Union und SPD einig:Koalition will Verbrenner-Aus lockern: Umweltverbände warnen
Die schwarz-rote Koalition will sich auf EU-Ebene für Lockerungen beim geplanten Verbrenner-Aus ab 2035 stark machen. Aus der Autoindustrie kommt Zustimmung, Umweltverbände warnen.
Die Spitzen der Koalition haben sich im Koalitionsausschuss in wichtigen Streitpunkten geeinigt.
28.11.2025 | 1:32 minDie schwarz-rote Koalition will sich bei der EU für Lockerungen vom geplanten Aus für neue Verbrenner-Autos ab 2035 einsetzen. Zustimmung und Lob kommen aus der Autoindustrie. Umweltverbände hingegen kritisieren den Vorstoß und warnen vor Rückschritten.
Konkret will die Koalition, dass auch nach dem Jahr 2035 Technologien wie Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge und Elektrofahrzeuge mit sogenannten Range-Extendern neu zugelassen werden können.
Die EU hatte beschlossen, dass Neuwagen ab 2035 im Betrieb kein klimaschädliches CO2 mehr ausstoßen dürfen. Das hätte faktisch zur Folge, dass Neuwagen mit Verbrennungsmotor nicht mehr zugelassen werden dürften. Ziel ist es, die Emissionen im Verkehrssektor zu senken.
Gegen den Widerstand der Jungen Union einigt sich die Koalition auf ihr Rentenpaket. Was die Jugendorganisation dazu sagt, berichtet ZDF-Korrespondent Lars Bohnsack aus Berlin.
28.11.2025 | 0:58 minMerz will Klimaziele "technologieoffen erreichen"
Die Klimaziele sollen laut Bundeskanzler Friedrich Merz dennoch erreicht werden. "Aber wir wollen sie technologieoffen erreichen", erklärte der CDU-Politiker.
Wir wollen sie mit einer Mobilität erreichen, die auch die Arbeitsplätze in Europa und insbesondere in der deutschen Automobilwirtschaft erhält.
Friedrich Merz (CDU), Bundeskanzler
Merz sagte, er werde darum bitten, dass die EU-Kommission auch nach 2035 neben rein batterieelektrischen Fahrzeugen weiterhin Fahrzeuge mit einem doppelten Antrieb zulasse, also Fahrzeuge bestehend aus Batterieantrieb und Verbrenner. Er kündigte an, einen entsprechenden Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu schreiben.
Die Bundesregierung verabschiedet sich vom EU-weit beschlossenen Ende des Verbrenners. Auch wenn am Zieldatum 2035 nicht gerüttelt wird, sei die politische Botschaft verheerend, so Klimaexperten.
12.10.2025 | 4:05 minUmweltverbände: "Fatale Fehlentscheidung"
Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland, sprach von einer wirtschafts- und klimapolitisch fatalen Fehlentscheidung. Kein Verbrenner oder Plug-in-Hybrid komme auch nur in die Nähe der Effizienz eines E-Autos.
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, sagte, durch die Einigung im Koalitionsausschuss rückten die Klimaziele im Verkehrssektor in noch weitere Ferne. Der BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg wies darauf hin, dass bei der aktuellen Ausgestaltung der EU-Regeln bereits große Zugeständnisse an Autobauer und Zulieferer gemacht worden seien.
Teile der Industrie und Politik fordern beim Verbrenner-Aus der EU einen Kurswechsel. Experten befürchten nun eine Bestrafung derer, die Klimaschutz und Wachstum verbinden wollen.
08.11.2025 | 2:34 minIG-Metall-Chefin: "Beschäftigte atmen auf"
Christiane Benner, Vorsitzende der IG Metall, lobte den Beschluss: "Die Politik einigt sich, die Beschäftigten atmen auf. Darauf haben wir lange gedrängt."
Klarer Pfad zur Elektromobilität bei gleichzeitiger Flexibilisierung, das muss jetzt Sicherheit geben - und zwar vor allem den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Industrie.
Christiane Benner, Vorsitzende der IG Metall
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, sprach von einer guten Nachricht für die Branche und ihre Hunderttausenden Beschäftigten. Der Europaabgeordnete Michael Bloss von den Grünen hingegen argumentierte, der Verbrennerbeschluss gefährde Tausende Auto-Jobs.
Kohlendioxid, Methan und Lachgas zählen zu den Gasen, die die Erderwärmung beschleunigen. Seit Beginn der Industrialisierung hat sich ihr Anteil in der Atmosphäre deutlich erhöht.
14.11.2025 | 0:45 minWirtschaftsweise kritisiert Förderprogramme
Die Koalition einigte sich außerdem auf die konkrete Ausgestaltung eines bereits angekündigten staatlichen Förderprogramms für Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen - dabei geht es um Kauf und Leasing von reinen Elektro- sowie Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen. Damit soll der Umstieg auf klimaneutrale Mobilität unterstützt werden.
"Es ist an sich eine gute Idee, die Elektromobilität zu fördern. Aber dafür gibt es andere Stellschrauben", sagte die Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft, Monika Schnitzer, gegenüber Reuters.
Das Geld wäre besser in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investiert.
Monika Schnitzer, Wirtschaftsweise
Eine flächendeckende Versorgung mit Ladestationen gilt als entscheidende Voraussetzung für die Akzeptanz von Elektroautos.
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