Tinnitus belastet viele Menschen - diese Therapien helfen

Quälender Dauerton im Ohr:So lässt sich Tinnitus behandeln

von Olaf Schwabe
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Wer von Tinnitus betroffen ist, lebt mit unerträglichen Ohrgeräuschen. Das kann so belastend sein, dass Depressionen auftreten. Doch es gibt Therapien und Strategien, die helfen.

Patient wird am Ohr untersucht

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Pfeifen, Fiepen, Brummen, Rauschen: Jeder achte Deutsche leidet mindestens einmal im Leben an einem Tinnitus. Meist verschwindet das störende Geräusch im Ohr wieder von selbst. Bleibt es jedoch länger als drei Monate bestehen, handelt es sich um einen chronischen Tinnitus, der nur selten wieder abklingt.

Tinnitus entsteht im Gehirn

Mediziner gehen heute davon aus, dass der Dauerton im Gehirn generiert wird. Nahezu alle Tinnitus-Patienten hätten eine Hörstörung, sodass nur wenige oder gar keine Signale vom Ohr ins Hörzentrum des Gehirns gelangen. Und darauf reagiere das Gehirn, erklärt Berthold Langguth, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie an der Universität Regensburg.

Menschen mit Tinnitus haben eine gesteigerte Aktivität in den Gehirnarealen, die für die Tonwahrnehmung zuständig sind.

Prof. Dr. Berthold Langguth, Leiter Tinnituszentrum Regensburg

Und diese Aktivität nehmen die Patienten letztlich als Geräusch wahr, so Langguth weiter.

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Ursachen für Tinnitus

Ein teilweiser oder vollständiger Hörverlust kann durch Lärm, eine Altersschwerhörigkeit oder eine Mittelohrerkrankung ausgelöst werden. Aber auch eine Fehlfunktion im Kiefergelenk, eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), sowie Stress können zu einem Tinnitus führen. Viele Betroffene leiden zusätzlich an einer Hyperakusis, einer Geräuschüberempfindlichkeit.

Craniomandibuläre Dysfunktion

Die Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD, beschreibt eine häufig schmerzhafte Fehlfunktion im Zusammenspiel von Kiefergelenken, Muskeln und Zähnen.

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Folgeerkrankungen durch Tinnitus

Ein Tinnitus könne sich in ganz verschiedenen Tönen und in unterschiedlicher Intensität zeigen, was bei vielen Betroffenen zu großen Belastungen und Folgeerkrankungen führe, weiß Veronika Vielsmeier vom Tinnituszentrum der Universität Regensburg.

Bei Tinnitus-Patienten kommen Begleitsymptome relativ häufig vor, etwa eine Schlafstörung oder eine depressive Symptomatik.

Prof. Dr. Veronika Vielsmeier, Hals-Nasen-Ohren-Ärztin

Antidepressiva

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Betroffene haben häufig eine geringere Lebensqualität, manche können ihren Alltag kaum noch bewältigen. Im Extremfall kann das zu Berufsunfähigkeit und sozialer Isolation führen.

Zunächst wird eine ausführliche Befragung des Patienten zu seinen Beschwerden sowie eine klinische und audiologische Untersuchung durchgeführt. Oft sind orthopädische und zahnärztliche Untersuchungen sinnvoll, da Muskelverspannungen und Fehlstellungen des Kiefers einen Tinnitus auslösen können.

Bei Verdacht auf Verletzungen, Entzündungen oder Erkrankungen im Innenohr geben bildgebende Untersuchungen wie eine Computer- und Magnetresonanztomografie (CT, MRT) Aufschluss. Mit einem Funktions-MRT (fMRT) können zudem Hirnaktivitäten dargestellt werden, die bei Tinnitus-Patienten verändert sind.


Viele Therapien bei Tinnitus versprechen mehr als sie halten

Gegen Tinnitus werden viele Therapien angeboten. Sie reichen von Nahrungsergänzungsmitteln über Akupunktur, Homöopathie bis zu Eigenbluttherapie. Einige Patienten berichten nach solchen Therapien vom Abklingen ihres Ohrgeräuschs. Man sollte aber von einem Einzelfall keine Rückschlüsse auf die Allgemeinheit ziehen, rät HNO-Ärztin Vielsmeier.

Ein Therapiekonzept für Tinnitus-Patienten, das immer bei allen funktioniert, gibt es leider nicht.

Prof. Veronika Vielsmeier, Tinnituszentrum Regensburg

Hält ein Tinnitus an, lassen sich Betroffene oft auf alternative Therapieangebote ein. Doch hier ist Vorsicht geboten. Solche Therapien seien meist teuer, es gebe keine wissenschaftlichen Belege für ihre Wirksamkeit und sie bringen meist nicht den gewünschten Erfolg, weiß Vielsmeier.

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Tinnitus ist mit kognitiver Verhaltenstherapie gut behandelbar

Chronischer Tinnitus ist nicht heilbar, doch es gibt wirksame Therapieansätze, die es den Betroffenen ermöglichen, mit ihrem Tinnitus besser umzugehen.

Viele Patienten befinden sich in einem Teufelskreis, weil der Tinnitus zu negativen Gefühlen führt und damit zu einer negativen Erwartungshaltung, was wiederum die Wahrnehmung negativ beeinflusst.

Laut aktueller Leitlinie ist die kognitive Verhaltenstherapie bei chronischem Tinnitus das Mittel der Wahl. Die Patienten lernen ihre negativen Gefühle und Gedanken zu kontrollieren und durch positives Denken und Handeln zu ersetzen. Entspannungsmaßnahmen und Stressreduktion spielen dabei eine wichtige Rolle.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten





Wie ein Tinnitus verläuft, können auch Experten nicht voraussagen. Mit der richtigen Therapie kann Betroffenen jedoch geholfen werden, den Tinnitus zu akzeptieren und bestenfalls zu ignorieren.

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