WM-Dreikampf der Formel in Abu Dhabi:McLaren hat alles zu verlieren - Verstappen nur zu gewinnen
von Karin Sturm
Noch drei WM-Titelanwärter im letzten Rennen: Das gab es zuletzt 2010 - ebenfalls in Abu Dhabi. Damals gewann mit Sebastian Vettel ein Außenseiter. Wiederholt sich die Geschichte?
Das Saisonfinale der Formel 1 bietet einen Dreikampf um den Fahrertitel. Die Punktekurven des Top-Trios zeigen die Aufholjagd von Max Verstappen auf Lando Norris und Oscar Piastri.
05.12.2025 | 0:21 minAn den letzten beiden Wochenenden der Formel 1 leistete sich McLaren dicke Fehler und machte dadurch das spannende Dreierfinale in Abu Dhabi erst möglich. Die große Frage: Findet die Papaya-Truppe wieder in die Spur - oder behält Max Verstappen, der am wenigsten zu verlieren hat, doch am Ende die Oberhand?
Eine gewisse Nervosität bei McLaren zeigt sich schon daran, dass für beide Fahrer an diesem Wochenende praktisch alle Medientermine gestrichen wurden. "Sie sollen sich auf ihren Job konzentrieren können", so die Begründung. Nur bei der offiziellen FIA-Pressekonferenz am Donnerstag mussten Lando Norris und Oscar Piastri doch antreten - zusammen mit Max Verstappen in einer Dreierrunde der Titelkandidaten.
Max Verstappen (rechts), Lando Norris (links) und Oscar Piastri kämpfen am Sonntag um den Fahrertitel in der Formel 1. Erstmals seit 2010 gibt es beim Saisonfinale einen Dreikampf.
Quelle: ImagoTitelkandidaten geben sich entspannt
Bei dieser versuchten alle Protagonisten, sich so entspannt wie möglich zu geben - Lando Norris behauptete sogar, er würde gar nicht an den WM-Titel und die besondere Situation denken: "Was natürlich schwierig ist, weil ich ständig darauf angesprochen werde." Dem WM-Führenden würde selbst bei einem Sieg von Verstappen Platz drei zum Titel reichen - trotz aller McLaren-Pleiten in den letzten beiden Rennen also immer noch eine gute Ausgangsposition. Teamkollege Oscar Piastri müsste schon auf Pech von Norris hoffen, um intern noch eine Chance zu bekommen.
Max Verstappen betont immer wieder, dass der Titel für ihn nicht wirklich etwas verändern würde. "Ich bin ziemlich entspannt, ich habe nichts zu verlieren. Ich bin wirklich zufrieden mit dieser Saison, wie wir das Blatt wenden konnten. Es ist fantastisch, dass ich wieder siegen konnte."
Für mich ist es schon toll, dass ich hier als Titelkandidat sitzen kann. Alles andere ist ein Bonus. Ich versuche, das Ganze zu genießen.
Max Verstappen
2010: Titel für Vettel, Drama für Andrea Stella
Verstappen hat das Beispiel 2010 vor Augen. Da ging Ferrari-Pilot Fernando Alonso mit acht Punkten Vorsprung auf Mark Webber und 15 auf Sebastian Vettel in die Entscheidung - theoretisch hatte damals sogar Lewis Hamilton mit 24 Punkten Rückstand noch Chancen. Am Ende holte sich Vettel mit seinem Sieg den Titel, nachdem Ferrari - wie zuletzt McLaren in Katar - eine Safety-Car-Phase für einen Boxenstopp verpasst hatte.
Der Renningenieur von Alonso bei Ferrari hieß damals Andrea Stella - der heutige Teamchef von McLaren. Er war in die Fehlentscheidung zumindest teilweise involviert und musste mitansehen, wie Alonso hinter Witaly Petrow im Renault im Verkehr eingeklemmt wurde, nur auf Platz sieben ins Ziel kam - und so quasi auf der Zielgeraden den Titel verlor.
Noch immer der schlimmste Tag in meinem Leben.
McLaren Temchef Andrea Stella über das Saisonfinale 2010.
McLaren und die Stallorder
Würde McLaren, um ein ähnliches Drama zu verhindern, eine Teamorder aussprechen? Beide Fahrer behaupteten in Abu Dhabi zunächst, man habe Szenarien, in denen eine Stallorder nötig werden würde, um den Fahrertitel zum ersten Mal seit 2008 wieder nach Woking zu holen, noch gar nicht besprochen. Das beliebteste Szenario, in den sozialen Medien schon eifrig diskutiert, geht so: Kurz vor Schluss führt Verstappen, Piastri ist Dritter, Norris Vierter. Dann müsste der Australier seinen Teamkollegen vorbeilassen, um ihm den Titel zu sichern.
Würde dann der entsprechende Befehl kommen und würde Piastri ihn befolgen? Von McLaren-Geschäftsführer Zak Brown stand ja immer noch die Äußerung von vor ein paar Wochen im Raum, er würde lieber auf den WM-Titel verzichten als eine Teamorder auszusprechen. Jetzt sagte Brawn freilich: "Es wäre verrückt, das nicht zu tun."
Wir werden nicht einen Titel nicht gewinnen, nur um einen dritten und vierten Platz zu fixieren. Es ist ein Teamsport.
McLaren-Geschäftsführer Zak Brown
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