Türkei in die EU? Wadephul will Verhandlungen wiederbeleben

Verhandlungen lagen auf Eis:Türkei in die EU? Wadephul will Verhandlungen wiederbeleben

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Wird die Türkei zum EU-Land? Wadephul gibt den jahrelangen Verhandlungen einen neuen Anstoß. Doch der Außenminister mahnt: Auch demokratische Rechte blieben Voraussetzung.

Bundesaußenminister Johann Wadephul (r, CDU) und der türkische Außenminister Hakan Fidan geben sich im Auswärtigen Amt nach der gemeinsamen Pressekonferenz die Hand.

In der Frage um einen möglichen EU-Beitritt der Türkei hat sich Wadephul für eine Annährung ausgesprochen. Es sei an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen, so der Außenminister.

28.11.2025 | 1:20 min

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat der Türkei einen neuen Anlauf zum Beitritt in die Europäische Union in Aussicht gestellt. "Es ist jetzt an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen", sagte Wadephul bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan am Freitag in Berlin.

Die Türkei habe sich in zahlreichen Feldern zu einem zentralen Partner entwickelt, sagte Wadephul und nannte dabei auch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den Konflikt im Gazastreifen.

Man sieht das Treffen im Außenministerium

Auch die Ukraine möchte der EU beitreten. Noch im Oktober berieten die EU-Außenminister darüber in Luxemburg.

20.10.2025 | 1:38 min

Der türkische Außenminister Fidan betonte bei der Pressekonferenz, dass sein Land alle Voraussetzungen für einen EU-Beitritt erfüllen wolle.

Die Europäische Union bleibt das strategische Ziel der Türkei.

Hakan Fidan, türkischer Außenminister

Wadephul zu EU-Beitritt: Demokratische Werte nicht verhandelbar

Dass die EU für die Aufnahme von Staaten Kriterien habe, sei kein Problem. "Man muss die Spielregeln einhalten", sagte Fidan. Allerdings gebe es in den Verhandlungen derzeit eine Stagnation, die Kapitel müssten jetzt wieder aufgemacht und die Beziehungen der EU zur Türkei wieder normalisiert werden, forderte er.

Protestkundgebung zur Unterstützung des inhaftierten istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu

Im Frühjahr gingen Tausende junge Menschen in der Türkei auf die Straße – sie protestierten für ihre Überzeugungen und gegen Präsident Erdogan.

02.04.2025 | 6:37 min

Wadephul sagte, es liege im Interesse Deutschlands, die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und der Türkei zu stärken. Die Kopenhagener Kriterien der EU würden allerdings weiterhin gelten:

Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit sind grundlegende Werte für unsere Europäische Union und sie sind nicht verhandelbar.

Johann Wadephul CDU, Bundesaußenminister

Türkei in die EU: Wie lange die Verhandlungen stocken

Wenn die Türkei als Nato-Partner in die EU streben wolle, werde sie in Deutschland einen verlässlichen und freundschaftlichen Partner haben. Es liege jetzt an der Türkei, "zu unterstreichen, dass sie diesen Weg vorangehen will". Aber auch die EU müsse auf die Türkei zugehen und den Gesprächskanal stärken, mahnte Wadephul.

Foto eines Mannes mit weißen Locken, graumeliertem Bart und runder Metall-Brille.

Der türkische Journalist Can Dündar schreibt über seinen Auftragskiller und die Verflechtungen des türkischen Staates mit kriminellen Netzwerken.

29.10.2025 | 12:17 min

Die Türkei erhielt bereits 1999 den Status als EU-Beitrittskandidat. Die offiziellen Beitrittsverhandlungen wurden 2005 aufgenommen, liegen aber seit 2018 faktisch auf Eis. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan steht wegen ihres Umgangs mit der Opposition und auch den Medien zunehmend in der Kritik.

Wadephul zeigte sich auch offen für die von Ankara angestrebte Teilnahme an dem 150 Milliarden Euro schweren EU-Rüstungsprogramm Safe. Er plädiere dafür, dass das Programm geöffnet werden müsse für wichtige Nato-Partner wie die Türkei und Großbritannien. "Darüber sind wir in konstruktiven Gesprächen."

Quelle: Reuters, dpa

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