Update
Update am Abend:Ungewohnt scharfe Töne Richtung Israel
von Jan Schneider
|
Guten Abend,
es ist ein ungewöhnlich deutlicher Ton aus Berlin: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen infrage gestellt. Beim WDR-Europaforum auf der Digitalkonferenz re:publica zeigte er sich irritiert über das Vorgehen der israelischen Armee. "Ich verstehe offen gestanden nicht mehr, mit welchem Ziel", so Merz.
Konkret kritisierte der Kanzler das Leid und die wachsende Zahl der zivilen Opfer durch Israels Militäroperationen. Diese ließen sich nicht mehr mit einem Kampf gegen den Terrorismus der Hamas rechtfertigen. Zwar betonte Merz, dass Deutschland wegen seiner Geschichte in besonderer Zurückhaltung gegenüber Israel agiere - doch wenn das humanitäre Völkerrecht verletzt werde, müsse auch Deutschland Position beziehen.
Die Lage im Gazastreifen ist dramatisch - seit der Wiederaufnahme der Angriffe im März hat sich die humanitäre Krise dort weiter verschärft. Hilfslieferungen erreichen die Menschen nur unzureichend, viele sind auf der Flucht und leben unter schwierigsten Bedingungen.
"Die Lieferungen, die Israel nach Gaza hineinlässt, reichen bei weitem nicht aus und Israels Armee rückt weiter vor", berichtet ZDF-Korrespondent Thomas Reichart.
Die Lage ist desaströs.
Thomas Reichart, Leiter des ZDF-Studios Tel Aviv
Auch aus der SPD kommen scharfe Töne in Richtung Israel: Mehrere SPD-Politiker fordern ein Ende deutscher Waffenlieferungen. Von Verteidigung könne im Gazastreifen "keine Rede" mehr sein.
Deutsche Waffen dürfen nicht zur Verbreitung humanitärer Katastrophen und zum Bruch des Völkerrechts genutzt werden.
Adis Ahmetovic, SPD-Politiker
Der Krieg im Gazastreifen ist längst nicht mehr nur ein Kampf gegen Terroristen. Er ist auch ein moralischer Prüfstein für Israels Verbündete - und für die deutsche Außenpolitik.
- Vorgehen in Gaza: SPD-Politiker wollen Ende von Waffenexporten an Israel
- "Diese Kinder brauchen Frieden": Psychologin schildert dramatische Zustände in Gaza.
- Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt und hier im Liveblog.
Haftstrafen im Dieselskandal
Fast zehn Jahre ist es her, dass der Dieselskandal bei Volkswagen aufflog: Im September wurden die massiven Betrugsvorwürfe öffentlich, die schnell als "Dieselskandal" in die Geschichtsbücher eingegangen sind und nicht nur den Konzern, sondern das Vertrauen in die deutsche Autoindustrie erschüttert haben. Nun hat die strafrechtliche Aufarbeitung einen Höhepunkt erreicht: Vier ehemalige VW-Manager wurden im Betrugsprozess vor dem Landgericht Braunschweig verurteilt.
Zwei der Angeklagten müssen mehrjährige Haftstrafen antreten, darunter der ehemalige Chefentwickler für Dieselmotoren (viereinhalb Jahre) sowie der frühere Leiter der Antriebselektronik (zwei Jahre und sieben Monate). Zwei weitere Ex-Führungskräfte erhielten Bewährungsstrafen. Das Gericht machte klar: Der millionenfache Betrug an Autokäufern war kein Einzeltäterdelikt, sondern arbeitsteilig organisiert - ein Fall von gewerbsmäßigem, organisiertem Betrug.
Und was ist mit dem früheren VW-Chef Martin Winterkorn? 2015 zeigte er sich reumütig, entschuldigte sich für das "Fehlverhalten": "Manipulieren und Volkswagen - das darf nie wieder vorkommen." Gegen ihn ist das Verfahren derzeit ausgesetzt - aus gesundheitlichen Gründen. Ob er vom Betrug wusste oder ihn gar mitgetragen hat, bleibt weiterhin offen.
Peter Kunz verfolgt die Aufarbeitung des Skandals als Leiter des ZDF-Landesstudios in Niedersachsen: Der heutige Tag markiere keinen Schlussstrich, denn neben der strafrechtlichen Aufarbeitung stünden weitere Verfahren an - gegen 31 weitere Beschuldigte sowie Schadensersatzklagen von Aktionären. Der Dieselskandal wird Volkswagen also noch lange verfolgen.
- Volkswagen-Dieselaffäre: Haftstrafen für frühere VW-Manager
Taxi ohne Fahrer in Südhessen
Was klingt wie Zukunftsmusik, wird in Südhessen Realität: Fahrgäste können dort ab sofort per App ein Taxi bestellen, das ohne Fahrer unterwegs ist. Im Rahmen eines bundesweit einmaligen Pilotprojekts testen die Deutsche Bahn und der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) in Langen autonome Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr.
Die selbstfahrenden Autos bewegen sich auf der sogenannten Automatisierungsstufe 4. Das bedeutet: Innerhalb eines festgelegten Gebiets fahren sie vollkommen fahrerlos - zumindest theoretisch. Während der Testphase ist noch ein Sicherheitsfahrer an Bord, um im Notfall eingreifen zu können. Die Fahrzeuge werden zusätzlich von einer Leitstelle überwacht.
Das Angebot funktioniert nach dem Prinzip "on demand": Fahrgäste - derzeit eine ausgewählte Testgruppe - bestellen ihre Fahrt per App und werden dann kostenlos zu ihrem Ziel gebracht. Zwei Fahrzeuge sind aktuell in Langen und Egelsbach im Einsatz, Darmstadt soll im Laufe des Jahres hinzukommen.
Ziel ist es, den ÖPNV flexibler, effizienter und insbesondere im ländlichen Raum attraktiver zu machen. Ob sich das Modell bewährt und bald flächendeckend eingesetzt wird, hängt von den kommenden Monaten ab - und davon, wie sicher und zuverlässig die Technik wirklich ist.
- Bundesweites Pilotprojekt: Autonome Autos transportieren Fahrgäste
- KI auf deutschen Straßen: So steht es um das autonome Fahren
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Trump nennt Putin "verrückt", der Kreml kontert: US-Präsident Trump hat Putin angesichts der jüngsten Angriffe auf die Ukraine scharf kritisiert - und ihn "verrückt" genannt. Der Kreml entgegnet, Trump sei "emotional überlastet".
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Fußball-Bundesliga
Im Relegations-Rückspiel heute Abend gegen Heidenheim könnte die SV Elversberg der dritte Aufstieg im vierten Jahr gelingen. Die Chancen dafür stehen nach dem 2:2 im Hinspiel nicht schlecht.
- Relegation gegen Heidenheim: SV Elversberg vor dem großen Coup?
Weitere Schlagzeilen
- Österreichs Ex-Kanzler Kurz freigesprochen: Berufung im Falschaussage-Prozess zur "Ibiza-Affäre"
- Sieg für Maduros Partei in Venezuela: Betrugsvorwürfe überschatteten Parlamentswahl
- Früherer RTL-Chef Helmut Thoma gestorben: "König des deutschen Privatfernsehens"
- Viele Schüler finden KI-Erklärungen besser: Knapp jeder Vierte nutzt Künstliche Intelligenz
Zahl des Tages
65 Prozent. So viele Menschen fuhren im vergangenen Jahr in Deutschland mit dem Auto zur Arbeit. Das geht aus Daten des Mikrozensus hervor. Es waren damit zwar drei Prozentpunkte weniger als vier Jahre zuvor, das Auto bleibt aber immer noch das wichtigste Verkehrsmittel im Berufsverkehr, wie das Statistische Bundesamt berichtet. 16 Prozent der Menschen nutzten im Jahr 2024 öffentliche Verkehrsmittel. Ihr Anteil ist seit der vorherigen Umfrage um zwei Prozentpunkte gestiegen.
- Berufstätige in Deutschland: Fast zwei Drittel pendeln mit Auto zur Arbeit
Wenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.
Streaming-Tipps für den Feierabend
2024 wechselt Mats Hummels zur AS Rom. Für den 36-Jährigen ist es die erste Auslandsstation - und seine letzte als Fußballprofi. Am Sonntagabend stand er zum letzten Mal auf dem Platz, seine Mitspieler tragen ihn nach dem Abpfiff auf Händen, die Presse feiert ihn als Champion. Tommi Schmitt hat ihn für die Dokumentation "Hummels - La Finale" auf seinem Weg begleitet. (74 min)
Oder lieber Familien-Kino für die etwas trüberen Tage: In einer Stadt, in der Zeit plötzlich zur kostbarsten Währung wird, kämpft das Waisenmädchen "Momo" gegen die geheimnisvollen grauen Herren, die den Menschen ihre Lebenszeit stehlen. Der Film nach dem gleichnamigen Roman von Michael Ende ist auch nach fast 40 Jahren noch relevant. (86 min)
Genießen Sie Ihren Abend!
Jan Schneider und das gesamte ZDFheute-Team
Alles gut? Danke, dass Sie unser ZDFheute Update lesen! Empfehlen Sie das Briefing gerne Ihren Freunden und Bekannten - hier ist der Anmeldungs-Link. Außerdem freuen wir uns weiterhin über Ihr Feedback, was Ihnen besonders gut gefällt und was wir noch besser machen sollten an zdfheute-feedback@zdf.de. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Das war erstmal allesZDFheute-Update-Abo verwalten
Thema