Diskussion wieder entfacht:Aus fürs Verbrenner-Aus: Was würde das bringen?
Das Verbrenner-Verbot soll ab dem Jahr 2035 kommen. Doch der Widerstand dagegen in der Branche wächst. Auch die EU reagiert. Was sagen Experten? ZDFheute hat sich umgehört.
Der Druck ist riesig: Chinesische Autobauer produzieren schneller, günstiger und sie sind innovativer. NANO spricht darüber mit Lutz Eckstein vom Institut für Kraftfahrzeuge.
11.09.2025 | 11:02 minDie Diskussion ums Verbrenner-Aus kommt einem fast vor wie ein Untoter. Eine Zeitlang scheint sie unter Verschluss und gibt Ruhe. Doch dann erwacht sie plötzlich wieder. Diesmal auf der IAA. Dabei wird sie in keinem anderen Land so leidenschaftlich geführt wie in Deutschland. Der bayerische Ministerpräsident redete von Ingenieuren, die über das Verbrenner-Aus entscheiden sollten, statt "Bürokraten" (also Politikern wie ihm).
BMW-Chef Oliver Zipse sagte gar ein Schrumpfen der Autoindustrie um die Hälfte voraus, sollte das Verbrenner-Verbot bestehen bleiben. Und IG Metall und VDA fordern neuerdings in einer eher seltenen gemeinsamen Allianz eine "Flexibilisierung". Die Europäische Union will nun nach Angaben aus der Kommission das Verbot von Verbrennermotoren bei Neuwagen ab 2035 früher als bisher geplant überprüfen.
BMW und Mercedes kritisieren das geplante Verbrenner-Aus ab 2035 und fordern eine Überprüfung. Vor allem E-Autohersteller drängen auf Klarheit.
12.09.2025 | 1:44 minIAA als Diskussionsforum
Dass nun ausgerechnet die IAA für eine neuerliche Diskussion genutzt wird, hält Helena Wisbert, Autoexpertin an der Hochschule Ostfalia, für unglücklich. Zwar sei der Rahmen verständlich, aber dennoch nicht passend: "Denn die deutsche Automobilindustrie zeigt auf der IAA vor allem einen Ausblick auf die zukünftigen E-Modelle, zum Beispiel VW auf einen erschwinglichen Elektropolo oder BMW auf die Neue Klasse oder Mercedes auf den elektrischen GLS." Sie findet:
Das ist ein Widerspruch und verunsichert Kunden in der Entscheidung für Elektromobilität.
Helena Wisbert, Autoexpertin an der Hochschule Ostfalia
Die EU-Kommission will das geplante Verbrenner-Aus noch einmal überprüfen. Wie es weitergeht, bleibt offen. Ob das den Autobauern hilft? Dazu ZDF-Börsenexperte Florian Neuhann.
12.09.2025 | 1:22 minIn der Tat wirkt eine derartige Diskussion in einem solchen Umfeld des Aufbruchs ziemlich rückwärtsgewandt. Frank Schwope, der Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover lehrt, meint deshalb:
Jammern gehört zum Geschäft, wer nicht jammert, bekommt auch nichts.
Frank Schwope, Lehrbeauftragter Automotive Management
Beim Umstieg auf E-Autos hinken deutsche Hersteller hinterher – besonders im Vergleich zu China, sagt Valerie Haller aus Frankfurt. Die Krise sei "noch längst nicht überwunden".
09.09.2025 | 1:30 minStefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen glaubt, dass die Debatte so leidenschaftlich geführt wird, weil die Autoindustrie derzeit einen "komplexen Transformationsdruck" erlebe. Kurzfristig sei eine Abkehr vom Aus oder eine Flexibilisierung attraktiv, denn sie "könnte Zeit verschaffen, bestehende Investitionen in "Verbrennerwerke" länger auszulasten, Arbeitsplätze zu sichern und den Markthochlauf der Elektromobilität behutsamer zu steuern".
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Gerade für Zulieferer, die stark auf Motoren- und Getriebetechnik spezialisiert sind, sei das mit einer "Atempause" verbunden. Zugleich drohe aber ein erheblicher Planungsbruch, denn: "Fahrzeugplattformen, Batteriewerke und Lieferketten werden auf Basis der 2030/35-Pfadmarken geplant. Eine Aufweichung würde Unsicherheit erzeugen, Investoren abschrecken und die Position Europas gegenüber USA und China schwächen."
Das Verbrenner-Aus sei höchst überfällig, sagt der bayrische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler).
12.09.2025 | 6:00 minKlimaziele nicht aus den Augen verlieren
Ähnlich sieht es Stefan Bratzel, vom Bergisch Gladbacher "Center of Automotive Management". Er gibt zu bedenken, dass man zwar durchaus kritisch zum Verbrenner-Verbot stehen könne, "weil es zu ideologischen Grabenkämpfen" geführt habe, aber ein Zurücknehmen, "die Endkunden noch mehr verunsichert und diejenigen benachteiligt, die sich für das Verbrenner-Verbot eingesetzt und investiert haben."
Er plädiert deshalb dafür, am Aus festzuhalten.
Auf dem Weg zum klimafreundlichen Auto fordert die europäische Autoindustrie eine Kurskorrektur und bessere Standortbedingungen. Merz spricht sich für Technologieoffenheit aus.
09.09.2025 | 1:29 minFranz Loogen, von e-mobil BW, der Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive Baden- Württemberg, hält dagegen "eine undogmatische Diskussion" zur Weiterentwicklung der Flottengrenzwerte für angeraten und glaubt auch, dass "sich Korridore einer Anpassung" durchaus finden lassen würden. Er stellt aber dennoch klar:
Es darf keine Abkehr vom Ziel der Klimaneutralität geben.
Franz Loogen, Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive Baden- Württemberg
Elektroautos sind deutlich günstiger geworden – der Preisabstand zu Verbrennern schrumpft. Was bedeutet das für den Markt? ZDF-Börsenexpertin Stephanie Barrett berichtet.
08.08.2025 | 1:04 minWeiter sagt er: "Auf diesem Weg darf das Wort "technologieoffen" nicht zur Phrase verkommen. Es stehen aktuell nur die batterieelektrischen Antriebe und für den Übergang hybride Verbrennungsantriebe in großer Stückzahl zur Verfügung. Sowohl Wasserstoffantriebe als auch synthetische Kraftstoffe werden perspektivisch erst in einigen Jahren in großer Menge zur Verfügung stehen."
Beim Autogipfel in Brüssel wurde vereinbart, das geplante Aus für Verbrennungsmotoren ab 2035 früher zu überprüfen. Viele Autobauer hoffen auf Lockerungen bei den Vorgaben.
12.09.2025 | 1:42 minFazit: Der Weg der Autoindustrie ist elektrisch, das bezweifelt sogar die Autoindustrie nicht. Eine Verschiebung des Verbrenner-Aus ist deshalb ein zweischneidiges Schwert. Es könnte zu einer Entlastung für viele Unternehmen führen, aber auch zu weiterer Verwirrung der Kundinnen und Kunden. Eine Verunsicherung, die sich die Industrie nicht weiter leisten kann, denn letztlich hängt ein Erfolg des E-Autos ausschließlich von einer starken Nachfrage ab.
Zölle, unklare Lage bei E-Mobilität und Zukunft von Verbrennern - auch beim Premiumhersteller Mercedes ist die Lage kompliziert. Mit welchen Maßnahmen sich der Konzern rüstet.
20.02.2025 | 1:50 minKlaus Weber ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
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