G7-Gipfel 2025: Trump isoliert – Sorge vor neuem Eklat

Sorge vor einem neuen Eklat:G7-Gipfel: Sechs Staatschefs gegen einen US-Präsidenten

von Piet Eekman und Ulf Röller
|

Auf dem G7-Gipfel in Kanada geht es darum, die Krisen in den Griff zu bekommen. Aber eigentlich geht es nur um eins: US-Präsident Donald Trump im Bündnis der freien Welt zu halten.

Ein Journalist fotografiert ein Schild, das für den G7-Gipfel im Internationalen Medienzentrum auf dem Gelände des Banff Centre for Arts and Creativity in Banff, Kanada wirbt.
Vom 15. bis 17. Juni treffen sich die Staats- und Regierungschefs der G7 im kanadischen Kananaskis
Quelle: epa

Zum Auftakt des Gipfels steht ein gemütliches Abendessen im Programm. Wie bei einem netten Familientreffen. Das will die G7 eigentlich sein. Ein Bündnis unter Gleichgesinnten, die an die selben Werte glauben, die die selbe Weltwirtschaft verteidigen und die dafür sorgen, dass die Autokraten nicht die Oberhand gewinnen.
Aber davon ist die G7 weit entfernt. Ein Krisen-Tsunami fegt über die Welt: Ukraine-Krieg, Iran-Israel-Konflikt, Handelskrieg und einen US-Präsidenten, der die Armee gegen die eigenen Leute einsetzt. Es würde nicht wundern, wenn die Staats- und Regierungschefs keinen Bissen runter bekämen.

EU drängt auf 18. Sanktionspaket gegen Russland

Die Europäer sind gleich mit vielen Vertretern gekommen. Kommissionspräsidentin von der Leyen, Ratspräsident Costa, die Regierungschefs aus Deutschland Merz, aus Frankreich Macron, aus England Starmer, aus Italien Meloni. Um im Bild des Abendessens zu bleiben. Sie alle sitzen am Tisch und buhlen um die Gunst des wildgewordenen Onkels aus Amerika. Bloß nicht reizen, sonst spuckt er noch in die Suppe.
Europa hat ein 18. Sanktionspaket auf den Gipfel mitgebracht. Damit will es Russlands Öl- und Bankenindustrie empfindlich treffen. Die Amerikaner sollen mitmachen. Nur dann geht Putin der Treibstoff für seinen Krieg langsam aus: Das Geld. Aber Trump denkt überhaupt nicht daran. Er und seine Leute schwärmen immer wieder von guten Geschäften mit Moskau.
Die Akte Trump: Präsident im Schatten des Kreml.
Führt der russische Geheimdienst eine Akte über US-Präsident Donald Trump? Welchen Stellenwert nehmen Russlands Interessen in der amerikanischen Außenpolitik ein? Gibt es eine Verbindung?20.05.2025 | 45:29 min

Zurückhaltung statt Konfrontation mit Trump

Die Europäer wollen auf dem Gipfel Trump davon überzeugen, dass der Feind nicht Selenskyj, sondern Putin heißt. Wieder einmal. Denn ein europäischer Regierungschef nach dem anderen ist ins Weiße Haus gereist und hat das versucht: Trump reagiert nicht.
Das erinnert an den einen Verwandten, der bei Familienfeiern immer wieder furzt, obwohl ihn alle bitten, das zu lassen. Ausladen kann man den Verwandten nicht, er ist zu mächtig. Die EU lernt mit dem Gestank des Onkels zu leben. Eine totale Konfrontation will sie nicht riskieren.
Nur so ist zu erklären, warum von der Leyen und Co oft peinlich berührt weckschauen. Normalerweise ist die EU nicht schüchtern, Ländern und deren Regierungschefs zur Ordnung zu rufen, wenn sie das eigene Volk bedrohen. Trump hetzt seinem Volk die Armee auf den Hals und Europa scheint ein Schweige-Gelübde abgelegt zu haben. Keine Erklärung, keine Kritik - nur Stille.
Nicht, dass Mahnungen Trump beeindrucken würden, aber es wäre wichtig für Europas Glaubwürdigkeit als Verteidiger der wertegebundenen Welt. Die Statements auf dem Gipfel werden deshalb spannend - vor allem für das, was nicht gesagt wird.
Merz ist zu Gast bei Trump im Oval Office.
Bundeskanzler Merz zeigt sich zufrieden nach seinem Antrittsbesuch bei US-Präsident Trump. Es sei eine vernünftige Gesprächsgrundlage für gemeinsame Herausforderungen erreicht.06.06.2025 | 1:50 min

Keine umfassende Abschlusserklärung bei G7-Gipfel geplant

Ein Gipfel voller betroffener Stille. Nicht einmal mehr Selbstverständlichkeiten sind möglich. Normalerweise gehört zu jedem Gipfel eine Abschlusserklärung. Die sind oft von mäßiger politischer Bedeutung. Sie klingen eher nach sprechenden Glückskeksen: Alle sind für den Frieden, alle haben sich lieb. Diesmal reichen die Gemeinsamkeiten nicht für solche Phrasen.
Vielleicht gibt es wenigstens die Chance, sich auszusprechen. Ein Treffen von der Leyen und Trump wäre dringend notwendig. Bisher nicht bekannt, aber auch nicht ausgeschlossen. Es ginge ja um etwas: nämlich einen Handelskrieg zwischen Europa und Amerika zu verhindern.
Daran müsste auch Trump interessiert sein. Denn ein solcher Krieg tut vor allem seinen Wähler weh. Trump ist ein Bully, der Schwächere gerne drangsaliert. Aber wirtschaftlich ist die EU eine Weltmacht und sie scheint wirklich zusammenzustehen. Mal sehen, wann Trump das kapiert.
ZDF-Korrespondent Ulf Röller aus Brüssel
US-Präsident Trump hat angekündigt, den Beginn der zusätzlichen Zölle auf Waren aus der EU erneut um einen Monat zu verschieben. Ulf Röller mit Einschätzungen aus Brüssel.26.05.2025 | 1:36 min
Als wäre das nicht traurig genug, explodiert noch der Iran-Israel-Konflikt. Die Europäer mahnen zur Mäßigung und Trump droht, den Iran dem Erdboden gleich zu machen, sollte der weiter versuchen, an die Atombombe zu kommen. Nun ist die Stimmung beim Abendessen endgültig im [...]. Der G7-Gipfel eine dysfunktionale Familie. Oder sechs gegen einen.

Mehr zu Donald Trump