Friedensverhandlungen:Wie laufen die Gespräche über ein Kriegsende in der Ukraine?
Der US-Plan für ein Ende des Ukraine-Krieges wurde nachjustiert - nun gehen die Verhandlungen darüber in eine neue Phase. Erstmals sind offizielle Gespräche mit Russland geplant.
Eine ukrainische Delegation in Florida, der US-Sonderbeauftragte reist nach Moskau, Präsident Selenskyj in Paris: Auf vielen Ebenen wird an einem möglichen Friedensplan gearbeitet.
01.12.2025 | 1:51 minDie Gespräche für eine Beendigung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gehen in eine neue Phase. Der erste 28-Punkte-Plan der USA wurde gemäß ukrainischen und europäischen Sicherheitsinteressen nachverhandelt. Nun sind auch erstmals offizielle Gespräche mit Russland geplant.
Wichtige Fragen und Antworten zu den Erfolgsaussichten:
Wie ist der Stand bei den Gesprächen?
In den USA arbeiteten ukrainische und amerikanische Unterhändler am Sonntag an offenen Fragen eines möglichen "Friedensplans". US-Außenminister Marco Rubio sprach anschließend von "weiteren Fortschritten", betonte aber auch, es bleibe noch viel zu tun.
US-Präsident Donald Trump zeigt sich nach Gesprächen mit der Ukraine optimistisch über ein mögliches Kriegsende. Sein Statement im Video.
01.12.2025 | 1:01 minDer vorläufige 28-Punkte-Plan der USA war vorletzte Woche durch Medienberichte bekanntgeworden. Führende europäische Staaten, EU-Vertreter und die ukrainische Delegation drangen daraufhin vor gut einer Woche bei einem Treffen mit US-Unterhändlern in Genf auf Anpassungen. Danach war die Rede von einem abgeänderten Papier.
Beide Versionen - die ursprüngliche und die Genfer Neufassung - liegen nach Angaben des Kreml auch Russland vor. Die ersten offiziellen Gespräche mit US-Vertretern dazu sind am Dienstag in Moskau geplant. Nach Angaben von Kremlsprecher Dmitri Peskow empfängt Russlands Präsident Wladimir Putin den US-Sondergesandten Steve Witkoff in der zweiten Tageshälfte. Der russische Staatschef hatte den ersten US-Plan als Grundlage für mögliche Friedensverhandlungen gelobt.
Europa steht vor einem entscheidenden Monat: Kann es die Ukraine ohne die USA militärisch und finanziell stützen und wird aus dem 28-Punkte-"Friedensplan" ein Weg zur Waffenruhe?
01.12.2025 | 2:35 minWorum geht es bei den Gesprächen?
Beide Seiten bekunden die Bereitschaft zu Friedensverhandlungen. Aber sie wollen unterschiedliche Wege gehen.
- Die Ukraine strebt einen bedingungslosen Waffenstillstand an und will danach alles andere verhandeln.
- Russland hingegen will zuerst eine grundsätzliche Regelung des Konflikts. Moskau dürfte einem Waffenstillstand nur zustimmen, wenn dafür bestimmte Bedingungen erfüllt sind - allen voran ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine und ein Stopp der Mobilmachung für den Krieg. Unerschütterlich scheint dabei die Position Russlands, das auf einem Rückzug ukrainischer Truppen aus dem Donbass besteht - also jenen Teilen der Gebiete Donezk und Luhansk, die Moskau nicht kontrolliert.
- Ukraine: Auf ukrainischer Seite führt der Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, Rustem Umjerow, das neunköpfige Verhandlungsteam. Er hat in diesem Jahr bereits bei den ersten direkten Verhandlungen seit 2022 mit der russischen Seite in Istanbul gesprochen.
- Russland: Moskaus Chefunterhändler Wladimir Medinski, der mit Umjerow erfolgreich den Austausch von Gefangenen und getöteten Soldaten aushandelte, ist weiter Putins erster Mann für die Gespräche.
- USA: Der in Moskau erwartete US-Sondergesandte Steve Witkoff hat nicht nur Kreml-Chef Wladimir Putin wiederholt getroffen, er pflegt auch zu dessen Wirtschaftsexperten Kirill Dmitrijew enge Kontakte, der mehrfach zu Gesprächen über eine mögliche Beendigung des Krieges in den USA war.
Nicht direkt beteiligt an den Verhandlungen sind die Europäer.
Sowohl Russland als auch die Ukraine versuchen jeweils, sich Trump gegenüber friedensbereit zu zeigen und ihn damit wohlwollend zu stimmen.
Trump scheint vor allem daran interessiert, das für ihn leidige Kriegsthema durch einen Kompromiss zu beenden und wieder zu Geschäften vor allem mit der Rohstoffgroßmacht Russland zu kommen. Kritiker werfen den USA vor, nur dieses Ziel im Blick zu haben und darüber den konkreten Inhalt eines Deals zur Beendigung des Krieges zu vernachlässigen.
Vor dem Treffen der EU-Verteidigungsminister äußerte sich Kaja Kallas zu Hilfsmaßnahmen für die Ukraine und den Friedensgesprächen. Das Statement der EU-Außenbeauftragten im Video.
01.12.2025 | 1:38 minWo sind rote Linien?
Eine Kapitulation lehnt die Ukraine ab. Für Kiew sind mindestens drei Punkte nach bisherigem Stand nicht verhandelbar:
- Gebietsabtretungen in jeglicher Form
- der von Moskau geforderte Verzicht auf das Recht eines Nato-Beitritts
- von Russland diktierte Beschränkungen der Truppenstärke und Waffengattungen des ukrainischen Militärs
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nennt die Wahrung der Souveränität und starke Sicherheitsgarantien für die Ukraine als Prioritäten für Friedensgespräche.
Russland dürfe nicht für den von ihm begonnenen Krieg belohnt werden, sagte Selenskyj bei seinem Besuch beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron am Montag. Selenskyj nannte die jüngsten Gespräche mit den USA "sehr konstruktiv". Es gebe jedoch "einige schwierige Themen, die noch bearbeitet werden müssen", schrieb er im Onlinedienst X.
Pressekonferenz anlässlich des Empfangs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am 01.12.2025
01.12.2025 | 31:14 minDa es sich bei den roten Linien der Ukraine um russische Maximalforderungen handelt, geht es auch um die Frage, wer zuerst seine roten Linien aufgibt. Für Russland wäre es schon ein Erfolg, wenn zumindest die USA die bereits 2014 einverleibte ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim und den 2022 annektierten Donbass zwar nicht hochoffiziell, aber doch wenigstens faktisch als russisches Gebiet anerkennen.
US-Außenminister Rubio steht "möglicherweise als einziger an der Seite der Ukraine", sagt ZDF-Korrespondent Theveßen zu den Gesprächen zwischen den USA und der Ukraine in Florida.
30.11.2025 | 2:55 minWie wahrscheinlich ist eine Fortsetzung des Krieges?
Bisher deutet wenig darauf hin, dass es schon bald zu einem tragfähigen Friedensplan kommt, weil die Positionen der Kriegsgegner sehr weit auseinanderliegen. Sollte sich die in die Defensive gedrängte Ukraine auf Russlands Maximalforderungen einlassen, wird in Kiew und in der EU eine Art Kapitulationseffekt befürchtet. Washington und Moskau dagegen betonen die Chancen eines Kriegsendes.
Nach aktuellem Stand ist vielmehr eine Fortsetzung des Krieges sehr wahrscheinlich, auch wenn Russland nicht zuletzt infolge der Sanktionen zunehmend wirtschaftliche Probleme hat. Für die Ukraine besteht somit das Risiko, die Kontrolle über ihr Staatsgebiet immer weiter zu verlieren.
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