Verpflichtende Musterung:Bundestag beschließt neuen Wehrdienst
Der Bundestag hat grünes Licht für die Einführung eines neuen Wehrdienstes gegeben. Abgeordnete der Koalition stimmten den Plänen von Verteidigungsminister Boris Pistorius zu.
Für Boris Pistorius fangen die Probleme jetzt erst an. Was, wenn nicht genügend Freiwillige zum Bund kommen? Dann müsste ein neues Gesetz her. Die Debatte wäre wieder da, mit aller Härte.
16.11.2025 | 4:21 minDer Bundestag hat dem Gesetz für einen neuen Wehrdienst zugestimmt. Eine Mehrheit der Abgeordneten votierte in namentlicher Abstimmung für die Pläne der Bundesregierung, die eine verpflichtende Musterung junger Männer sowie die Wiedereinführung der Wehrerfassung vorsehen.
Damit kehrt Deutschland zur verpflichtenden Musterung ganzer Jahrgänge zurück. Der Wehrdienst an sich bleibt aber freiwillig - sofern angestrebte Personalziele erreicht werden. Wenn nicht, könnte über einen weiteren Bundestagsbeschluss die Einführung einer teilweisen Wehrpflicht kommen.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Vertreter der Union verteidigten vorher bei der Debatte im Bundestag den vorerst weiter freiwilligen Dienst, der nun aber mit einer verpflichtenden Musterung verbunden wird. Grüne, Linke und AfD lehnten die Pläne aus unterschiedlichen Gründen ab. Bundesweit gab es am Freitag Aufrufe zu Schulstreiks gegen die Wehrdienstpläne.
Nach langem Streit haben sich Union und SPD auf ein Modell für den neuen Wehrdienst geeinigt. Geplant sind eine flächendeckende Musterung sowie Zielmarken für den Personalaufwuchs.
14.11.2025 | 2:11 minWas sehen die Pläne von Pistorius vor?
Pistorius' Pläne sehen vor, dass alle 18-jährigen Männer ab dem kommenden Jahr einen Fragebogen zum Interesse am Wehrdienst ausfüllen müssen. Für sie ist dann auch die Musterung verpflichtend. Die Entscheidung für den Dienst an der Waffe bleibt aber bis auf Weiteres freiwillig.
Es gehe damit um einen Fragebogen und eine "Musterung, die niemandem wehtut", sagte Pistorius in der Debatte. Der Wehrdienst bleibe freiwillig, "wenn alles so gut läuft, wie wir uns das versprechen". Zur Ehrlichkeit gehöre aber auch, dass es die Möglichkeit einer "Teil-Wehrpflicht" gebe, wenn sich die Bedrohungslage "schlechter entwickelt" und Personalziele für die Bundeswehr nicht erreicht würden. Über die Einführung einer sogenannten Bedarfswehrpflicht müsste dann aber erneut der Bundestag befinden.
Röttgen sieht Bedrohung durch Russland
Der CDU-Verteidigungspolitiker Norbert Röttgen sagte, die Erhöhung der Personalstärke der Bundeswehr sei angesichts der Bedrohung durch Russland nötig.
Wir müssen uns wieder verteidigen können, um uns nicht verteidigen zu müssen.
Norbert Röttgen, CDU-Verteidigungspolitiker
Dafür gebe es im Gesetz eine "mit konkreten Zahlen ausgestatteten Aufwuchsplan". Wenn über das Freiwilligen-Modell nicht genügend Menschen für die Bundeswehr gefunden würden, werde das Parlament erneut entscheiden.
"Die Freiwilligkeit reicht, die Bewerberzahlen zeigen das", sagt Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Das neue Gesetz mache den Wehrdienst nun noch attraktiver.
13.11.2025 | 6:15 minKritik von Grünen und der Linken
Die Grünen-Abgeordnete Sara Nanni kritisierte, dass die Pläne keine systematische Abfrage für den Dienst etwa im Zivilschutz vorsähen und zunächst nur 18-jährige Männer verpflichtend einen Fragebogen zum Interesse am Dienst in den Streitkräften ausfüllen müssen - und nicht "alle Generationen" und "alle Geschlechter".
Die Linke lehnt die Pläne kategorisch ab; sie sieht darin die Vorbereitung einer Wehrpflicht. Die Linken-Abgeordnete Desiree Becker unterstützte die Schülerstreiks: "Geht auf die Straße, streikt heute gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht", sagte sie an die jungen Menschen gewandt.
Informiert euch über das Recht auf Kriegsdienstverweigerung und nutzt es.
Desiree Becker, Linken-Abgeordnete
Die Wehrpflicht-Debatte hat erstmal ein Ende, doch die Unsicherheit bei Jugendlichen bleibt. Das Interesse bei jungen Leuten ist aber da, wie „Schnuppertage“ bei der Bundeswehr zeigen.
15.11.2025 | 4:23 minAfD: "Das reicht nicht"
Der AfD-Abgeordnete Rüdiger Lucassen warf der Bundesregierung vor, den Dienst bei den Streitkräften nur mit Geld attraktiver machen zu wollen. "Das reicht nicht." Gegenentwurf sei "der Soldat, der aus Überzeugung dient, es ist der deutsche Soldat, der weiß, wofür er kämpft". Nötig sei "der geborene Verteidiger (...) der deutschen Schicksalsgemeinschaft".
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