US-Shutdown: Warum plötzlich deutsche Tafeln ins Spiel kommen

Armee der USA in Bayern:US-Shutdown: Warum plötzlich deutsche Tafeln ins Spiel kommen

von Ann-Kathrin Schneider

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Die USA erleben den längsten Shutdown ihrer Geschichte. Das hat auch hierzulande Auswirkungen. Nun sorgt ein Hinweis der US-Armee auf die Tafel für Aufsehen. Was steckt dahinter?

23.11.2022, Bayern, Coburg: Äpfel liegen in einer Gemüsekiste in den Verkaufsräumen der Tafel Coburg.

Shutdown der USA hat auch Folgen in Deutschland: Die US-Armee in Bayern empfiehlt ihren Angestellten zur Tafel gehen. (Symbolbild)

Quelle: dpa

38 Tage Ausnahmezustand, so lange hat kein Shutdown in der US-Geschichte gedauert. Der große Streitpunkt: die Corona-Gesundheitshilfen, die Ende Dezember auslaufen. Weil im Kongress kein neuer Haushalt verabschiedet wurde, befinden sich aktuell 670.000 US-Regierungsangestellte im Zwangsurlaub, 730.000 arbeiten auch ohne Gehalt weiter, um das ganz große Chaos zu verhindern. Sie alle geraten durch die fehlenden Einnahmen in eine finanzielle Notlage - ein schnelles Ende ist nicht in Sicht.

Wenn sich in Washington Republikaner und Demokraten in Haushaltsfragen festfahren, bleibt das nicht ohne Folgen - und das merken jetzt auch die Tafeln in Bayern.

elmar-thevessen

Wegen des Shutdowns in den USA gibt es ab Freitag auch an Flughäfen in New York, Los Angeles und Chicago Flugstreichungen. "Hinter den Kulissen wird heftig verhandelt", so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen.

07.11.2025 | 3:43 min

Essen für Soldaten? US-Armee listet Tafel auf ihrer Website

Dort, wo sonst Hilfsbedürftige, Alleinerziehende und Geflüchtete Lebensmittel abholen, taucht eine neue, unerwartete Frage auf: Müssen deutsche Ehrenamtliche künftig auch amerikanische Soldaten versorgen?

Es ist ein Bild, das kaum in die Realität passt: US-Soldaten in Tarnuniform, die brav an der Warenausgabe der Tafel auf ihren Wocheneinkauf warten. Doch für einen Moment schien genau das denkbar - dank einer missverständlichen Liste im Internet.

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US-Präsident Donald Trump gibt auch nach fast sechs Wochen weiterhin den Demokraten die Schuld am Regierungsshutdown. Er wolle sich nicht von den Demokraten erpressen lassen.

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Auslöser war eine kurze Veröffentlichung auf der Website der U.S. Army Garrison Bavaria. Unter der "Running list of German support organizations for your kit bags" wurden die in Grafenwöhr, Vilseck, Garmisch-Partenkirchen und Hohenfels stationierten Truppen darüber informiert, wie sie preiswertes oder kostenloses Essen erhalten können. Erwähnt wurden Angebote wie die App "Too Good To Go", der Verein "Foodsharing" sowie die "Tafel Deutschland".

Tafel Garmisch-Partenkirchen: "Ware ist limitiert"

In Garmisch-Partenkirchen jedenfalls sind heute keine US-Soldaten bei der Warenausgabe der Tafel aufgetaucht. Die ehrenamtlichen Helfer haben wie gewohnt Lebensmittel an ihre 100-köpfige Stammkundschaft verteilt.

Jochem Rollar ist Leiter der Tafel Garmisch-Partenkirchen - er und sein Team hätten bis zum heutigen Tag keine Information erhalten, dass die Tafel jetzt eine offizielle Anlaufstelle für die US-Armee ist. "Natürlich wollen wir jedem helfen, aber die Ware ist limitiert. Wir sind auf Spenden angewiesen", betont Rollar.

Wir können auch langlebige Ware wie Öl, Nudeln oder Reis dazukaufen. Aber wenn eine Menge mit 100 Leuten dasteht, können wir das nicht mehr stemmen.

Jochem Rollar, Tafel Garmisch-Partenkirchen

Ein Tresen eines amerikanischen Lebensmittelmarkts in Los Angeles.

Zwei Bundesrichter haben entschieden, die Lebensmittelhilfe für Millionen Menschen in den USA nicht auszusetzen. Das hätte wegen der anhaltenden Haushaltssperre gedroht.

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Hinzu kommt: Grundsätzlich hätten US-Soldaten gar keinen Anspruch auf Lebensmittelhilfe durch die Tafeln, so Pressesprecherin Anna Verres im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Wer aber nachweisen kann, dass er sich in einer akuten Notsituation befindet, erhält Unterstützung - solange es eben noch Kapazitäten gibt.

Armee erklärt: Liste war vorsorglich für Zivilkräfte

Etwas skurril: Nach wenigen Stunden verschwand die Liste mit den Hilfsangeboten wieder von der Website der U.S. Army Garrison Bavaria - zu groß war die Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken. Sollte ausgerechnet eine NGO, die sich um Bedürftige kümmert, plötzlich für Angehörige der mächtigsten Armee der Welt zuständig sein?

Jetzt erklärte ein Sprecher des US-Armee-Kommandos IMCOM: Die Liste sei vorsorglich erstellt worden, aber nicht für Soldaten, sondern für Zivilkräfte der US-Armee. Die rund 30.000 US-Soldaten in Deutschland können sich demnach auf die vorhandenen Hilfsprogramme ihrer Stützpunkte verlassen.

Gemeindemitglieder warten am Donnerstag, 30. Oktober 2025, in Louisville, Kentucky, in einer Schlange, um die Lebensmittelausgabe der Calvary Episcopal Church zu betreten.

Die Folgen des Shutdowns in den USA werden zunehmend existenziell im Alltag vieler Menschen. Nach einem Gerichtsurteil hofft man auf Bewegung in den Verhandlungen.

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Den Leitfaden mit den deutschen Organisationen wolle man später erneut mit klarer Kennzeichnung veröffentlichen.

Shutdown bedroht weitere Zahlung an US-Soldaten

Während die Soldaten ihr Oktober-Gehalt laut IMCOM regulär erhalten hatten, brauchte es für die 11.000 zivilen Angestellten der US-Armee eine andere Lösung. Ihre Gehälter laufen über die deutsche "Lohnstelle ausländischer Streitkräfte" in Rheinland-Pfalz.

Das Kapitol in Washington, im Vordergrund die Gitterstäbe eines Zauns, die durch das ganze Bild nach oben ragen.

Ein Haushalts-Shutdown legt Teile der US-Bundesverwaltung lahm, verzögert Zahlungen und Projekte und zeigt die Auswirkungen politischer Blockaden auf die Funktionsfähigkeit des Staates.

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Weil die USA die Zahlungen nicht freigegeben hatten, sprang der Bund ein: Die Oktober-Gehälter in Höhe von rund 43 Millionen Euro wurden vorfinanziert. Die deutsche Unterstützung war aber als einmalige Maßnahme gedacht, die US-Seite soll die Rückzahlung übernehmen.

Jetzt haben wir November und das heißt: Den Zivilkräften droht der finanzielle Engpass. Auch die nächste Zahlung für die US-Soldaten ist unsicher. US-Finanzminister Scott Bessent sagte gegenüber CBS-News: "Ab dem 15. November werden unsere Soldatinnen und Soldaten, die bereit sind, ihr Leben zu riskieren, kein Gehalt mehr bekommen können." Unter diesen Umständen werden Engagement und Kapazitäten der deutschen NGO nicht ausreichen.

Ann-Kathrin Schneider berichtet aus dem ZDF-Landesstudio Bayern.

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