Helmut Thoma: Früherer RTL-Chef gestorben

Im Alter von 86 Jahren:Früherer RTL-Chef Helmut Thoma gestorben

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Er galt als "König des deutschen Privatfernsehens": Helmut Thoma. Der Ex-RTL-Chef machte den Sender in den 80er und 90er Jahren erfolgreich. Nun starb er im Alter von 86 Jahren.

16.04.2019, Nordrhein-Westfalen, Köln: Helmut Thoma, österreichischer Medienmanager.
Unter Thoma wurde RTL zum erfolgreichsten Privatsender.(Archivbild)
Quelle: dpa

Der frühere RTL-Chef Helmut Thoma ist tot. Er starb bereits an seinem 86. Geburtstag am 3. Mai in Wien an Herzversagen, wie seine Familie der österreichischen Nachrichtenagentur APA am Montag mitteilte.
Als ehemaliger RTL-Geschäftsführer etablierte der für seinen Geschäftssinn ebenso wie für seine provokanten Sprüche bekannte Thoma maßgeblich das Privatfernsehen hierzulande mit. Ein ranghoher Branchenkollege nannte ihn einst den "König des deutschen Privatfernsehens".

Von der Molkereilehre zum Geschäftsführer von Radio Luxemburg

Thoma war über Umwege in die Medienbranche gekommen. Der gebürtige Wiener absolvierte in Österreich zunächst eine Molkereilehre, studierte dann Jura und stieg als Justiziar beim Österreichischen Rundfunk (ORF) ein.
1973 wechselte Thoma zum Sender Radio Luxemburg, der unter dem Namen RTL ein auch in Teilen Westdeutschlands empfangbares beliebtes Radioprogramm für junge Leute ausstrahlt. Dieses wurde von ihm als Geschäftsführer geleitet. Nach der Liberalisierung des Fernsehmarkts beauftragte ihn RTL 1983 mit dem Aufbau eines Fernsehsenders.

Thoma macht aus RTL erfolgreichen Sender

Thoma gewann den Gütersloher Bertelsmann-Konzern als Finanzpartner für das ehrgeizige Projekt. RTL startete den Sendebetrieb am 2. Januar 1984, in der ersten Stunde mit dabei waren unter anderem der Komiker Mike Krüger und der Moderator Hans Meiser.
Die Anfänge waren bescheiden, wie Thoma später erzählt. RTL sei damals "weniger als ein Garagensender" gewesen. Es habe Momente gegeben, in denen "wussten wir nicht, was wir übermorgen senden".
Thoma agierte als nüchterner Unternehmer und Zahlenmensch. Hinter seinem Konzept, das RTL innerhalb weniger Jahre zum erfolgreichen und profitablen Sender machte, stand die Einschaltquote.
Vor allem in den ersten Jahren nach dem Sendestart 1984 setzte Thoma auch auf das, was weniger wohlmeinende Beobachter "Unterschichtenfernsehen" nennen. Dafür stehen etwa die Spielshow "Der Preis ist heiß" mit Harry Wijnvoord, die Nachmittagstalksendung "Hans Meiser" oder die Erotikshow "Tutti Frutti".

Mehrere Beraterposten nach Trennung von RTL

Trotz seiner prägendem Rolle beim Aufbau des Unternehmens trennten sich Ende der 90er Jahre die Wege von Thoma und RTL. Zwischen ihm und Miteigentümer Bertelsmann kriselte es. Thoma zog sich 1998 aus der Geschäftsführung zurück. Einige Jahre war er noch Berater für RTL, parallel übernahm er weitere Beraterposten.
Von sich reden machte Thoma später insbesondere nochmals als Chefaufseher der Mobilfunkanbieter Mobilcom und Freenet. Den Aufsichtsratsposten bei Freenet gab er 2022 ab.

Thoma auch privat Medienmann

Mit seiner Meinung zur Entwicklung bei RTL hielt er sich noch Jahre nach der Trennung nicht zurück, übte öffentlich teils beißende Kritik. "Ich würde ungern sehen, dass RTL untergeht", sagt er 2021 in einem Interview zur Begründung. Der Sender sei sein "Baby" gewesen.
Auch privat war Thoma, der lange in der Nähe von Köln lebte, Medienmann: Als Hobbys gab er einst Fernsehen, Radiohören, Zeitunglesen und Medienpolitik an.
Er war mehrmals verheiratet, auch mit seiner früheren Assistentin Daniele Milbert, von der er sich 1997 trennte und mit der er 2004 wieder zusammengekommen war. Milbert schrieb ein Buch über ihre Ehe, dessen Titel fast wie ein Nachruf klingt: "Mein Leben mit Mr. RTL".
Quelle: dpa, AFP

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