Lebensstil in Deutschland: DKV-Report zeigt negativen Trend auf
Studie zum Lebensstil:Essen bis Sport: Wie gesund lebt Deutschland?
von Luisa Billmayer
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Wie gesund ist der Lebensstil in Deutschland? Seit 2010 untersucht die DKV gesundes Verhalten in fünf Kategorien. Im Vergleich zu den Vorjahren verschlechtert sich das Ergebnis.
Laut DKV-Gesundheitsreport sitzen die Deutschen im Schnitt 613 Minuten pro Werktag. Besonders junge Erwachsene verbringen viel Zeit im Auto oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.04.08.2025 | 1:34 min
Wer gesund leben will, sollte nicht rauchen und keinen Alkohol trinken, sich genug bewegen und gesund ernähren und wenig Stress empfinden. Während die Mehrheit in der Kategorie Rauchen gut abschneidet, sieht es beim Stress schlecht aus:
So viele Menschen leben gesund
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"Nur zwei Prozent der Deutschen leben rundum gesund", so das Fazit des DKV-Reports 2025. Die Krankenkasse hat 2.807 Personen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln und der Uni Würzburg befragt.
Allerdings definiert die Studie gesundes Leben relativ eng. Nur wer in allen untersuchten Kategorien die Benchmark für gesundes Verhalten erreicht, lebt der Untersuchung nach "rundum gesund".
DKV-Studie beobachtet negativen Trend
Studienautor Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln blickt mit Sorge auf die Ergebnisse. "Obwohl wir alle wissen, wie wichtig ein gesunder Lebensstil ist, zeigt der aktuelle Report, dass viele es nicht schaffen, gesundes Verhalten auch umzusetzen. Wir beobachten im Vergleich zu den Vorjahren sogar einen negativen Trend", so Froböse.
Kategorien für gesunden Lebensstil
Hier gilt: Wer sich mehr als 1.200 MET-Minuten pro Woche bewegt, erreicht das Bewegungsziel.
1 MET (metabolisches Äquivalent) ist der Energieverbrauch im Ruhezustand. Bei moderater Bewegung - zum Beispiel zügigem Spazierengehen - ist der Energieverbrauch viermal so hoch, bei intensiver körperlicher Aktivität - zum Beispiel Joggen - achtmal so hoch.
Laut Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben 1.200 MET-Minuten pro Woche einen zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen. Wer dieses Bewegungsziel erreichen will, kann beispielsweise pro Woche fünf Stunden zügig spazieren gehen oder zweieinhalb Stunden joggen.
Die Wissenschaftler*innen haben anhand der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) einen Fragebogen erstellt. Je näher das Essverhalten der Befragten an die Empfehlungen herankommt, desto besser. Die DGE rät beispielsweise, abwechslungsreich zu essen, Wasser statt Limonaden zu trinken und mit Zucker und Salz zu sparen.
Nur wer keinen Alkohol trinkt, verhält sich in dieser Kategorie gesund. In vergangenen Ausgaben des DKV-Reports wurde mit gelegentlichem Konsum von Wein oder Bier die Benchmark für gesundes Verhalten noch erreicht.
Nur wer nicht raucht - weder Zigaretten noch E-Zigaretten oder Vapes - erreicht ein gesundes Verhalten in der Kategorie Rauchen. In vergangenen Erhebungen hatte die DKV nur nach klassischem Rauchen gefragt, seit 2025 zählen auch E-Zigaretten und Vapes dazu.
Wer sich subjektiv wenig gestresst fühlt und wirksame Strategien zur Entspannung ergreift, hat ein gesundes Stressverhalten. Das persönliche Empfinden haben die Befragten anhand dieser Frage bewertet: "Wie würden Sie Ihre derzeitige Stressbelastung einschätzen?" Zu wirksamen Strategien zählen unter anderem Sport treiben, Freunde treffen oder Musik hören.
Die Studienergebnisse basieren auf der simplen Logik "Benchmark erreicht oder nicht erreicht". Daher sei es wichtig, auf die einzelnen Kategorien und Gruppen zu blicken, erklärt Studienautorin Birgit Sperlich von der Universität Würzburg: "So wird sichtbar, wo und bei welchen Personengruppen Herausforderungen liegen und in welchen Bereichen ein Großteil der Befragten bereits gesundheitsförderlich handelt."
Frauen ernähren sich gesünder, Männer machen mehr Sport
Bezogen auf alle Kategorien schneiden Frauen besser ab als Männer. Das liegt vor allem daran, dass mehr Frauen auf Alkohol verzichten und auf eine gesunde Ernährung achten. Außerdem rauchen sie weniger. Dafür empfinden Männer weniger Stress und bewegen sich mehr.
Frauen leben gesünder als Männer
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Gesundheitsfaktoren bedingen sich gegenseitig. Wer sich gesund ernährt und sich ausreichend bewegt, der empfindet weniger Stress und greift seltener zu Zigaretten und Alkohol. Ernährung und Bewegung sind deshalb aus meiner Sicht Schlüsselfaktoren.
„
Prof. Ingo Froböse, Deutsche Sporthochschule Köln
Menschen in Deutschland sitzen immer länger
Im Vergleich zu vergangenen Veröffentlichungen der Studie zeigt sich ein klarer Trend: Die Menschen in Deutschland sitzen immer mehr. Die jüngste Altersgruppe - die 18- bis 29-Jährigen - sitzt mit durchschnittlich 11,1 Stunden pro Werktag am längsten.
Junge Menschen sitzen am längsten
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"Junge Menschen sitzen viel. Schule und Studium, Arbeit vor dem Computer, das passiert alles im Sitzen", sagt Froböse. "Wer viel sitzt, sollte sich aktiv Zeit für Bewegung nehmen - und nicht auch noch abends versuchen, vor einem Bildschirm zu entspannen. Sonst fehlt der Ausgleich."
Zehn Stunden sitzen wir mittlerweile pro Tag. Und oft gleichen wir das nicht durch ausreichend Bewegung aus. Die Folgen: Bluthochdruck, Übergewicht, Stoffwechselstörungen. 04.08.2025 | 2:25 min
So schneidet der Lebensstil in den Bundesländern ab
Die Studie hat auch Unterschiede zwischen den Bundesländern untersucht. Am gesündesten leben demnach die Menschen in Baden-Württemberg. Tippen Sie auf die Karte, um die Ergebnisse in den einzelnen Kategorien zu erfahren.
Wo leben die Menschen am gesündesten?
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Wieso leben deutlich weniger Menschen gesund als 2023?
Beim Blick in den DKV-Report aus dem Jahr 2023 fällt auf: Damals erreichten noch 17 Prozent der Befragten alle Benchmarks. Wie kam es zu dem großen Abfall auf zwei Prozent im Jahr 2025?
Die Ergebnisse sind nicht direkt vergleichbar, weil sich die Methodik der Studie geändert hat. Zum einen befragte das Studienteam die Personen bisher nur am Telefon. In diesem Jahr wurde eine Hälfte telefonisch befragt, die andere Hälfte mit einem Online-Fragebogen. Sperlich erklärt: "Wir haben uns nach sorgfältiger Abwägung methodischer, technologischer und Gründen der Effizienz dazu entschieden langfristig auf eine Online-Befragung umzustellen. Vorteile der webbasierten Befragung liegen in einer besseren Response sowie in möglichen Aspekten geringerer sozialer Erwünschtheit im Antwortverhalten, insbesondere bei sensiblen Gesundheitsfragen. Das kann zu realistischeren, aber scheinbar ungünstigeren Antworten führen."
Viele Fachleute sind sich mittlerweile einig: Es gibt nicht die eine Form der Ernährung, die gut und gesund für alle ist. Welche Rolle Gene, Mikrobiom und Biomarker spielen.
von Christina-Maria Pfersdorf
Strengere Vorgaben bei Alkohol und Rauchen
Zum anderen wurden 2025 zwei der fünf Benchmarks - Alkohol und Rauchen - überarbeitet. Bisher wurde gelegentliches Trinken von Bier oder Wein noch toleriert, beim Rauchen wird erst seit 2025 auch der Konsum von E-Zigaretten und Vapes abgefragt. Daher sei es sinnvoll, die 2025er-Ergebnisse auch mit den alten Maßstäben zu vergleichen, so Sperlich. Rechnet man mit den bisherigen Benchmarks und rein telefonischer Befragung, liegt der Anteil der rundum gesunden Personen bei 12 Prozent.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, gar keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Eine unbedenkliche Menge gibt es nicht. Damit ändert sie eine frühere Einschätzung. 16.08.2024 | 1:36 min
Doch auch unabhängig von der Befragungsmethode und den neu definierten Benchmarks bleibt der Trend gleich: Die aktuelle Befragung kommt in allen Kategorien zu schlechteren Ergebnissen als die Untersuchung zuvor.
Grafiken: Marie Ries Redaktion: Kathrin Wolff
Quelle: dpa
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