Generaldebatte im Bundestag:Merz: Grundsätzliche Reformen für Bürger stehen an
Zum Auftakt der Haushaltswoche hat Kanzler Merz die Bürger auf "grundsätzliche" Entscheidungen vorbereitet. Oppositionsführerin Weidel warf ihm dagegen mangelnden Reformwillen vor.
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06.05.2025Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat die Menschen in Deutschland auf tiefgreifende Veränderungen und eine lang anhaltende Diskussion um Reformen eingestellt. In der Generaldebatte zum Haushalt 2025 im Bundestag sagte er am Mittwoch:
Unser Land steht in diesem Herbst vor wichtigen Entscheidungen.
Friedrich Merz (CDU), Bundeskanzler
"Die Entscheidungen, die vor uns liegen, gehen nicht um Details, sondern sie gehen um sehr Grundsätzliches." Wichtig sei es, "an dieser Wegmarke den richtigen Pfad einzuschlagen". Gleichzeitig werde die Debatte um Reformen länger dauern. "Der Herbst der Reformen wird auch nicht die letzte Jahreszeit sein, in der wir das Land zum Besseren verändern", kündigte Merz an.
Es wird sich ein Winter, ein Frühling, ein Sommer, ein nächster Herbst anschließen mit Reformen.
Friedrich Merz (CDU), Bundeskanzler
Kanzler Merz kündigt im Bundestag "mutige Reformen" der Sozialsysteme an. "Wir müssen Dinge neu ordnen, damit sie auch künftig ihren Zweck erfüllen", sagt er.
17.09.2025 | 26:53 minKanzler: Zusammenhalt wird infrage gestellt
Merz benannte drei große Herausforderungen:
- Die Freiheit sei "durch militärische Gewalt, durch hybride Bedrohungen, durch Angriffe auf unsere demokratische Ordnung" bedroht.
- Deutschlands Wirtschaftsmodell sei durch Protektionismus, hohe Energiepreise und eine Welle neuer Technologien "unter Druck".
- Der Zusammenhalt in Deutschland werde durch politische Kräfte im In- und Ausland "offen infrage gestellt".
Es geht um nicht mehr oder weniger als um die Zukunft unseres Landes.
Friedrich Merz, Bundeskanzler
Morgen wird der Haushalt 2025 beschlossen, kommende Woche steht schon der Etat 2026 auf dem Plan. Wie gerecht ist aber die Lastenverteilung zwischen den Generationen?
17.09.2025 | 2:34 minEs gehe darum, "wie wir leben und zusammenleben, wie wir arbeiten und erwirtschaften, und ob unsere Werte weiterhin Bestand haben." Seine Regierung habe "den festen und gemeinsamen Willen, sich dieser Realität zu stellen", sagte der Kanzler.
Wir werden unsere Freiheit bewahren, den Wohlstand mehren und neuen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ermöglichen.
Friedrich Merz, Bundeskanzler
Merz bat die Bürgerinnen und Bürger ausdrücklich darum, die schwarz-rote Bundesregierung beim geplanten Reform-Marathon zu unterstützen. "Es gibt jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Unser Land muss jetzt spüren, dass es besser wird, dass die lange bekannten Probleme wirklich angegangen werden", sagte der CDU-Chef.
SPD-Fraktionschef Miersch kündigt Reformen des Sozialstaats an, der "effizient und zielgenau" werden müsse. Dabei müsse auch über die Einbeziehung großer Vermögen diskutiert werden.
17.09.2025 | 9:39 minMiersch mahnt soziale Gerechtigkeit an
Auch SPD-Fraktionschef Matthias Miersch bekannte sich in der Generaldebatte klar zu notwendigen Reformen, mahnte dabei aber soziale Gerechtigkeit an.
Wir stehen zu einem Sozialstaat, der dem Einzelnen Sicherheit gibt.
Matthias Miersch, SPD-Fraktionschef
Zur Gerechtigkeit gehöre zudem auch eine angemessene Beteiligung "der ganz großen Vermögen", bekräftigte er das Ziel der SPD, Korrekturen bei der Erbschaftssteuer zu erreichen.
Im Haushalt 2025 soll unter anderem mehr Geld für Rüstung ausgeben werden. Die Opposition kritisiert die hohe Neuverschuldung für Verteidigung und Infrastruktur.
05.09.2025 | 1:54 minEr kritisierte auch, dass es im Gesundheitssystem trotz staatlicher Milliardenzahlungen weiterhin schwierig sei, Termine beim Facharzt zu bekommen. Die SPD werde aber weiter für Schutz im Alter oder bei Krankheit sorgen, "darauf können sich die Menschen verlassen".
Weidel: Alibimaßnahmen bei Migrationspolitik
AfD-Partei- und Fraktionschefin Alice Weidel hatte zuvor die Politik von Merz scharf angegriffen. Als Oppositionsführerin eröffnete sie die Generaldebatte im Bundestag. Weidel warf dem CDU-Politiker Merz einen linken Kurs und Sprachlosigkeit vor, angesichts des Attentats auf den rechten US-Aktivisten Charlie Kirk oder Brandanschlägen auf die Bahn.
Weidel wirft Kanzler Merz "Selbstgefälligkeit" und "Symbolpolitik" vor. Der Haushalt 2025 sei "ohne Maß und Ziel" und treibe "die Krise weiter auf die Spitze", sagt sie im Bundestag.
17.09.2025 | 17:03 minAuch die Migrationspolitik der schwarz-roten Bundesregierung kritisierte Weidel und sprach von "Alibimaßnahmen und Symbolpolitik". Sie erneuerte Forderungen der AfD nach weiteren Verschärfungen an den Grenzen, beim Familiennachzug, nach einer Rückkehr zur Kernkraft oder für Ausgabenstreichungen beim Klimaschutz.
AfD-Chefin spricht vom "Herbst der leeren Worte"
Weidel warf Merz zudem "Kriegstreiberei" vor.
Sie sabotieren die Bestrebungen des US-Präsidenten Donald Trump, den Ukraine-Krieg schnell zu beenden.
Alice Weidel, AfD-Chefin
Der Bundeshaushalt der Koalition sei "ein zusammengeschusterter, verantwortungsloser Haushalt ohne Maß und Ziel, der kein einziges Problem löst, aber die Krise weiter auf die Spitze treibt".
Der von Merz ausgelobte "Herbst der Reformen wird der Herbst der leeren Worte und wird zum Winter der noch höheren Ausgaben führen", fuhr Weidel fort. Merz habe "jedes Wahlversprechen gebrochen", sagte Weidel. Sie nannte etwa die Einhaltung der Schuldenbremse, die Senkung der Stromsteuer, die Rückkehr zur Atomkraft, die Bürgergeldreform und die Abschaffung des Verbrennerverbots. "Das nächste Umfallen deutet sich bei der Erbschaftssteuer an", sagte Weidel.
Dröge: Regierung nutzt Sondervermögen nicht sinnvoll
Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge kritisierte: "Sie vergessen immer und immer wieder den deutschen Mittelstand", warf sie Merz vor. Die Stromsteuer müsse wie versprochen für alle sinken. Darüber hinaus habe Merz durch Druck auf die EU-Kommission einen unvorteilhaften Handelsdeal mit US-Präsident Donald Trump mitzuverantworten. "Das ist einfach schlecht."
Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge wirft der Bundesregierung vor, das Geld aus dem milliardenschweren Sondervermögen nicht sinnvoll zu nutzen. Es fehle der Union "der Mut zur Zukunft".
17.09.2025 | 17:29 minDas Geld aus dem milliardenschweren Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz nutze die Bundesregierung nicht sinnvoll, beklagte Dröge. "Sie hätten mit diesem gigantischen Sondervermögen jetzt die Chance gehabt, einen Moment des Aufbruchs zu schaffen", warf sie der Regierung vor.
Stattdessen schaffen Sie einen Moment der Enttäuschung.
Katharina Dröge, Grünen-Fraktionschefin
Die Regierung stopfe mit den Mitteln Haushaltslöcher.
Reichinnek: "Herbst sozialer Grausamkeiten"
Auch die Linke warf der Bundesregierung eine falsche Prioritätensetzung bei den Staatsausgaben vor. "Egal wo, es ist nie Geld da, wir müssen ja aufrüsten", kritisierte Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek.
Das Einzige, was bei Ihrem Haushalt rollt, das sind die Panzer.
Heidi Reichinnek, Linken-Fraktionschefin
Reichinnek forderte, Vermögende "fair an der Finanzierung des Gemeinwesens" zu beteiligen.
17.09.2025 | 13:19 minSie griff die Koalition für ihre Reformpläne bei den Sozialsystemen zum Beispiel beim Bürgergeld an. "Was bei Ihnen ansteht, ist nichts anderes als ein Herbst der sozialen Grausamkeiten. Das werden wir nicht hinnehmen." Was die Koalition als Gerechtigkeit verkaufen wolle, sei nichts anderes als Armenhass. Die Linksfraktionschefin forderte, Reiche stärker bei der Finanzierung des Gemeinwesens heranzuziehen.
Die Debatte über den Haushalt des Bundeskanzleramts bei den Haushaltsberatungen nutzt die Opposition traditionell zur Generalabrechnung mit der Politik der Bundesregierung.
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