Kritik am Antikorruptionsgesetz:Protest gegen Gesetz: Selenskyj rudert zurück
Ein Gesetz, das die Bekämpfung von Korruption einschränkt, hat in der Ukraine massive Proteste ausgelöst. Nun rudert Präsident Selenskyj zurück - und legt einen neuen Entwurf vor.
Durch Selenskyjs Schritt, das Antikorruptionsgesetz durchs Parlament zu peitschen, habe er Vertrauen verloren, so ZDF-Reporter Bode. Der neue Entwurf soll das wiederherstellen. 24.07.2025 | 6:20 min
Der ukrainische Präsident
Wolodymyr Selenskyj hat nach Protesten gegen ein umstrittenes Gesetz zur Arbeit der Antikorruptionsbehörden nun nach eigenen Angaben ein neues Regelwerk fertiggestellt und darüber auch Kanzler
Friedrich Merz (CDU) informiert. Es gebe einen Entwurf des Gesetzes, das die Unabhängigkeit und Wirksamkeit der Antikorruptionsbehörden in der Ukraine sichere, teilte er auf der Plattform X mit.
Das Gesetz muss vom Parlament verabschiedet werden. Dort soll es laut Selenskyj noch heute eingereicht werden.
Nach Protest gegen neues Gesetz: Selenskyj lenkt ein
Nach den größten Protesten seit Kriegsbeginn gegen ein von ihm am Dienstag unterzeichnetes Gesetz, das die Behörden der Generalstaatsanwaltschaft unterstellte, lenkte der Präsident nun ein. "Wir waren uns alle einig, dass es keine Einmischung oder Einflussnahme Russlands auf die Funktionsweise unserer Antikorruptionsinfrastruktur geben darf", teilte Selenskyj nach einem Treffen mit den Behördenvertretern mit.
In mehreren ukrainischen Städten sind erneut tausende Menschen gegen ein neues Gesetz auf die Straße gegangen, das die Unabhängigkeit von Antikorruptionsbehörden beschneiden soll.24.07.2025 | 0:19 min
Zugleich sagte er, er habe "Deutschland eingeladen, sich an der Begutachtung des Gesetzentwurfs durch Experten zu beteiligen. Friedrich hat mir seine Bereitschaft zur Unterstützung zugesichert."
Zuvor hatte Selenskyj angekündigt, das neue Gesetz werde Rücksicht nehmen auf alle Sorgen der Demonstranten. Details nannte er allerdings nicht.
Der ukrainische Präsident Selenskyj befürchtet russischen Einfluss in seinen Behörden. Putin nutze alle Instrumente, mit Druck Leute gefügig zu machen, so Sicherheitsexperte Lange.23.07.2025 | 17:06 min
Telefonat mit britischem Premier Starmer
Auch der britische Premierminister
Keir Starmer telefonierte dazu mit dem ukrainischen Präsidenten, wie die Downing Street mitteilte. Starmer habe dabei auch die "unerschütterliche Unterstützung Großbritanniens für die Ukraine" bekräftigt.
Selenskyj schrieb in einem X-Beitrag, sie hätten ein "sehr gutes und substanzielles Gespräch" geführt. Dabei habe er Starmer auch über das geplante Regelwerk informiert.
Behörden begrüßen neues Gesetz
Zwei Tage zuvor hatte das Parlament in Kiew im Eiltempo Gesetznormen beschlossen, welche das 2015 geschaffene Nationale Antikorruptionsbüro und die Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft weitgehend der Generalstaatsanwaltschaft unterstellen.
Der ukrainische Präsident will nach massiven Protesten ein neues Gesetz vorlegen. Das sei auch eine Reaktion auf den Widerstand vieler junger Mensch, so ZDF-Reporter Torge Bode.23.07.2025 | 4:42 min
Nun zeigten sich die Behörden zufrieden mit dem neuen Gesetzesvorschlag. "Der Gesetzentwurf stellt alle prozessualen Vollmachten wieder her und garantiert die Unabhängigkeit vom Nationalen Antikorruptionsbüro (NABU) und der Spezialisierten Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP)", schrieben die beiden Behörden nach Bekanntwerden des Gesetzestextes auf ihren Telegramkanälen. NABU und SAP waren demnach an der Ausarbeitung des Gesetzentwurfs beteiligt.
"Korruptionskontrolle ist entscheidend – auch für einen EU-Beitritt", sagt Sabine am Orde von der taz. Selenskyj habe jedoch ein Gesetz unterzeichnet, das Anti-Korruptionsbehörden entmachtet.24.07.2025 | 3:34 min
Gesetzesvorhaben löste Proteste aus
Spontan hatten in mehreren Großstädten Tausende, vor allem junge Menschen, gegen die Novelle protestiert und ein Veto des Präsidenten gefordert. Dieser unterzeichnete das Gesetz noch am Abend; und es trat nach der Veröffentlichung sofort in Kraft.
Nach der prowestlichen Revolution in der Ukraine 2014 wurde mit Hilfe der USA und der EU ein System von Organen geschaffen, das vor allem die Korruption bei hochrangigen Politikern und in der Verwaltung bekämpfen sollte. Das osteuropäische Land gehört der Nichtregierungsorganisation Transparency International zufolge dennoch zu den korruptesten Staaten Europas.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Quelle: AFP, dpa