Aufstieg in der Flüchtlingskrise:Die AfD und Angela Merkels "Wir schaffen das"
In nur zehn Jahren hat es die AfD geschafft, sich zu retten und stattdessen stärkste Oppositionspartei im Bundestag zu werden. Wie ihr die Flüchtlingskrise half.
Wählerstimmen, Populismus und die AfD: Ein Blick auf den Parteiaufstieg inmitten der Flüchtlingskrise und den internen Machtkämpfen.
19.08.2025 | 43:33 minIm Sommer 2015 sahen Umfragen die AfD bei der "Sonntagsfrage" noch zwischen drei und vier Prozent. "Die Partei war eigentlich tot im Sommer 2015", sagt Steffen Königer, der einige Jahre stellvertretender Landesvorsitzender in Brandenburg war.
Dann kam die große Rettung der AfD durch Frau Merkel.
Jörg Meuthen, ehemaliger Vorsitzender der AfD
So beschreibt Jörg Meuthen heute die Wirkung von Angela Merkels berühmt gewordenem Satz und dem, was im Herbst 2015 als Flüchtlingskrise in die Geschichte einging. Dabei hatte die Partei zunächst gar keine Strategie. Sie konnte abwarten und von den Lücken profitieren, die die anderen Parteien ließen.
Zehn Jahre nach Angela Merkels historischem Satz "Wir schaffen das" zieht Sarah Tacke schonungslos Bilanz: Wie hat die Migration seit 2015 unser Land verändert? Haben wir es "geschafft"?
14.08.2025 | 43:20 minKeine Kritik an Grenzöffnung im Bundestag
Im Bundestag hatten CDU und SPD 2015 eine Mehrheit und mit Grünen und Linken gab es im Parlament nur linke Oppositionsparteien. Grundsätzliche Kritik an der Entscheidung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die Grenzen für Geflüchtete zu öffnen, gab es kaum. Selbst dann, als kritische Stimmen aus der CSU kamen, fand die eigentliche Debatte nicht im Deutschen Bundestag statt.
Die Bilder von Begrüßungsszenen am Münchner Hauptbahnhof und anderswo überlagerten die Sorgen, die es in Teilen der Bevölkerung auch gab. Jörg Meuthen, ehemaliger Vorsitzender der Partei, sagt, die AfD habe wie im Märchen nur die Schürze aufhalten müssen, bis die Sterntaler hinein fielen. Mühelos und ohne eigenes Konzept bekam die AfD damit erheblichen Zulauf derer, die sich an anderer Stelle nicht wahrgenommen und vertreten sahen.
Migration ist ein Geschenk für populistische Parteien.
Victoria Rietig, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik
Victoria Rietig von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik weist auf das Spaltungspotenzial des Themas hin. Es eröffnet die Möglichkeit, neue Wählergruppen zu gewinnen.
Die Doku "AfD - Aufstieg in der Flüchtlingskrise" erzählt minutiös das Jahr nach, in dem die Partei ihren großen programmatischen Wandel vollführte. Zu sehen im ZDF am 19. August um 20:15 Uhr oder jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.
Flüchtlinge als Thema der AfD in Wahlkämpfen 2016
Zum ersten Mal bestritt die AfD im Frühjahr 2016 die Landtagswahlkämpfe in Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg mit der Flüchtlingsthematik als Schwerpunkt. Während in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz der Tonfall noch moderat ausfiel, setzte der Landesvorsitzende in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, auf offen rassistische und ausländerfeindliche Töne.
Poggenburg, einer der Mitinitiatoren des "Flügels" um Björn Höcke, führte die AfD damit als größte Oppositionspartei in den Magdeburger Landtag. Diese Wahlerfolge im Frühjahr 2016 waren die Bestätigung für das neue zentrale Thema der Partei.
Hungernde und getötete Kinder: AfD-Chef Tino Chrupalla sagt, dass in Gaza "Verbrechen" stattfinden. Er spricht sich gegen Waffenlieferungen nach Israel aus und stützt den Kurs von Kanzler Merz.
10.08.2025 | 20:13 minAfD: Mit Neuausrichtung auch das Personal gewechselt
Auf ihrem Programmparteitag in Stuttgart 2016 schrieb die AfD den Anti-Islam-Kurs fest in ihr Grundsatzprogramm. Muslime stellen demnach eine Gefahr für Deutschland dar. Damit legte die Partei das programmatische Fundament, das Jahre später schließlich in die Forderungen nach "Remigration" führt. Die populistische Forderung, "Ausländer" und Menschen, die pauschal als solche wahrgenommen werden, abzuschieben, ist nun Mainstream in einer Partei, die mit der Neuausrichtung auch ihr Personal gewechselt hat. Wer mit Björn Höcke nicht in einer Partei sein wollte, ist gegangen.
Der Grundstein dafür wurde früher gelegt: In nur einem Jahr, vom Sommer 2015 bis Sommer 2016, hat die AfD die Flüchtlingsthematik zu ihrem zentralen Thema gemacht und ist damit bis heute erfolgreich. Jörg Meuthen bringt es in eine einfache Gleichung: "Legen Sie mal eine Korrelationsgerade über die Migrationsentwicklung und Umfragewerte der AfD, dann werden Sie feststellen, das korreliert total." Seine Prognose: "Wenn die illegale Migration tatsächlich sinken sollte, wird die AfD auch sinken."
Ist Deutschland ein unsicheres Land geworden? Dunja Hayali geht der Frage nach der inneren (Un-)Sicherheit nach. Ist diese ein Bauchgefühl oder hat sich in Deutschland etwas verändert?
21.08.2025 | 44:18 minMehr zur AfD
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