Russland verbietet Roblox - junge Menschen reagieren mit Protest

Russland schaltet Roblox ab:Warum Putin den Kindern das Gamen verbietet

von Sebastian Ehm

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Russland verbietet die bei Minderjährigen extrem populäre Plattform Roblox. Es sei zu ihrem eigenen Schutz. Doch es formiert sich Protest.

Roblox

Russlands Internet-Aufsicht hat die Internet-Plattform Roblox blockiert. Millionen russische Kinder wurden von der Entscheidung überrascht, für sie brach mit einem Schlag eine ganze Welt zusammen

17.12.2025 | 2:20 min

Die sozialen Medien sind voll mit Videos von weinenden Kindern. Von Kindern, die nicht verstehen, warum ihr Lieblingsspiel nicht mehr funktioniert. Es herrscht Aufruhr in Russland. Aber nicht wie sonst bei den Erwachsenen. Dieses Mal sind es Minderjährige im Alter von acht bis 14. Viele russische Kinder sind dieser Tage am Boden zerstört. Die Spiele-Plattform Roblox wurde von der russischen Internet-Behörde Roskomnadzor abgeschaltet.

150 Millionen Nutzer weltweit

Roblox ist ein Online-Spiel, bei dem man eigene Welten erschaffen und dort dann mit Gleichgesinnten spielen und chatten kann. Die Grafik des Spiels ist, gemessen an anderen Games, nicht besonders gut, die Welten sind nicht besonders schön gestaltet, aber die Plattform ist weltweit enorm erfolgreich. Insgesamt über 150 Millionen Nutzer hat Roblox, sieben Millionen davon in Russland, die meisten von ihnen minderjährig.

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Das Problem: Es gibt so viele von Spielern erschaffene Welten, dass die Kontrolle dessen, was dort passiert, und vor allem, wer dort mit wem chattet, kaum zu kontrollieren ist. Es ist ein altbekanntes Problem sozialer Netzwerke. Die russischen Behörden reagieren nun, wie sie oft reagieren. Sie schalten die Plattform kurzerhand ab.

Russland sieht Gefahren für Kinder

Kinder seien ungeschützt Gefahren ausgesetzt. Pädophilen zum Beispiel und vor allem der sogenannten "LGBTQ-Propaganda" und anderem Extremismus. Es ist eine bereits oft angewandte Argumentation russischer Behörden. Gefahren kämen aus der vom Westen durchdrungenen Homosexuellen-Szene.

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Auslöser des Schrittes war offiziell hingegen die Gewalttat einer minderjährigen Nutzerin in St. Petersburg, die ihre Mutter umgebracht haben soll. Sie soll auf Roblox zu der Tat gedrängt worden sein. Unklar, ob das stimmt. Klar ist: Räume, in denen man ungestört und frei vom staatlichen Einfluss kommunizieren kann, sind dem Kreml ein Dorn im Auge.

Stimmung über die Entscheidung ist geteilt

Hört man sich auf den Straßen Moskaus um, ist die Stimmung geteilt. Der 14-jährige Mikhail findet es unerträglich, dass Roblox abgeschaltet wurde. "Ein Spiel, das von der Hälfte der russischen Kinder gespielt wird, wegen eines einzigen Vorfalls zu sperren, ist meiner Meinung nach absolut unangemessen. Sie irren sich" sagt er aufgebracht.

Kristina hingegen findet, dass die Kinder sowieso zu viel vor dem Computer sitzen würden. Ihr Bruder zum Beispiel. "Er hat viel gespielt" meint sie. "Jetzt wird er Bücher lesen" fügt sie mit süffisantem Grinsen an.

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Im Internet gibt es Protest gegen das Verbot

Doch es formiert sich Protest, hauptsächlich im Internet. Es kursieren KI-Videos, die russische Kinder beim Demonstrieren zeigen. Auch auf dem Roten Platz. Was in der Realität nicht möglich ist, erledigt nun also die künstliche Intelligenz. In einer Umfrage hat jedes zweite Kind erklärt, Russland wegen der Roblox-Abschaltung verlassen zu wollen.

Alexander Pluschew ist ein russischer Streamer im Exil, er beschäftigt sich viel mit Netz-Phänomenen wie Roblox. Die Behörden hätten das Ausmaß des Protests unterschätzt.

Dies ist die erste Begegnung dieser Menschen mit dem Staat Wladimir Putins. Die Folgen sind unklar.

Alexander Pluschew, Internet-Experte

Alexander Pluschew sagt: "Es ist klar, dass sie nicht auf die Straße gehen werden, um zu protestieren. Aber sie organisieren Online-Proteste, was den Staat, glaube ich, ziemlich überrascht hat. Diese Proteste sind ziemlich massiv."

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Pluschew meint, dass es für die meisten kein Problem sein werde, die Sperre zu umgehen.

Sie machen das wie wir Erwachsenen. Sie benutzen einfach VPN.

Alexander Pluschew, Internet-Experte

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Sebastian Ehm berichtet als Korrespondent über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.

Über dieses Thema berichtete die Sendung heute in Europa am 17. Dezember 2025 ab 16 Uhr.

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