Schwulenaktivist wurde 83 Jahre alt:Filmemacher Rosa von Praunheim ist tot
Er galt als Wegbereiter der Schwulenbewegung in Deutschland: Jetzt ist der Filmemacher Rosa von Praunheim im Alter von 83 Jahren gestorben. Das bestätigte sein Umfeld dem ZDF.
Rosa von Praunheim war laut, mutig und prägend: Mit seiner Arbeit brach der Regisseur und Autor Tabus – und veränderte Deutschland.
17.12.2025 | 2:40 minDer Regisseur, Autor und Schwulenaktivist Rosa von Praunheim ist tot. Er starb im Alter von 83 Jahren, wie ZDFheute aus seinem persönlichen Umfeld bestätigt wurde. Erst vergangene Woche hatte von Praunheim seinen langjährigern Lebensgefährten Oliver Sechting geheiratet.
Der als Holger Radtke geborene Filmemacher schrieb mit mehr als 150 Kurz- und Langfilmen Filmgeschichte. Gleichzeitig wurde er zum Wegbereiter der Schwulenbewegung in Deutschland. Anfang der 70er Jahre sorgte seine Filmdokumentation "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" für Aufsehen, mit der er als erster Filmemacher das damals verdrängte Thema Homosexualität in die öffentliche Diskussion einbrachte. Der Streifen "Die Bettwurst" von 1971 gilt als Kultfilm.
Rosa von Praunheim outet 1991 Hape Kerkeling und Alfred Biolek
Von Praunheim war auch für streitlustige Auftritte zum Beispiel in Talkshows bekannt. In seiner wohl umstrittensten Aktion hatte er 1991 den Moderator Alfred Biolek und den Komiker Hape Kerkeling im Fernsehen geoutet.
Bei "Talk im Turm" wollte der Moderator wissen, was ihn bewogen habe, andere der Homosexualität zu bezichtigen? Von Praunheim fragte zurück, was das Wort heißen solle, das klinge so eigenartig. "'Bezichtige' ich Sie der Heterosexualität?"
Rosa von Praunheim im Jahr 1984.
Quelle: laif1942 in Riga geboren
Geboren wurde der Filmemacher und Autor 1942 als Holger Radtke in der lettischen Hauptstadt Riga. Während der deutschen Besatzung kam er im dortigen Zentralgefängnis zur Welt und verbrachte das erste Lebensjahr in einem Waisenhaus. Ein aus Ostpreußen stammendes Ehepaar adoptierte ihn und nahm ihn später mit nach Deutschland.
Details über seine Herkunft erfuhr von Praunheim aber erst im Jahr 2000 von seiner 94-jährigen Mutter. Die Recherchen dokumentierte er 2010 in "Meine Mütter - Spurensuche in Riga", wofür er für den Grimme-Preis nominiert wurde.
Mit seinen Adoptiveltern wuchs von Praunheim am Rande Berlins auf. 1953 floh die Familie jedoch aus der DDR nach Frankfurt am Main. Dort wohnte sie im Stadtteil Praunheim, der namensgebend für den Künstlername Rosa von Praunheim war, wie sich der Filmemacher ab Anfang der 60er Jahre nannte. Mit dem neu gewählten Namen wollte er zudem an den sogenannten Rosa Winkel erinnern - das Symbol mussten Homosexuelle im Nationalsozialismus in Konzentrationslagern tragen.
Warum wurden Schwule, Lesben und Transpersonen im Nationalsozialismus verfolgt? Die Dokumentation zeigt, wie die Nazis Strafen verschärften und queere Menschen terrorisierten.
27.01.2024 | 44:58 minVon Praunsheims Leben "abgedreht und lebensnah"
"Sein Leben und sein Werk waren und sind subversiv und radikal, voller Empathie und voller Aufruhr, abgedreht und lebensnah. Mein Herz ist voller Trauer und voller Dankbarkeit", teilte der Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Sven Lehmann, mit. Noch vor wenigen Tagen habe er bei von Praunheims Hochzeit dabei sein dürfen, einem "Fest der Liebe".
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