Merz, Macron, Starmer und Tusk auf dem Weg nach Kiew

Europas Spitze reist nach Kiew:Reiseziel Frieden

Wulf Schmiese
von Wulf Schmiese
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Europa mächtig vereint: Merz, Macron, Starmer und Tusk sind gemeinsam nach Kiew gereist - eine historische Friedensmission für mehr Druck auf Putin.

Polens Premierminister Donald Tusk, Großbritanniens Premierminister Keir Starmer, Olena Zelenska, der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz posieren für ein Foto auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew am 10. Mai 2025 im Vorfeld eines Treffens europäischer Staats- und Regierungschefs in der ukrainischen Hauptstadt.
Bundeskanzler Merz ist zusammen mit Frankreichs Präsident Macron, Großbritanniens Premier Starmer sowie Polens Ministerpräsident Tusk nach Kiew in die Ukraine gereist. 10.05.2025 | 0:25 min
Unter strengster Geheimhaltung sind Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Großbritanniens Premierminister Keir Starmer zusammen im Sonderzug in die Ukraine gereist und am frühen Samstagmorgen wohlbehalten in Kiew eingetroffen. Polens Ministerpräsident Donald Tusk traf kurz darauf mit einem Extra-Zug in der ukrainischen Hauptstadt ein.

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Ihr Ziel: Frieden - Zielort: Kiew

Ein "historischer Besuch", so wird die überraschende gemeinsame Reise der vier wichtigsten Regierungschefs Europas in deren eigenen Kommuniqué genannt. Das Zeichen soll trotzdem nicht sein, dass die Europäer sich nun kümmern.
Sondern dass sie das gemeinsam mit den Ukrainern und - ganz wichtig - mit den USA machen.




Intensive Vorbereitung der Fahrt nach Kiew

US-Präsident Donald Trump war daher eingeweiht, wie glaubhaft versichert wird. Er kenne die Pläne wie auch das Kommuniqué und stehe voll dahinter. Am Donnerstagabend hatte Merz persönlich mit ihm telefoniert aus Anlass des Kriegsendes vor 80 Jahren.
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"Das ist eine historische Mission", sagt ZDF-Hauptstadtkorrespondent Wulf Schmiese auf dem Weg nach Kiew.09.05.2025 | 0:20 min
Aber offenbar inhaltlich länger noch wegen dieser Reise, die dem Frieden im heutigen Europa dienen soll: Die vier Europäer, die sich E4 nennen, wollen mit der Reise Trumps Forderung nach einer dreißigtägigen Waffenruhe unterstützen.
Seit Merz' Wahl zum Kanzler am Dienstag standen die europäischen Regierungschefs in engem Austausch, die Antrittsbesuche des Bundeskanzlers in Paris und Warschau dienten auch der intensiven Vorbereitung der Fahrt nach Kiew.
New German Chancelor Merz visits Warsaw
Friedrich Merz begann seine Kanzlerschaft mit Besuchen in Paris und Warschau. 07.05.2025 | 3:29 min

Programm ist kompakt geplant

Nur der Vormittag ist für den Aufenthalt vorgesehen, das Programm entsprechend kompakt. Nach dem Gedenken der Gefallenen werden die E4 sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen. Ihn hatte Merz unmittelbar nach dem Telefonat mit Trump angerufen und, wie es heißt, Begeisterung ausgelöst.
Nach dem Treffen mit ihm soll es eine Videokonferenz mit der sogenannten "Koalition der Willigen" geben, also aller Regierenden der wesentlichen Unterstützer der Ukraine, darunter führend Italien und Spanien sowie etliche weitere Staaten.
Der britische Premier Starmer, der ukrainische Präsident Selenskyj, der französische Präsident Macron, der polnische Premierminister Tusk und Bundeskantler Friedrich Merz sitzen zusammen um einen Tisch in Kiew.
Bundeskanzler Friedrich Merz ist mit drei weiteren europäischen Regierungschefs nach Kiew gereist. Sie fordern ab Montag eine 30-tägige Waffenruhe im Ukraine-Krieg.10.05.2025 | 2:08 min

Europa will mehr als 30 Tage Waffenruhe

Die Europäer wollen über die bloße Forderung Trumps nach 30 Tagen Waffenruhe hinausgehen. Dieser Zeitraum soll genutzt werden, um Modalitäten für Friedensverhandlungen auszumachen. Sollte Russland zögern, müsse klargemacht werden, dass der Druck steigen wird.
Die 30 Tage sind also eine Art Frist für den russischen Präsidenten Wladimir Putin, um sich zu bewegen. Auch Trump hat von mehr Druck gesprochen; die Europäer scheinen skeptisch, wie verlässlich das ist. Gleichwohl wollen sie keine Details nennen, wie sie ihren erhöhen wollen. Mehr Waffen? Vielleicht sogar Taurus?
Die Infokarte zeigt die potenzielle Reichweite der deutschen Waffensysteme, die im Ukraine-Krieg eingesetzt werden. Die bereits gelieferte Panzerhaubitze 2000 hat eine Reichweite von maximal 40 Kilometern, die zugesagte Radhaubitze RCH 155 kann Ziele in bis zu 54 Kilometern Entfernung anvisieren, der Raketenwerfer Mars II hat eine Reichweite von maximal 84 Kilometern. Die von der Ukraine geforderten Marschflugkörper vom Typ Taurus können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung erreichen.
Wie deutsche Waffen in der Ukraine eingesetzt werden könnten.

Über einzelne Systeme und Gattungen soll nicht mehr öffentlich gesprochen und gemutmaßt werden. Obwohl Merz das selbst noch im Dezember getan und den deutschen Marschflugkörper Taurus für die Ukraine gefordert hat. Doch da war er noch nicht Kanzler.

Merz scheint optimistisch

Nun soll alles nur noch in enger Absprache mit seinen Reisegefährten geliefert werden. Und bloß nichts verkündet werden, was die Amerikaner verunsichern könne. Sie will man im Ganzen halten und nichts unternehmen, was deren Verhandlungsbemühungen konterkariert.
Für stärkeren Druck als unter seinem Vorgänger Olaf Scholz aber kann sorgen: mehr Geld. Deutschland hat durch die Erhöhung des Sondervermögens schlicht mehr Spielraum, der Ukraine Waffen zu bezahlen.
Der deutsche Außenminister Johann Wadephul (l-r, CDU), die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas und der französische Außenminister Jean-Noel Barrot lassen sich den Antrieb einer russischen Shahed-Drohne zeigen.
Während Moskau feierte, zeigten EU-Außenminister Solidarität: In Lemberg bekräftigten sie ihre Unterstützung für die Ukraine und forderten juristische Konsequenzen für Russland.09.05.2025 | 1:49 min
Merz scheint ausgesprochen optimistisch. Er sagte am Freitag nach seinen Antrittsbesuchen bei der EU und Nato in Brüssel, als die Ukraine-Reisepläne noch geheim waren:

Ich habe die große Hoffnung, dass es über dieses Wochenende eine Verabredung gibt für einen Waffenstillstand in der Ukraine.

Friedrich Merz, Bundeskanzler

Ob aber eine wesentlich längere, als die vom Kreml angebotenen drei Tage, liegt in Putins Hand. Merz ist das dritte Mal seit dem russischen Angriff in der Ukraine. Dieser Antrittsbesuch als Kanzler soll aber nicht nur Kiew, sondern Europa, den USA und Russland zeigen: Deutschland ist zurück als Friedensmacht.
Wulf Schmiese ist stellvertretender Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios.
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