Erschossener Polizist: Wie kann man Einsatzkräfte schützen?

Interview

Polizist im Saarland erschossen:Kriminologe: Wie man Polizisten schützen kann

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In Völklingen hat ein 18-Jähriger einen Polizisten mutmaßlich mit einer Polizei-Dienstwaffe erschossen. Wie kam es dazu und wie können die Einsatzkräfte besser geschützt werden?

Prof. Dirk Baier, Kriminologe

In Völklingen hat ein 18-Jähriger einen Polizisten mutmaßlich mit einer Dienstwaffe der Polizei erschossen. Ob die Polizei besser geschützt werden kann, erklärt Kriminologe Baier.

23.08.2025 | 10:13 min

Am Donnerstag wurde in Völklingen ein 34-jähriger Polizist bei einem Einsatz getötet. Tatverdächtig ist ein 18-Jähriger, der vorher eine Tankstelle überfallen haben soll. Bei der Flucht kam es wohl zu einem Handgemenge zwischen dem Mann und drei Polizisten.

Dabei gelang es ihm offenbar, eine der Dienstwaffen an sich zu nehmen. Er soll nach bisherigen Ermittlungen dann mehrere Schüsse abgefeuert und einen 34-jährigen Polizisten getroffen haben, der später im Krankenhaus starb.

Wie kann es zu solchen Ausnahmesituationen kommen und wie können sich Polizisten in solchen Einsätzen besser schützen? Darüber spricht ZDFheute live mit dem Kriminologen Dirk Baier.

Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Der Kriminologe Dirk Baier erklärt …

… wie eine Festnahme so eskalieren konnte

Baier geht davon aus, dass es bei der Verfolgung des 18-Jährigen, der vorher die Tankstelle überfallen haben soll, zu einem Handgemenge kam. In so einer Situation könne immer viel passieren.

Es war eine Ausnahmesituation, auch für den Täter.

Prof. Dirk Baier, Kriminologe

Vor allem, wenn er ein Ersttäter war, habe er wahrscheinlich nicht gewusst, wie er in der Situation reagieren sollte. Der Kriminologe deutet die Situation so: Wahrscheinlich wollte der mutmaßliche Täter einfach nur weg und fliehen. Dabei habe er dann alles versucht, um der Polizei entkommen zu können.

Noch sei unklar, ob sich in dieser "unübersichtlichen Situation" dann der Schuss gelöst habe oder ob vorsätzlich geschossen wurde. Dazu müssten die Ermittlungsergebnisse abgewartet werden.

Polizist bei Tankstellen-Überfall getötet

Bei einem Raubüberfall auf eine Tankstelle im Saarland wird ein Polizist mit der eigenen Dienstwaffe im Einsatz erschossen. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

22.08.2025 | 3:05 min

… wie sich Polizisten in solchen Situationen schützen können

Polizisten haben grundsätzlich immer das Hauptziel, den Täter zu stellen und so die Öffentlichkeit zu schützen, erklärt der Kriminologe. Wichtig dabei sei aber auch, sich selbst abzusichern. Dazu müssten Polizisten Distanz wahren.

Wichtig ist wirklich: Im Zweifelsfall den Abstand halten und dem Täter dann nicht weiter folgen, sondern eine Großfahndung einleiten.

Prof. Dirk Baier, Kriminologe

Der Eigenschutz im Einsatz ist für Baier das Wichtigste. Das werde in der Ausbildung vom ersten Tag an so vermittelt. Die Ausbildung in Deutschland sei sehr gut. Aber es gebe auch Kritik, räumt er ein.

Die Frage ist dann immer, was passiert, wenn die Ausbildung vorbei ist. Gibt es regelmäßige Auffrischungen? Gibt es regelmäßige Trainings?

Prof. Dirk Baier, Kriminologe

Manche fänden zu selten statt. Versäumnisse von Seiten der Polizei sieht Baier aber im konkreten Fall in Völklingen bislang nicht. Das müsse in Ruhe analysiert werden.

An der Tankstelle, an der nach einem Überfall ein Polizist getötet wurde, haben Mitarbeiter einen Kranz niedergelegt. Nach einem Raubüberfall auf die Tankstelle ist ein Polizist durch Schüsse getötet worden. Nach Angaben der Polizei hatte der mutmaßliche Täter dem Beamten bei einem Gerangel die Dienstwaffe entrissen und geschossen.

Im Saarland wurde ein Polizist bei einem Tankstellenüberfall in Völklingen erschossen. Der 18-jährige Verdächtige hatte den Beamten zuvor eine Dienstwaffe entrissen.

22.08.2025 | 1:16 min

... wie häufig solche Situationen sind

In Deutschland gebe es eine hohe Zahl an Raubüberfällen, so Baier. Bewaffnete Überfälle seien jedoch seltener und im langfristigen Trend rückläufig. Trotzdem kann laut dem Kriminologen auch ein Überfall zu einem tödlichen Einsatz führen. Schusswaffen werden in Deutschland bei Einsätzen sehr selten genutzt. Dafür gibt es laut Baier auch einen Grund:

Die Schusswaffe ist die gefährlichste Einsatzwaffe, die es gibt, weil sie eben tödlich sein kann.

Prof. Dirk Baier, Kriminologe

Pro Jahr gebe es nur rund 100 Schusswaffennutzungen in Deutschland. Eine sehr geringe Zahl, vor allem im internationalen Vergleich. Dennoch sagt der Kriminologe:

Die Polizeitätigkeit ist der gefährlichste Beruf, den wir haben.

Prof. Dirk Baier, Kriminologe

Laut Baier sind in den vergangenen zwanzig Jahren in Deutschland im Durchschnitt pro Jahr eine Polizistin oder ein Polizist bei einem Einsatz getötet worden.

Das Interview führte ZDFheute live-Moderatorin Alica Jung. Zusammengefasst haben es Chiara Raber und Janine Arendt.

Trauer nach Schüssen
:Saarland: Polizist bei Einsatz getötet

Bei einem Überfall auf eine Tankstelle in Völklingen hat ein 18-Jähriger einen Polizisten erschossen. Politiker zeigen sich entsetzt, auch die Polizeigewerkschaft ist erschüttert.
Einsatzkräfte der Polizei am Tatort nach einem bewaffneten Raubüberfall auf eine Aral-Tankstelle in der Völklinger Innenstadt
mit Video

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