Verbrenner-Aus: "Einen harten Schnitt wird es nicht geben"

Analyse

Autogipfel im Kanzleramt:Verbrenner-Aus: "Einen harten Schnitt wird es nicht geben"

Christiane Hübscher
von Christiane Hübscher
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Das Verbrennerverbot ist passé (sagt die Union), aber nur ein bisschen (sagt die SPD). Die Koalitionäre haben sich geeinigt, Regeln für Auto-Neuzulassungen ab 2035 aufzuweichen.

Ein Pkw mit doppeltem Auspuff steht auf einem Parkplatz.

Beim Autogipfel im Kanzleramt sucht die Regierung gemeinsam mit Industrie und Gewerkschaften nach einem Ausweg aus der Branchenkrise. Stephanie Barrett berichtet.

09.10.2025 | 1:05 min

Es war einer der großen Brocken, die gestern Abend auf dem Tisch im Kanzleramt lagen - und dieser ist noch immer nicht ganz weggeräumt. Die Gespräche laufen weiter, aber, so sagt es Friedrich Merz (CDU) auf einer Pressekonferenz nach dem Autogipfel im Kanzleramt, das Null-Emissionsziel für Neuwagen ab 2035 verfolge Deutschland nicht weiter:

Einen solchen harten Schnitt im Jahr 2035 wird es, wenn es nach mir geht, nicht geben.

Friedrich Merz, Bundeskanzler

Stattdessen, so Merz, ermutige er Automobilindustrie und Zulieferer, an allen denkbaren Antriebstechnologien weiter zu forschen und zu entwickeln. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) bekräftigt, niemand stelle den Weg der Elektromobilität in Frage.

Hildegard Müller VDA-Präsidentin, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Lars Klingbeil (SPD), Bundesminister der Finanzen, Vizekanzler und SPD-Bundesvorsitzender, und Christiane Benner, Vorsitzende der IG-Metall, geben nach dem "Autogipfel" im Bundeskanzleramt in Berlin eine Pressekonferenz.

Union und SPD haben beschlossen, drei Milliarden Euro für neue Straßen auszugeben. Auch Kaufanreize für E-Autos soll es geben. Uneinigkeit herrscht beim Verbrenner-Aus.

09.10.2025 | 1:48 min

Aber man wolle nicht mit dem Kopf durch die Wand, gebraucht würden Flexibilität und Pragmatismus. Der Vizekanzler macht für seine SPD klar: Die Abkehr von rein elektrischen Neufahrzeugen nach 2035 sei ...

… für uns auch ein Weg, den wir für absolut gangbar halten.

Lars Klingbeil, Bundesfinanzminister und Vizekanzler

Wie geht es mit den Fahrzeugen in der EU weiter?

Bundeskanzler Merz bekommt damit das Mandat, im Namen der Bundesregierung in Brüssel dafür zu werben, dass der 2022 beschlossene Green Deal doch wieder aufgeschnürt wird. Der besagt bisher, dass ab 2035 alle neu zugelassenen Fahrzeuge emissionsfrei fahren müssen.

Berlin wird nun vorschlagen, dass man dieses sogenannte "Verbrennerverbot" so aufweicht, dass auch Verbrenner mit klimaneutralen Beimischungen weiter neu zugelassen werden dürfen, genauso wie Neufahrzeuge mit Hybridantrieb (eine Kombi aus Elektromotor und Verbrenner) und solche mit "Range extender" (ein Zusatzaggregat im Auto, das die Reichweite des Elektromotors verlängert) weiter erlaubt wären.

European Commission President Ursula von der Leyen (C-L) and European People's Party (EPP) group leader Manfred Weber (C-R) arrive for a 'State of the Union' debate at the European Parliament.

EVP-Fraktionschef Manfred Weber stellt klar: Das Ende für neue Verbrenner ab 2035 wird definitiv nicht kommen, trotz Kritik aus der Autoindustrie.

13.09.2025 | 1:45 min

Darüber müsste in der Europäischen Kommission neu abgestimmt werden. Die Bundesregierung dürfte einige Verbündete in Europa finden, beispielsweise Tschechien, Polen und Italien. Auch dort geht die Angst um Arbeitsplätze in der Autobranche um. Das Gesetz könnte also tatsächlich angepasst werden.

Wäre das das Aus vom Verbrenner-Aus?

Im Prinzip ja. Denn das ursprüngliche Ziel, dass der gesamte Neuwagenverkehr ab 2035 CO2-neutral läuft, würde damit nicht mehr erreicht. Dennoch ist es auch keine grundsätzliche deutsche Abkehr. Denn das Zieldatum 2035 wird nicht nach hinten verschoben beziehungsweise ganz gekippt. Etwas, das zum Beispiel der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) immer wieder gefordert hatte.

Koalitionsausschuss

Union und SPD treffen sich zum Koalitionsausschuss. Es gibt strittige Themen wie Verbrenner-Aus und Bürgergeld.

08.10.2025 | 1:36 min

Warum hat die SPD zugestimmt?

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD), hatte sich bis zuletzt gegen die Aufweichung gewehrt. Er erläuterte:

Es ist ein Kompromiss, um den Umstieg der Industrie, aber auch der Bevölkerung auf klimaneutrale Antriebe voranzubringen.

Carsten Schneider (SPD), Bundesumweltminister

Schneider hält es für "absurd", dass die Union am liebsten gar keine Regulierung mehr wollte und betont, dass das CO2, das dann nach 2035 weiter ausgestoßen werde, nach SPD-Vorschlägen kompensiert werden soll. Zum Beispiel dadurch, dass die Autobauer grünen Stahl für die Karossen verwenden. Und die SPD hat im Gegenzug Standort- und Arbeitsplatzsicherheiten für die Autobranche verlangt. Wie diese Garantien aussehen sollen, ist noch unklar.

Unabhängig von der 2035-Frage will die Koalition Elektroautos attraktiver machen. Dafür hat der Finanzminister neue Kaufanreize angekündigt sowie bestätigt, dass die Befreiung reiner E-Autos von der Kfz-Steuer bis 2035 verlängert wird.

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