CSU-Chef Söder: "Sozialstaat in dieser Form ungerecht"

Debatte über Sozialpolitik:Söder: "Es braucht harte Reformen"

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In der Diskussion um die Sozialpolitik fordert CSU-Chef Markus Söder ein "grundsätzliches Update" des Sozialstaats. Auch die SPD betont die Notwendigkeit für Reformen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) steht vor der Abfahrt nach Helgoland an Deck am 26.08.2025 in Hamburg.

CSU-Chef Söder spricht sich für Reformen aus.

Quelle: dpa

In der Debatte über die Sozialpolitik pocht Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auf "harte Reformen". Im Gespräch mit der "Augsburger Allgemeinen" sagte der CSU-Chef:

Der Sozialstaat braucht ein grundsätzliches Update.

Markus Söder, CSU-Chef

"Nur so bleiben wir leistungsfähig und können weiterhin denjenigen helfen, die wirklich Hilfe benötigen." Er bekräftigte seine Forderungen nach Einsparungen beim Bürgergeld und bei Fördergeldern für Wärmepumpen.

Kanzler-Interview

Das Klausurtreffen der Regierungsfraktionen in Würzburg sollte Einigkeit demonstrieren und den Koalitionsstreit vergessen machen. Jetzt hat Schwarz-Rot einen "Herbst der Reformen" angekündigt.

01.09.2025 | 2:31 min

Schwarz-rot steuert auf 'Herbst der Reformen' zu

Die schwarz-rote Koalition peilt im Herbst mehrere Gesetze für Reformen der Sozialsysteme an. Die Debatte steht vor dem Hintergrund der schwierigen Wirtschafts- und Finanzlage - und teils gegenläufiger Auffassungen von Union und SPD.

Kanzler Friedrich Merz (CDU) hatte am Wochenende erneut Ansagen für einschneidende Sozialreformen gemacht und damit noch frische Absprachen für mehr Gemeinsamkeit in der Koalition strapaziert. Für Mittwoch ist ein Koalitionsausschuss geplant.

Ökonom Stefan Kooths.

Der Kanzler hält den Sozialstaat für nicht mehr finanzierbar. Bei ZDFheute live erklärt Ökonom Stefan Kooths, was sich bei Bürgergeld, Rente und Krankenversicherung ändern muss.

30.08.2025 | 21:25 min

Söder will "harte Reformen" bei Sozialpolitik

CSU-Chef Söder betonte: "Der Sozialstaat in dieser Form ist ungerecht". Derzeit gebe Deutschland 50 Milliarden Euro im Jahr für das Bürgergeld aus, davon die Hälfte an Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft.

Es braucht harte Reformen. Das heißt: weniger Leistungen und mehr Anreize zur Arbeit.

Markus Söder (CSU), Ministerpräsident Bayern

Man müsse die Zumutbarkeitsregel bei Jobangeboten verschärfen und brauche strengere Regeln beim Wohngeld und beim Schonvermögen. "Das kann viele Milliarden einsparen."

Carsten Linnemann  CDU | Generalsekretär

Laut CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann ist die Leistungsbereitschaft in Deutschland da - doch würden sich nach aktuellen Rahmenbedingungen "Leistungen nicht lohnen".

01.09.2025 | 5:03 min

Merz: Leben über unsere Verhältnisse

Kanzler Merz hatte bei einem CDU-Landesparteitag in Bonn seine Analyse bekräftigt, man könne sich das System, das man heute habe, mit dem Erwirtschafteten nicht mehr leisten.

Wir leben seit Jahren über unsere Verhältnisse.

Friedrich Merz (CDU), Bundeskanzler

Frontalansicht von Arbeitsministerin Bärbel Bas

Nach Plänen von Arbeitsministerin Bas soll das Bürgergeld im kommenden Jahr nicht steigen. Zudem kündigte die SPD-Politikerin strengere Sanktionen für Empfänger an.

31.08.2025 | 0:18 min

Auch SPD befürwortet gewisse Reformen

SPD-Chefin und Sozialministerin Bärbel Bas sagte dagegen bei einer Juso-Konferenz in Gelsenkirchen, die Debatte, dass wir uns "diesen Sozialstaat finanziell nicht mehr leisten können", sei "Bullshit". Sie betonte aber ebenfalls die Notwendigkeit für Reformen.

Gewisse Verschärfungen beim Bürgergeld trägt auch die SPD mit, wie Co-Parteichef und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" deutlich machte. So sollten bei sogenannten Totalverweigerern der Druck deutlich hochgefahren und Sanktionen geschärft werden.

Tim Klüssendorf  SPD | Generalsekretär

Kanzler Merz spricht ein Machtwort: Es soll keine Steuererhöhungen geben. Doch die SPD sieht das anders. Alles müsse diskutiert werden, sagt Generalsekretär Klüssendorf.

01.09.2025 | 5:24 min

Er habe allein aus Gerechtigkeitsempfinden die Erwartung, dass man sich anstrenge. Ein Riegel vorgeschoben werden solle auch, wenn man beim Schwarzarbeiten erwischt wird.

Es ist unanständig, wenn jemand Bürgergeld bekommt, schwarz arbeitet, sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichert.

Lars Klingbeil (SPD), Vizekanzler

Vor dem Hintergrund der Diskussion über Reformen des Sozialstaats nimmt heute eine von der Regierung eingesetzte Kommission ihre Arbeit auf. Sie soll bis Ende des Jahres Vorschläge für die Bereiche Bürgergeld, Wohngeld und Kinderzuschlag machen. Ab Anfang 2026 sollen diese umgesetzt werden, hatte das Sozialministerium mitgeteilt.

Quelle: dpa, AFP

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