Rente: Diese Ideen werden jetzt von der Kommission diskutiert

Kommission nimmt Arbeit auf:Rente: Diese Ideen werden jetzt von Experten diskutiert

Johannes Lieber

von Johannes Lieber

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Die Bundesregierung hat heute die Rentenkommission eingesetzt. Sie soll Lösungen im komplizierten Renten-Streit finden. Mit dabei: ein "Renten-Rebell".

Bärbel Bas im Moma zur Rentenkommission

Die Rentenkommission soll Vorschläge für eine tiefgreifende Reform erarbeiten. "Der Fahrplan ist ambitioniert", so Arbeitsministerin Bärbel Bas im Morgenmagazin von ARD und ZDF.

17.12.2025 | 0:37 min

Es war der Streit, der die Regierung an den Rand einer Krise brachte - jetzt soll er gelöst werden. Die Rentenkommission nimmt ihre Arbeit auf und soll die Alterssicherung fit für die Zukunft machen. SPD und Union haben Experten mit verschiedenen Ideen nominiert, die sich jetzt auf ein Konzept einigen sollen.

Neben den Sachverständigen sitzen auch Vertreter der Regierungsparteien in der Kommission. Mit Annika Klose (SPD), Florian Dorn (CSU) und Pascal Reddig (CDU) entsenden die Parteien vergleichsweise junge Abgeordnete. Reddig, Vorsitzender der "Jungen Gruppe" der Unionsfraktion, wurde in den letzten Wochen als starker Kritiker des verabschiedeten Rentenpakets bekannt.

Pascal Reddig im Bundestag

Pascal Reddig (CDU) ist Vorsitzender der "Jungen Gruppe" der Union im Bundestag.

Quelle: dpa

Die Kommission werden Frank-Jürgen Weise und Constanze Janda leiten. Weise leitete von 2004 bis 2017 die Arbeitsagentur, Janda ist Professorin für Sozialrecht an der Universität Speyer.

Grafik zur Erklärung von Rente in Deutschland. Ein Balken, der zeigt, dass 48 Prozent des Durchschnittseinkommens die Rente konstituiert.

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05.12.2025 | 1:00 min

Vorschlag 1: Stärkung der privaten und betrieblichen Vorsorge

Besonders die von der CDU vorgeschlagenen Experten haben in letzter Zeit vermehrt eine stärkere Kapitaldeckung der Rente gefordert. Damit ist gemeint, die gesetzliche Rente zu ergänzen, die derzeit auf dem Umlageverfahren basiert. Konkret bedeutet der Vorschlag, dass Arbeitnehmer stärker von Betriebsrenten profitieren und zusätzlich noch privat vorsorgen sollen - etwa mit einem Aktiensparplan.

Als Vertreter dieses Vorschlags gelten etwa die Kommissionsmitglieder Silke Übelmesser von der Universität Jena und Martin Werding, der auch einer der "Wirtschaftsweisen" ist. Sie argumentieren, dass weniger stark steigende Renten so ausgeglichen werden könnten.

So viel gibt der Bund für die Rente aus

ZDFheute Infografik

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Peter Bofinger von der Universität Würzburg, der von der SPD in die Kommission eingeladen wurde, hält dagegen. Die ärmeren Haushalte in Deutschland seien "überhaupt nicht in der Lage zu sparen", weil ihr Einkommen zu gering sei, so Bofinger im Onlinedienst LinkedIn. Hier zeichnet sich eine erste Konfliktlinie zwischen den Experten ab.

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17.12.2025 | 0:31 min

Vorschlag 2: Stärkere Umverteilung

Georg Cremer, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Generalsekretär der Caritas, hält es für wichtig, ärmere Rentner stärker zu unterstützen, als die Besserverdienenden. Die hätten in ihrer Arbeitszeit mehr Möglichkeiten gehabt, privat vorzusorgen und profitierten oft von Betriebsrenten, so Cremer in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

In eine ähnliche Richtung argumentiert auch Kommissionsmitglied Annika Klose. Zur Finanzierung der Rente brachte die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion zuletzt auch eine Vermögens- und eine höhere Erbschaftssteuer in die Diskussion ein.

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Vorschlag 3: Längere Lebensarbeitszeit

Mit der Idee, dass bestimmte Menschen in Zukunft länger arbeiten könnten, sympathisierte zuletzt sogar Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD). Auch in der Rentenkommission gibt es einige Mitglieder, die das für richtig halten.

Unter anderem der Präsident der Wirtschaftshochschule ESMT Jörg Rocholl ist dieser Meinung. In einem Interview mit dem Magazin "Capital" sprach er sich dafür aus, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln.

Wir sollten auf jeden Fall über eine längere Lebensarbeitszeit nachdenken.

Jörg Rocholl, Wirtschaftswissenschaftler

Rocholl ist außerdem Teil des Wissenschaftlichen Beirats beim Finanzministerium, wo er Minister Lars Klingbeil (SPD) berät.

Besonders nachdem sich schon Arbeitsministerin Bas nicht abgeneigt zeigte, über eine längere Lebensarbeitszeit zu sprechen, ist der Vorschlag durchaus ernstzunehmen. Gut möglich, dass sich auch die Rentenkommission auf einen solchen Vorschlag einigt.

Vorschlag 4: Selbstständige sollen einzahlen

Bisher sind Selbstständige nicht verpflichtet, in die gesetzliche Rentenkasse einzuzahlen. Ob das geändert werden soll, wird mit Sicherheit auch ein Thema der Kommission sein. Wirtschaftsexperte Peter Bofinger dürfte dafür argumentieren. Seinen Berechnungen zufolge würde die Einbeziehung der Selbstständigen für eine "signifikante Entlastung des Systems" sorgen, so Bofinger auf LinkedIn.

Auch der Vorschlag, dass Beamte einzahlen sollten, dürfte diskutiert werden. Die Union steht diesem Vorschlag bisher kritisch gegenüber, viele in der SPD befürworten einen solchen Schritt.

Jens Spahn und Friedrich Merz stehen sich gegenüber und machen ein nachdenkliches Gesicht. Im Vordergrund rechts ist Mirko Drotschamann zu sehe, er hebt einen Finger, um den Rentenstreit der Union zu einzuordnen

Worum genau geht es im aktuellen Rentenstreit? Wie setzt sich die Rente zusammen und wen betrifft das? Mirko Drotschmann erklärt uns alles, was wir über die aktuelle Debatte wissen müssen.

04.12.2025 | 9:17 min

Bericht soll Mitte 2026 vorliegen

Viel Zeit bleibt der Rentenkommission nicht, um sich auf ein Konzept zu einigen. Bis Ende Juni 2026 soll der Abschlussbericht vorliegen. Unklar bleibt aktuell, wie die Regierung mit dem Ergebnis der Kommission umgehen wird. Im Streit um das Rentenpaket, bei dem Teile der "Jungen Union" ihre Zustimmung verweigerten, wurde deutlich, wie weit Union und SPD bei der Rente auseinanderliegen.

Der Fraktionsvorsitzende der Union, Jens Spahn, bescheinigte der Kommission "größtmögliche Offenheit". Das ergebe nur Sinn, wenn die Kommission auch über das hinausgehen könne, was im Koalitionsvertrag vereinbart wurde, so Spahn.

Johannes Lieber berichtet aus dem ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin.

Über dieses Thema berichtete das gemeinsame Morgenmagazin von ARD und ZDF am 17.12.2025 ab 05:30 Uhr.

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