Papst Leo XIV. warnt vor Gier und mahnt zur Versöhnung
Messe auf Petersplatz in Rom:Leo XIV. warnt vor Gier und mahnt zur Versöhnung
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Ausbeutung von Ressourcen und verdrängte Arme: Leo XIV. spart bei seiner Amtseinführung nicht an Kritik. Er selbst gibt sich demütig und wünscht sich eine geeinte Kirche.
Papst Leo XIV. ist offiziell in sein Amt eingeführt. Mit weltumspannenden Botschaften von Frieden und gegenseitiger Achtung sprach er zu Gläubigen und Staatsgästen aus aller Welt.18.05.2025 | 3:29 min
Papst Leo XIV. hat die Welt zu mehr Einigkeit aufgerufen und die Folgen von Kapitalismus und Machtgier gegeißelt. "In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei seiner Amtseinführung auf dem Petersplatz in Rom.
Etwa 200.000 Menschen wohnten der Messe nach Angaben des Vatikans bei.
Warten auf den neuen Papst
Besucher kommen frühmorgens zur Amtseinführung von Leo XIV. auf den Petersplatz.
Quelle: dpa
Während der Messe wirkte der neue Papst fokussiert und konzentriert, zeigte sich aber auch von der Zeremonie berührt. Nach der Messe wich Leo XIV. bei der Begrüßung seines Bruders Louis vom päpstlichen Begrüßungsprotokoll ab: Als dieser ihm die Hand entgegenstreckte, umarmte der Papst den ältesten der drei Prevost-Brüder herzlich und ließ sich dabei von ihm kräftig auf den Rücken klopfen.
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Wie schon sein Vorgänger Franziskus hat der neue Pontifex in den Tagen seit seiner Wahl mehrmals an die Mächtigen der Welt appelliert, sich um ein Ende von Kriegen und Konflikten zu bemühen. Jüngst bot Leo auch den Vatikan als möglichen Ort für Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland an.
In seiner Botschaft nach der Messe auf dem Petersplatz erinnerte Leo XIV. an die gemarterte Ukraine und sagte unter Beifall, das Land warte darauf, dass "endlich Verhandlungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden" beginnen.
Der neue Papst Leo XIV. hat viele Jahre in Südamerika verbracht. Welche Spuren hat er dort hinterlassen? Welche Folgen hatte seine Ernennung für die Menschen in Peru?14.05.2025 | 6:15 min
Leo XIV. machte in seiner Predigt außerdem deutlich, dass er sich in der Linie seines argentinischen Vorgängers Franziskus sieht. Dieser hatte sich besonders für Menschen am Rande der Gesellschaft eingesetzt.
ZDF-Experte Jürgen Erbacher in Rom schätzt den neuen Papst als einen Mann der eher leisen Töne ein, von dem jedoch auch bei aktuellen Themen "sicherlich einiges zu erwarten" sei. 18.05.2025 | 3:33 min
Lernen Sie hier den neuen Papst genauer kennen - Leo XIV. im ausführlichen Porträt (25 Minuten):
Wer ist der Papst mit US-amerikanischem Pass und peruanischer Staatsbürgerschaft? Leo XIV.: Mann der Weltkirche, gut vernetzter Augustinermönch, Friedensbringer? Ein Einblick.17.05.2025 | 25:42 min
Papst wünscht sich geeinte Kirche
In seiner auf Italienisch gehaltenen Predigt zeigte sich Leo demütig. "Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch", bekannte er. Er hob einen großen Wunsch hervor:
Liebe Brüder und Schwestern, ich würde mir wünschen, dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche.
„
Leo XIV.
Damit spielte er auf die Richtungskämpfe innerhalb der katholischen Weltkirche an. Die Reformer - zu denen auch die Mehrheit der deutschen Bischöfe zählt - drängen auf eine liberalere Sexualmoral und die Öffnung kirchlicher Ämter für Frauen.
Leos direkter Vorgänger Franziskus hatte bei seiner Einführung 2013 betont, dass sich die Kirche der "Ärmsten, Schwächsten, Geringsten" annehmen müsse. Zudem appellierte er daran, die Schöpfung zu bewahren. Der deutsche Papst Benedikt XVI. hob 2005 hervor, dass die Kirche jung und lebendig sei. Papst Johannes Paul II. ermutigte die Gläubigen 1978 mit den Worten: "Habt keine Angst!"
Die Konservativen dagegen wollen die traditionelle Lehre unverändert erhalten und lehnen etwa Segnungen für homosexuelle Paare ab. Leo selbst gilt als gemäßigter Brückenbauer, der zwischen den unterschiedlichen Lagern vermitteln kann.
Bei seiner ersten Begegnung mit Vertretern internationaler Medien dankte Papst Leo XIV. ihnen für ihre Arbeit und rief auch zum Schutz der Meinungs- und Pressefreiheit auf.12.05.2025 | 1:37 min
Bewegende Übergabe: Leo XIV. erhält Papst-Insignien
Zehntausende Menschen jubelten Leo XIV. vor der feierlichen Amtseinführung zu, als er mit dem offenen Papamobil über den Petersplatz und die Via della Conciliazione fuhr. Bei dem anschließenden Gottesdienst wurde der 69-Jährige mit den päpstlichen Insignien ausgestattet, darunter Fischerring und Pallium. Beim Pallium handelt es sich um eine weiße, mit roten Kreuzen bestickte Wollstola. Der Fischerring erinnert an den Apostel Petrus.
Leo XIV. trägt seit heute den päpstlichen Fischerring, eine zentrale Insignie seines Amts.
Quelle: dpa
Das Anlegen des Rings bewegte den Papst sichtlich: Er betrachtet den Ring und schluckt. Als die Menge auf dem Platz anschließend lange applaudiert, schloss er die Augen und schlug sich die Hand auf seine Brust.
Staatsgäste aus aller Welt
Als Nachfolger von Papst Franziskus ist Leo XIV. der erste US-Amerikaner an der Spitze der katholischen Kirche. Aus seiner Zeit als Missionar und Bischof in Peru hat er auch die Staatsbürgerschaft des südamerikanischen Landes.
Papst Leo winkend im Papamobil.
Quelle: AP
Die peruanische Staatschefin Dina Boluarte war unter den Ehrengästen der Amtseinführung, ebenso wie US-Vizepräsident J.D. Vance. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm an der Messe teil.
An der Messe nahmen Dutzende Staatspräsidenten, Regierungschefs sowie hochrangige Vertreter von Königshäusern und anderen Kirchen teil. Insgesamt war von mehr als 150 Delegationen die Rede.
Aus Deutschland waren Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) angereist. Merz bezeichnete die Amtseinführung nach der Zeremonie als "erhebenden Augenblick". Leo XIV. wünschte er "eine gute und glückliche Hand bei dem, was er für diese große Kirche in den nächsten Jahren tun wird". Die Deutsche Bischofskonferenz wurde von ihrem stellvertretenden Vorsitzenden, Bischof Michael Gerber, vertreten.
250.000 Menschen, Delegationen von rund 200 Staaten, Vertreter anderer Religionen - und vier Stunden Programm: Am Sonntag wird der Pontifikatsbeginn von Leo XIV. gefeiert.
von Jürgen Erbacher
mit Video
Der US-Amerikaner Robert Francis Prevost war am 8. Mai zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt worden. Seit diesem Zeitpunkt ist er offiziell Oberhaupt der katholischen Kirche.