deutschland?
Etwa jedes siebte Kind unter 18 Jahren war 2024 laut Statistischem Bundesamt armutsgefährdet und hatte damit ein erhöhtes Risiko für Mangel- beziehungsweise Fehlernährung. Aus eigener Praxis weiß Koletzko, dass "mit schlechtem sozioökonomischem Status das Risiko für eine schlechte Ernährungsqualität im Kindesalter steigt".
"Viel frisches Obst, viel frisches Gemüse, saisonal, gesund, abwechslungsreich - das ist teuer", bestätigt auch Verena Keller. Hilfsangebote existieren zwar - etwa die Tafeln oder Initiativen wie Lebensmittelretter oder Foodsharing. Aber nicht flächendeckend.
Das Beispiel Dortmunder Tafel zeigt, wie Armut im Alltag aussieht.29.08.2023 | 1:47 min
Doch es gehe nicht nur um Geld, sondern auch um Wissen und Ernährungspraxis, betonen Koletzko und Keller. Sie heben vor allem Informationsangebote hervor, die Ernährungstipps leicht verständlich transportieren - etwa die Lebensmittelpyramide.
Koletzko empfiehlt zudem, beim Einkaufen auf den Nutri-Score zu achten und möglichst Lebensmittel mit der Kennzeichnung A oder B auszuwählen. Und das beste Rezept, "um dem Kind eine gute, ausgewogene Ernährung zu geben", sei immer noch: selbst kochen.