Vizekanzler besucht Kiew:Klingbeil: "Große Skepsis" bei Friedensbemühungen
Vizekanzler Klingbeil bekräftigt Deutschlands anhaltende Unterstützung für die Ukraine. Zu einem möglichen Einsatz deutscher Bodentruppen äußert sich der SPD-Chef zurückhaltend.
Sehen Sie hier das gesamte Interview mit Lars Klingbeil aus dem ZDF heute journal.
25.08.2025 | 5:48 minVizekanzler und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat in Kiew den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen. Bei seinem Ukraine-Besuch kündigte er an, dass Deutschland die Ukraine mit Sicherheitsgarantien unterstützen wird, sollte Russland zu einem Frieden bereit sein. Zudem sicherte Klingbeil dem von Russland angegriffenen Land weitere Finanzhilfen zu. Allein in den Haushalten 2025 und 2026 seien jeweils fast neun Milliarden Euro für die Unterstützung der Ukraine vorgesehen, so der Finanzminister.
Im Interview mit dem ZDF heute journal bekräftigt Klingbeil Deutschlands Solidarität mit der Ukraine, zeigt sich bei konkreten Sicherheitsgarantien zurückhaltend und äußert "große Skepsis" mit Blick auf mögliche Friedensgespräche zwischen Kiew und Moskau.
Sehen Sie oben das Gespräch in voller Länge oder lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt der Bundesfinanzminister zu …
... Deutschlands Unterstützung für die Ukraine
Die zugesagten Milliarden für die Ukraine seien "ein klares Bekenntnis der Bundesregierung" zur anhaltenden Unterstützung des Landes, betont Klingbeil. Dass "Deutschland ein verlässlicher Verbündeter ist", werde auch in der Ukraine gesehen. "Alle in der Ukraine wissen, auf Deutschland können sie sich verlassen und dieses Wort gilt weiter", sagt er.
Unsere Unterstützung, die ist weitreichend, die ist klar und die ist auf Jahre jetzt abgesichert.
Lars Klingbeil (SPD), Vizekanzler und Bundesfinanzminister
Deutschland übernehme Verantwortung, egal ob der Krieg weitergehe oder ob es zu Friedensgesprächen kommt, bekräftigt Klingbeil. Dauere der Krieg weiter an, werde Deutschland auch weiterhin militärische Unterstützung leisten. Im Friedensfall müsse man etwa die ukrainische Rüstungsproduktion verstärken, "sodass die Ukraine in eine Situation gebracht wird, dass Russland sich nie wieder traut, die Ukraine anzugreifen".
Vizekanzler Klingbeil ist in Kiew, um über Sicherheitsgarantien und finanzielle Hilfen für die Ukraine zu beraten. Außerdem will Deutschland bei einer Friedenslösung helfen.
25.08.2025 | 2:33 min… der Debatte über deutsche Bodentruppen in der Ukraine
Bei konkreten Sicherheitsgarantien für Kiew zeigt sich der SPD-Chef allerdings zurückhaltend. Auf die Frage nach einem möglichen Einsatz deutscher Bodentruppen in der Ukraine reagiert der Vizekanzler mit Skepsis, schließt einen solchen Einsatz mit deutscher Beteiligung aber auch nicht aus.
"Es ist ein bisschen wieder die deutsche Debatte. Da dreht es sich dann um ein Schlagwort und da wollen dann alle was zu wissen", weicht Klingbeil aus. Der Ukraine gehe es zunächst vor allem darum, die eigene Armee zu verstärken, so der Finanzminister.
Ich hatte hier nicht den Eindruck heute, dass man kurz davor ist, die Gespräche über die Sicherheitsgarantien abzuschließen.
Lars Klingbeil (SPD), Vizekanzler und Bundesfinanzminister
Es gehe auch jetzt darum, die Rüstungsproduktion in der Ukraine hochzufahren, erklärt er. Da gebe es "große Hoffnung" auf mögliche Rüstungskooperationen mit deutschen Unternehmen. "Das waren die Debatten, die meine Gespräche hier dominiert haben", betont Klingbeil.
Wir stehen am Anfang, über Sicherheitsgarantien zu reden, aber das waren die Punkte, die heute eine Rolle gespielt haben.
Lars Klingbeil (SPD), Vizekanzler und Bundesfinanzminister
Vizekanzler Klingbeil ist heute zu Gesprächen in Kiew eingetroffen. "Es geht um das Signal, dass Deutschland fest an der Seite der Ukraine steht", so ZDF-Hauptstadtkorrespondent Daniel Pontzen.
25.08.2025 | 2:41 min… möglichen Friedensgesprächen zwischen Russland und der Ukraine
Skeptisch zeigt sich der Vizekanzler auch mit Blick auf mögliche Friedensgespräche zwischen Moskau und Kiew. "Wir sind noch weit davon entfernt, dass es hier zu einem Waffenstillstand kommt, dass es zu Friedensgesprächen kommt", bilanziert Klingbeil. Er unterstütze zwar die Friedensbemühungen, "aber klar ist, das darf nicht zulasten der Ukrainer gehen".
Ich habe große Skepsis, dass Wladimir Putin auf einmal von demjenigen, der einen brutalen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führt [...], zu dem wird, der sagt, wir beenden jetzt diesen Krieg.
Lars Klingbeil (SPD), Vizekanzler und Bundesfinanzminister
Aus diesem Grund gehe es gerade jetzt darum, deutlich zu machen: "Wir stehen an der Seite der Ukraine, egal wie es hier weitergeht."
Das Interview führte Dunja Hayali im ZDF heute journal.
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