Millionen für die Politik:Diese Partei erhält die meisten Großspenden
von Johannes Lieber
Auch dieses Jahr wurden wieder mehrere Millionen Euro von Unternehmen und Einzelpersonen an die Parteien gespendet. Was ist ihr Antrieb, und bedeutet Geld auch gleich Erfolg?
Die CDU hat 2025 die meisten Großspenden bekommen, gefolgt von der AfD. Insgesamt flossen wieder mehrere Millionen Euro an politische Parteien.
30.12.2025 | 0:44 minEs sind mitunter schwindelerregende Summen, die Unternehmen und reiche Menschen dieses Jahr an Parteien in Deutschland überwiesen haben. Das meiste Geld floss an die CDU, die rund 6,2 Millionen Euro an Großspenden erhielt. Auf Platz zwei folgt die AfD mit 5,1 Millionen Euro. Bemerkenswert: Auf Platz drei liegt mit der FDP eine Partei, die nicht mehr im Bundestag sitzt.
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Großspenden über 35.000 Euro sind nur ein Teil der Gesamtspenden, die eine Partei erhält. Einnahmen unter dieser Schwelle müssen dem Bundestag erst nach mehr als einem Jahr gemeldet werden. Wie viele Spenden die Parteien dieses Jahr also insgesamt erhalten haben, ist noch nicht klar.
Größte Spende an AfD wohl illegal
Die größte Einzelspende ging dieses Jahr an die AfD. Rund 2,35 Millionen Euro hat die Partei wohl aus Österreich erhalten. Als Absender gibt die AfD offiziell Gerhard Dingler an, einen ehemaligen FPÖ-Funktionär. Die österreichische Partei FPÖ und die AfD stehen beide für europa- und migrationskritische Positionen.
Die Bundestagsverwaltung ist zum Schluss gekommen: Bei der Wahlplakat-Spende an die AfD im Winter handele es sich um eine unzulässige Strohmannspende.
21.08.2025 | 2:13 minVerschiedene Medien legten aber den Verdacht nahe, das Geld würde eigentlich von einem anderen Spender kommen. Dieser hätte Dingler nur als Mittelsmann genutzt, vermutlich um selbst unerkannt zu bleiben. Ein solches Verfahren wäre illegal. Die AfD überwies das Geld vorsorglich an die Bundestagsverwaltung, will es jetzt aber zurückhaben. Eine Entscheidung steht noch aus.
Experte: Unternehmen erhoffen sich "Vorteile"
Wieso Unternehmen und reiche Menschen an Parteien spenden, hat laut Politikwissenschaftler Michael Koß zwei Gründe. Zum einen rein "ideologisch" die Partei zu unterstützen, die nach den eigenen Vorstellungen handelt. Eine andere Motivation könnten auch "unternehmerische Vorteile" sein, wenn die unterstützte Partei an die Macht kommt.
Spenden, die direkt politische Entscheidungen beeinflussen, seien "eher selten", so Koß. Dennoch:
Spenden können ein subtiles Gefühl erzeugen, dem Spender etwas schuldig zu sein.
Michael Koß, Politikwissenschaftler an der Universität Lüneburg
Unterschiedliche Motive von Großspendern
Die Trading-Plattform "Bitpanda" spendete kurz vor der Bundestagswahl insgesamt 1,75 Millionen Euro, verteilt auf CDU, CSU, SPD und FDP. "Parteien der Mitte", wie es in einer Pressemitteilung des Unternehmens hieß. Bitpanda-CEO Eric Demuth verband das mit der Hoffnung, dass diese Parteien, die "wichtigsten Zukunfts-Themen für Deutschland vorantreiben".
Über 1,5 Millionen Euro spendete Winfried Stöcker im Bundestagswahlkampf an die AfD. Auf ZDFheute-Anfrage begründet er das damit, dass die AfD "die letzte Partei" sei, die "bei Verstand geblieben ist".
Die AfD feiern darf er, Reichweiten einkaufen nicht: Elon Musk hat aktiv für die AfD geworben. Die Bundestagsverwaltung prüft, ob er damit gegen das Parteiengesetz verstößt.
09.01.2025 | 1:26 minDie größte Spende für die SPD kam nicht in Form von Geld. Die Kampagnenagentur Media Force produzierte "Social-Media-Clips" für die Partei im Wert von 1,5 Millionen Euro. Die SPD habe "Mobilisierungspotential" verloren, schreibt Geschäftsführer Maximilian Oehl dazu auf LinkedIn. Die Clips sollten helfen, das wiederzuerlangen.
Wissenschaftler: Spenden verstärken "fatalen" Eindruck
Unabhängig davon, ob Korruption vorliege, verstärken Großspenden laut Parteienexperte Koß den "Eindruck der Ungleichheit", demzufolge Menschen mit mehr Geld auch mehr Einfluss auf Politiker haben.
Der Eindruck ist fatal, weil er das ohnehin schon weitverbreitete Gefühl der Ohnmacht gegenüber politischen Entscheidungsträgern verstärkt.
Michael Koß, Politikwissenschaftler an der Universität Lüneburg
Koß spricht sich deshalb für eine Obergrenze für Parteispenden aus.
Spenden wichtige Einnahme für Parteien
Doch wie hoch ist der Anteil an Spenden in der Parteienfinanzierung? Da es für 2025 noch keine finalen Zahlen über alle Parteispenden gibt, lohnt ein Blick zurück auf das Jahr 2021. Damals fand ebenfalls eine Bundestagswahl statt - und in Wahljahren wird stets deutlich mehr gespendet:
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Rund ein Fünftel der durchschnittlichen Einnahmen der Parteien kamen vor vier Jahren aus Spenden. Dazu zählten auch die Spenden unter der 35.000-Euro-Schwelle, die stets einen größeren Anteil des Spendenaufkommens ausmachen. Der Einfluss der Großspenden dürfte demnach nochmal geringer ausfallen.
Bundestagspartei SSW: Geld von Dänemark
Eine besondere Einnahmequelle hat der Südschleswigsche Wählerverband (SSW). Das ist die Partei der friesischen und dänischen Minderheit. Sie ist besonders in Schleswig-Holstein aktiv und seit 2021 zudem mit einem Sitz im Bundestag vertreten.
Der SSW hat vergangenes Jahr mehr als eine halbe Million Euro vom dänischen Staat erhalten. Ziel sei es, der Minderheitspartei die "politische Arbeit auf Augenhöhe" zu ermöglichen, schreibt der SSW auf ZDFheute-Anfrage.
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