FDP-Chef Christian Dürr bei "Lanz": FDP als "radikale Mitte"

Christian Dürr bei "Markus Lanz":FDP will Partei der "radikalen Mitte" sein

von Felix Rappsilber
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Die FDP sei bereit, als Stimme der Mitte "radikale Veränderungen" zu wagen, sagt Parteichef Christian Dürr. Marc Felix Serrao bezeichnet diesen Kurs als "Minderheitenprogramm".

Christian Dürr zu Gast bei "Markus Lanz".

FDP-Chef Christian Dürr spricht bei "Markus Lanz" über die Zukunft seiner Partei.

Quelle: Markus Hertrich

"Wir wollen die Partei der radikalen Mitte sein." Christian Dürr, neuer Parteichef der FDP, kündigte am Donnerstagabend bei "Markus Lanz" den neuen Kurs seiner Partei an.

Nach dem Ampel-Aus und einer krachenden Niederlage bei der letzten Bundestagswahl befindet sich die FDP in der außerparlamentarischen Opposition. Dennoch verspüre ihr neuer Parteichef "Tatendrang".

76. Ordentlicher FDP-Bundesparteitag

Nach dem Wahldebakel bei der Bundestagswahl gibt Christian Lindner den FDP-Vorsitz ab. Christian Dürr soll die Partei erneuern und zurück in den Bundestag bringen.

16.05.2025 | 3:01 min

Christian Dürr, der innerhalb der Ampel-Regierung FDP-Fraktionschef gewesen war, sagte mit Blick auf seine neue Tätigkeit: "Das, was ich wirklich genieße, ist, sehr viel mit Menschen und deren Problemen zu tun zu haben, im Sinne von, was die Leute wirklich bewegt und was sie auch rasend macht an der Politik." Die Möglichkeit, so viel Kontakt zu Bürgern zu haben, habe es während der Regierungsbeteiligung der FDP nicht gegeben. Denn der Alltag im politischen Berlin sei "krass durchgetaktet".

Dürr "selbstkritisch" über Ampel-Jahre

Im Rückblick auf seine Zeit im Parlament gab sich der neue FDP-Chef betont "selbstkritisch". Die Ampel habe den wirtschaftlichen Niedergang in Deutschland nicht aufhalten können. Unter Schwarz-Rot erhöhe sich noch die Geschwindigkeit. Dürr sagte:

Das ist das, was Menschen zurzeit (...) aus der Mitte treibt. Und ich glaube, dass viele eigentlich Parteien der Mitte wollen, die echte Reformpolitik machen. Das Angebot ist nicht da.

Christian Dürr, Parteichef der FDP

Christian Dürr

Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag kommt die FDP zu einem zweitägigen Parteitag zusammen. Christian Dürr will Parteichef und Nachfolger von Lindner werden. Aber welcher Kurs soll es werden?

16.05.2025 | 2:32 min

Journalist: Mitte sehr stark nach links gerückt

Marc Felix Serrao, Chefredakteur der "NZZ" in Deutschland, sah einen Widerspruch in Dürrs Begriff der "radikalen Mitte". "'Radikale Mitte' ist wie der 'militante Friedensaktivist' oder der 'richtig taffe Softie'." Doch das viel größere Problem sei: "Alle wollen Mitte sein in Deutschland. Die Union will Mitte sein, die SPD will Mitte sein, die Grünen - alle behaupten von sich, politische Mitte zu sein."

Die Mitte sei in den letzten Jahrzehnten "sehr stark nach links verrückt" worden. Wenn sich die FDP nun als "radikale Mitte" bezeichne, sei Serraos Assoziation nicht, "das ist radikal was anderes als das, was die anderen machen", sondern "es ist radikal 'more of the same', es ist radikal links".

Christian Dürr

"Wir öffnen uns auch für Menschen, die direkt aus der Wirtschaft kommen", sagt Christian Dürr.

16.05.2025 | 4:49 min

Dürr: Geht um Mitte der Gesellschaft

Der neue Kurs der FDP sei "ausdrücklich nicht rechts oder links", widersprach Dürr. Er betonte: "Es geht mir dabei nicht um eine politische Einordnung nach dem Motto Distanz zu anderen, sondern um die Mitte der Gesellschaft."

Und da fühlen sich die allermeisten teilweise verloren von der Politik.

Christian Dürr, Parteichef der FDP

Bei Themen wie Verteidigungsfähigkeit, Rente, Künstliche Intelligenz, Verbrenner-Verbot und Lieferkettengesetz brauche es eine "politische Stimme aus der Mitte der Gesellschaft, die bereit ist, radikale Änderungen zu wagen".

Pressekonferenz im Bundeskanzleramt nach Koalitionsausschuss: L-R: CSU-Chef Markus Soeder, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Bundesministerin fuer Arbeit und Soziales Baerbel Bas (SPD), Bundesminister der Finanzen Lars Klingbeil (SPD)

Das Bürgergeld wird zur "Grundsicherung" mit strengeren Regeln. Außerdem sollen mit der neuen "Aktiv-Rente" längeres Arbeiten und zusätzliche Einkommen attraktiver werden.

09.10.2025 | 1:38 min

Der Liberalismus, entgegnete Serrao, sei in Deutschland "noch nie mehrheitsfähig" gewesen. Der Journalist wandte sich an Dürr:

Sie müssen sich erst mal darüber im Klaren sein, dass Sie ein Minderheitenprogramm haben und das dann selbstbewusst vertreten.

Marc Felix Serrao, Chefredakteur der "NZZ" Deutschland

Serrao weiter: "Warum nicht 'radikal liberal'? Warum nicht 'Markt pur'? Warum nicht 'freisinnig'?"

Neues KI-Gesetz

Ab heute gelten in der EU strengere Vorschriften für Künstliche Intelligenz. Anbieter müssen nun mehr Daten offenlegen. Damit soll der Urheberrechte besser geschützt werden.

02.08.2025 | 1:40 min

Dürr: Merz soll seine Macht nutzen

Diese Ziele, so Dürr, würden im Begriff der "radikalen Mitte" stecken: "Dieses Land muss ein Lieferkettengesetz und die Richtlinie auf europäischer Ebene (...) gleich mit abschaffen."

Ich würde mir wünschen, das sage ich als außerparlamentarischer Politiker, dass Friedrich Merz seine Macht nutzt.

Christian Dürr, Parteichef der FDP

Der deutsche Bundeskanzler, die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und sogar der Vorsitzende der größten Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber, seien Mitglieder der CDU. Adressiert an CDU-Chef Friedrich Merz forderte Dürr:

Die Politik muss in Bezug auf Überregulierung und Bürokratie mehr Risiko wagen.

Christian Dürr, Parteichef der FDP

Klausurtagung des Bundeskabinetts

Mit einem Reformpaket will die Bundesregierung Staat und Verwaltung modernisieren. Schlanker und digitaler soll es werden – und Bürokratiekosten in Milliardenhöhe sparen.

01.10.2025 | 2:36 min

In den 2000er-Jahren seien Big-Tech-Unternehmen an Deutschland und Europa vorbeigegangen. Dürr sorge sich darum, dass "wir das jetzt bei KI erneut erleben werden". Er appellierte: "Wenn wir versuchen, die Zukunft durch super Regeln, tolle Gesetze und viele Subventionen zuzuschütten, dann werden wir die Zukunft in Deutschland verspielen." Seine Partei wolle der Gegenentwurf dazu sein.

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