Frankreichs Vergewaltigungsfall :Experte: "Schlimmer geht es nicht"
Hat ein Mann in Frankreich die eigene Frau betäubt und mehrmals zur Vergewaltigung angeboten? Ein Experte erklärt, warum Opfer solcher Taten ein Leben lang leiden.
In Avignon steht ein Rentner vor Gericht, der seine Frau, Gisèle P., sediert und zur Vergewaltigung angeboten haben soll. Gisèle P. erfuhr erst vor vier Jahren davon. Nun der Prozess.
Das Schlimme daran sei, dass "das gesamte Vertrauen massiv missbraucht" werde, dass die "eigene Persönlichkeit völlig schutzlos ausgeliefert und preisgegeben" worden sei, analysiert der Traumatologe und Psychotherapeut Dr. Christian Lüdke.
Schlimmer geht eigentlich eine Vergewaltigung und ein Missbrauch nicht.
Christian Lüdke, Traumatologe und Psychotherapeut
"Der Körper vergisst nicht"
Wenn Opfer, so wie in der Provence Gisèle P., betäubt würden, bewahre sie das keineswegs vor Schaden. "Was der Körper einmal erlebt hat, das vergisst er nicht mehr: Das Trauma ist im Nervensystem eines Menschen gespeichert", sagte der Traumatologe.
Mittlerweile spielt auch die Tochter des Paares eine Rolle: Während des Prozesses erfuhr sie, dass der Vater auch Nacktbilder von ihr gemacht und in einem eigenen Ordner auf seinem Computer gesammelt hat. Sie brach daraufhin im Gerichtssaal zusammen. Das sei "genauso traumatisierend letztendlich auch - genauso wie die Mutter - schutzlos dem Vater ausgeliefert gewesen zu sein", sagt Lüdke dazu. Zumal die Tochter nicht wisse, was mit den Fotos geschehen sei.
Die Tochter hat die Tat mit einem Buch verarbeitet
Positiv bewertet Lüdke, dass die Tochter des inzwischen geschiedenen Paares nach Bekanntwerden der Tat das Buch "Et j'ai cessé de t'appeler Papa" ("Und ich habe aufgehört, dich Papa zu nennen") über die Tat geschrieben habe. Dadurch bekomme das Erlebte eine Gestalt und werde "kontrollierbar". Er finde das einen "sehr, sehr mutigen Schritt".
"Wir fordern, dass EU-weit Einvernehmlichkeit ausschlaggebend dafür ist, ob ein Sexualakt eine Vergewaltigung ist oder nicht", so Kristina Lunz, Aktivistin für feministische Außenpolitik.
08.02.2024 | 5:35 minFür die Opfer in der Familie ist der Prozess, der noch bis Ende des Jahres dauern soll, extrem belastend. Man müsse dafür "mental unglaublich robust und widerstandsfähig" sein, sagt Lüdke. Der Prozess könne aber auch helfen, die mentale Kontrolle über den Täter wiederzubekommen.
Ging es dem Täter von Avignon um Macht und Kontrolle?
Durch die Begegnung im Gerichtssaal könnten Opfer dem Täter signalisieren, dass "du mich nie wieder in meinem Leben kontrollieren wirst". Für den Ehemann, den heute 72 Jahre alten Angeklagte Dominique P., sei es vermutlich um Macht und Kontrolle gegangen.
Er habe eine "völlige Zerstörung der Frau, der weiblichen Identität" beabsichtigt. Auch die Mittäter, denen der Hauptangeklagte anbot kostenlos seine bewusstlose Ehefrau zu vergewaltigen, hätten offenbar "Wehrlosigkeit mit sexueller Erregung in Verbindung gebracht".
Das sei sehr gefährlich. Wenn nun einzelne der 50 angeklagten Mittäter vor Gericht behaupteten, sie hätten alles für eine Sexualpraxis des Paars gehalten, sei das für ihn "absolut unglaubwürdig". Für das Ausleben sexueller Fantasien gebe es genügend andere Möglichkeiten, erklärte Dr. Christian Lüdke, der auch als Kriminalpsychologe arbeitet.
Mit Material von dpa und AFP.
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