Feierliches Gelöbnis in Berlin:Bundeswehr-Rekrut: "Der Staat will viel von einem"
von Renée Severin, Berlin
In Berlin legen hunderte Rekruten ihren Eid ab - mitten in der Debatte um die Wehrpflicht. Warum sich manche freiwillig verpflichten und andere lautstark widersprechen.
Der 12. November 1955 gilt als Geburtsstunde der Bundeswehr. Seitdem leistet sie ihren Beitrag zur Erhaltung des Friedens und hat in dieser Zeit eine wechselvolle Geschichte erlebt.
12.11.2025 | 144:05 minAn Aufmerksamkeit mangelt es der Bundeswehr derzeit nicht. Während Deutschland über einen Wehrdienst und Aufrüstung diskutiert, feiert die Truppe ihren 70. Geburtstag - zelebriert mit feierlichen Gelöbnissen im Land, auch in Berlin. In unmittelbarer Sichtweite zum Bundestag und zum Kanzleramt bekennen sich Rekrutinnen und Rekruten zum Staat, legen auch vor dem Bundespräsidenten ihren Eid ab.
Der Nachwuchs dürfte auf der Wunschliste des Geburtstagskindes gestanden haben. Denn die Verteidigung braucht ihn, nicht umsonst ringt die Bundesregierung zuletzt um eine Lösung in der Wehrdienst-Debatte. Fernab von Fragebögen und Losverfahren hat Kiara sich für die Bundeswehr entschieden - und sich gleich für fünfzehn Jahre verpflichtet, fast so lang wie ihr bisheriges Leben.
Während über den Wehrdienst gestritten wird, legen junge Rekruten in Berlin ihren Eid ab – und sprechen über ihre Motivation.
12.11.2025 | 2:02 minRekrutin kennt Konsequenzen: Einsatz im Kriegsgebiet
Die 17-Jährige aus Mecklenburg-Vorpommern ist seit Anfang Oktober bei der Bundeswehr, jetzt gehört zu ihrem Namen auch ihr Dienstgrad: Feldwebelanwärterin. Schon seit ihrer Kindheit sei sie von Menschen in Uniform begeistert gewesen, hat Familie bei der Polizei.
Ich wollte es unbedingt machen.
Kiara, Feldwebelanwärterin
Was treibt die junge Kiara zur Bundeswehr?
Quelle: ZDF/Dina BogdanskiAuf die wohl drastischste Konsequenz ihres Gelöbnisses ist Kiara schon jetzt eingestellt: Einsätze in Kriegsgebieten. "Ich weiß zwar noch nicht wo, aber ich rechne damit", sagt sie. Etwas Angst habe sie, aber - wenn es so komme - wäre sie bereit, dem Land zu dienen, so die Rekrutin.
Pistorius zu Bundeswehr-Nachwuchs: "Werden gebraucht"
Wie Kiara legen an diesem Mittwoch allein in Berlin insgesamt 280 Rekrutinnen und Rekruten ihr Gelöbnis ab, darunter 26 Frauen. Sie alle befinden sich in der Grundausbildung der Bundeswehr. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagt dem Nachwuchs vor dem Kanzleramt heute: "Sie werden gebraucht." Sie und eigentlich noch viel mehr.
Verteidigungsminister Pistorius traf sich heute mit den Fraktionschefs von Union und SPD, um die Personalprobleme der Bundeswehr zu besprechen. Diana Zimmermann berichtet.
12.11.2025 | 1:41 minDenn in den nächsten zehn Jahren soll die Zahl der deutschen Soldatinnen und Soldaten von derzeit 183.000 auf 260.000 steigen. Neues Personal, für das ein Wehrdienst sorgen soll und über dessen finale Details noch diskutiert wird - nicht nur auf politischer Ebene, auch unter denen, die es betrifft. Besonders: Die Frage, ob ein freiwilliger Wehrdienst angesichts der Ziele realistisch bleibt.
Junge Fußballer in Brandenburg träumen von der Profikarriere. Ein Wehrdienst könnte ihre Pläne durchkreuzen. Wie denken die Nachwuchs-Kicker darüber? Zu Besuch beim Fußballtraining.
12.11.2025 | 1:35 minDebatte um Wehrpflicht: Jugend bittet um Gehör
Auf Social Media treffen Content Creator wie etwa Robert Karo mit Kritik an einer möglichen Wehrpflicht einen Nerv in der Generation. Die Generation bekäme zu viele Themen aufgehalst, sagt Karo im Gespräch mit dem ZDF, und meint damit etwa die Kosten der Rente und den Klimawandel. Und dann hieße es auch noch:
Die Verteidigung der Demokratie und der europäischen Werte, das ist auch noch eure Aufgabe.
Robert Karo, Content Creator
Quentin Gärtner von der Bundesschülerkonferenz sagt im ZDF: "Es ist hirnrissig, wenn man meint, man kann ein gutes Gesetz schreiben über junge Menschen, ohne sie mal gefragt zu haben." Er selbst könne sich aber vorstellen, nach der Uni einen Wehrdienst zu leisten.
Rekrut: "Der Staat will viel von einem"
Eric hat sich bereits für einen freiwilligen Wehrdienst entschieden. Nach dem Abitur hatte er erst in der Hotellerie gearbeitet. Jetzt macht er seine Grundausbildung im Fernmeldebataillon, anschließend soll er zum Fallschirmjäger werden.
Ich denke, dass ich hier was Bedeutsames tun kann.
Eric, Funker
Eric spricht sich für einen Wehrdienst für alle aus.
Quelle: ZDF/Dina BogdanskiDass er jetzt bei der Bundeswehr ist, das hätte vor allem seiner Freundin nicht nur gefallen. Irgendwann könne seine Position etwa bei der Familienplanung stören: "Der Staat will viel von einem", sagt Eric und spricht sich dennoch für einen Wehrdienst für alle aus.
Bei der Festrede zum 70. Geburtstag der Bundeswehr machte Bundespräsident Steinmeier auch die aktuelle Wehrpflicht-Debatte zum Thema.
12.11.2025 | 1:47 minEr selbst musste sich nach der Schulzeit erstmal zurechtfinden, Disziplin lernen. Die Zeit bei der Bundeswehr "könnte ein Kompass sein, ein Richtungsweiser", so Eric. Und: "Die Erfahrungen, die ich in den ersten sechs Wochen sammeln konnte, waren schon eindrucksvoll." Der Rekrut kann sich schon jetzt vorstellen, nach seinem Wehrdienst zu verlängern.
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