E-Autos in Afrika:Äthiopien auf dem Weg zur grünen Vision
von Lisabell Shewafera
Äthiopien setzt auf E-Mobilität - doch Stromausfälle, fehlende Ladestationen und hohe Kosten machen den Umstieg für die meisten unmöglich.
In Äthiopien setzen immer mehr Menschen auf Elektroautos - ein Schritt, den die dortige Regierung seit Anfang 2024 massiv vorantreibt. Für viele bleibt der Umstieg aber zu teuer.
22.12.2025 | 1:37 minIm ostafrikanischen Äthiopien setzen immer mehr Menschen auf Elektroautos - ein Schritt, den die dortige Regierung seit Anfang 2024 massiv vorantreibt, denn der Import von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist verboten. Nur Elektroautos dürfen neu eingeführt werden.
Während viele Länder solche Schritte lange vorbereiten, setzte Äthiopien die Regel abrupt durch - ein Vorstoß, der vor allem wohlhabende Stadtbewohner erreicht, während die Mehrheit der Bevölkerung außen vor bleibt.
Die Kosten für ein E-Auto starten häufig bei 3.000.000 Birr - umgerechnet 20.000 bis 30.000 Euro. "Es sind vor allem Menschen aus der Mittel- und Oberschicht, die sich so ein Auto leisten können", sagt Ayele Sirga. Für zahlreiche Äthiopier, die an der Armutsgrenze leben, ist der Kauf eines E-Autos finanziell nicht möglich. Ayele Sirga ist dennoch zufrieden: Früher habe er viel Geld für Benzin ausgegeben, heute lädt er sein Auto einmal pro Woche.
Auch in Deutschland ist die Ladeinfrastruktur lückenhaft: Fast jede zweite Kommune hat keine öffentliche Ladestation für E-Autos. Am schlechtesten versorgt ist Rheinland-Pfalz, NRW und das Saarland flächendeckend am besten.
19.09.2025 | 0:26 minEigenes Auto für die meisten zu teuer
Doch der schnelle Wandel bringt neue Probleme. Ladeinfrastruktur ist kaum vorhanden, Stromausfälle sind Alltag und für die meisten Menschen ist ein eigenes Auto finanziell unerreichbar. Das erlebt auch der Architekt Samson Mitiku. Für den Weg zur Arbeit benötigt er rund 45 Minuten. Zu den Hauptverkehrszeiten bilden sich lange Schlangen an Taxi- und Sammelbus-Haltestellen - der Nahverkehr in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba ist häufig überlastet. Elektromobilität bleibt für Samson Mitiku und viele andere derzeit eine abstrakte Option.
Der Schritt ist Teil einer Strategie, mit der die Regierung ihr Image als grüne Hauptstadt Afrikas aufpolieren will. Dazu wurden Elektrofahrzeuge subventioniert, während seit Dezember 2025 eine zusätzliche Steuer auf Benzin und Diesel von rund 30 Prozent den Import fossiler Energien verteuert.
Laut dem äthiopischen Staatsministerium für Transport und Verkehr gibt es aktuell rund 100.000 E-Fahrzeuge im Land. Derzeit wird der Markt vor allem von günstigeren chinesischen Fahrzeugen dominiert. Europäische Modelle - insbesondere deutscher Marken - sind für viele Äthiopier und Äthiopierinnen kaum bezahlbar.
Der chinesische Elektroautohersteller BYD ist der weltweite erfolgreichste. Nun möchte er auch den europäischen Markt mit Niedrigpreisen aufmischen.
21.05.2025 | 1:39 minStrom in Äthiopien ist günstig
Finanzanalyst Samson Berhanu sieht hinter dem Importstopp ein weiteres Motiv: Die angespannte Devisenlage zwingt die Regierung zu Einsparungen beim Import fossiler Fahrzeuge.
Elektromobilität ist auch ein Versuch, unnötige Importe zu begrenzen.
Samson Berhanu, Finanzanalyst
Ein struktureller Vorteil in Äthiopien: Strom ist vergleichsweise günstig und der neue Staudamm GERD am Blauen Nil liefert große Mengen erneuerbarer Energie - ein Teil davon wird bislang exportiert. "Wir verfügen über reichlich erneuerbare Energie, sind aber stark von importierten fossilen Brennstoffen abhängig", sagt der äthiopische Staatsminister für Transport und Logistik Dhenge Boru Kosi. Gleichzeitig hat fast die Hälfte der äthiopischen Bevölkerung derzeit keinen Zugang zu Strom.
Der ‚Grand Ethiopian Renaissance Dam‘ ist mehr als ein Prestigeprojekt. Er soll Strom für Millionen Menschen liefern, sorgt aber auch für Streit mit Nachbarstaaten Äthiopiens.
09.09.2025 | 2:33 minMehr Ladestationen nötig
"Wir brauchen noch deutlich mehr Ladestationen", so der Staatsminister weiter. Außerdem müssten private Investoren stärker einbezogen werden. Die äthiopische Regierung möchte auch mehr elektrische Busse einplanen, um Wartezeiten beim Nahverkehr zu reduzieren.
Äthiopiens Umstieg auf Elektromobilität ist ambitioniert. Zugleich zeigt er die Spannungen eines Landes, das sich grün präsentieren will, während ein Großteil der Bevölkerung noch auf zuverlässigen Strom und einen funktionierenden Nahverkehr warten muss. Für die Mehrheit bleibt Elektromobilität heute vor allem ein Symbol einer grünen Zukunft - der Alltag ist davon weit entfernt.
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