Öko-Test: Schwermetalle in TK-Rahmspinat entdeckt

Tiefkühlkost im Qualitäts-Check:Öko-Test: Schwermetalle in TK-Rahmspinat

Florence-Anne Kälble
von Florence-Anne Kälble
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Tiefkühl-Rahmspinat ist schnell gemacht, gilt als gesund und schmeckt. Doch Öko-Test hat festgestellt, dass in manchen Produkten auch Pestizide und Schwermetalle enthalten sind.

Ein Stück gefrorener Rahmspinat aus der Packung liegt von einer Gabel zerteilt auf einem Teller.
Öko-Test hat 22 Tiefkühl-Rahmspinat-Produkte untersucht. In einigen wiesen die Tester Rückstände bedenklicher Stoffe nach.
Quelle: imago/Zoonar

Für manch einen ist es ein Leibgericht aus Kindertagen: Kartoffelpüree, Fischstäbchen und Rahmspinat. Das grüne Gemüse aus dem Tiefkühlregal gehört bei vielen zum Küchen-Repertoire.
22 Produkte hat Öko-Test für die August-Ausgabe unter die Lupe genommen. Mit dem Ergebnis sind die Tester zumindest nicht ganz grün: Der überwiegende Teil der Produkte erhält keine Empfehlung.
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Hohe Anfälligkeit für Nitrit bei Blattspinat

Blattgemüse gelte laut Öko-Test als besonders anfällig für die Aufnahme von Nitrat aus dem Boden. Spinat sei da keine Ausnahme. Nitrat selbst sei laut den Testern nicht das Hauptproblem, sondern sein Abbauprodukt Nitrit. Dieses kann sich bei unsachgemäßer Lagerung und Verarbeitung bilden.
Nitrat könne den Sauerstofftransport im Blut hemmen und im Magen zu krebserregenden Nitrosaminen reagieren, so Öko-Test weiter. Zwölf Produkte im Test wurden deshalb wegen "erhöhter", zwei sogar wegen "stark erhöhter" Nitritmengen abgewertet wie zum Beispiel der Globus Rahmspinat, einzeln portionierbar, der die Gesamtnote "befriedigend" erhielt.

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Öko-Test entdeckt Schwermetalle in Rahmspinat

Weiterhin wurden bei den Laboruntersuchungen auch giftige Schwermetalle gefunden, die Spinat ebenfalls über den Boden aufnimmt. Der Penny Rahmspinat überschritt dabei den für Blattgemüse zulässigen Grenzwert an Blei, an dem sich Öko-Test für die Bewertung orientierte, deutlich. In einem Gegengutachten des Anbieters lag der Bleigehalt hingegen unterhalb der Bestimmungsgrenze. Das Produkt erhielt die Gesamtnote "ungenügend".
Blei könne sich laut Öko-Test nicht nur in Pflanzen, sondern auch im menschlichen Körper anreichern, insbesondere in Knochen und Zähnen. Eine länger andauernde Aufnahme von Blei könne sogar gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Bei Kindern und Ungeborenen könnten sich laut den Testern bereits geringe Mengen negativ auf die Entwicklung des Nervensystems auswirken.
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In drei Produkten wurden im Labor Cadmiumgehalte nachgewiesen, die Öko-Test als "erhöht" bewertet. Dabei ist der Grenzwert laut EU-Verordnung zu mehr als der Hälfte ausgeschöpft worden. Cadmium und Cadmiumverbindungen gelten Öko-Test zufolge als krebserzeugend, erbgutverändernd und reproduktionstoxisch. Über einen längeren Zeitraum in hohen Dosen eingenommen, könne es zu Nieren- und Knochenschäden führen.

Positiv hoben die Tester hervor, dass der Spinat im europäischen Klima gedeiht und laut Herstellerangaben aus Deutschland, den Niederlanden oder Belgien stammte.

Auch bei den Bewertungen gab es Erfreuliches: Unter anderen wurde der All seasons Rahmspinat in Portionen von Aldi und der K-Bio-Rahmspinat von Kaufland mit "sehr gut" bewertet.

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Pestizide im Gemüseanbau

Im konventionellen Gemüseanbau werden weiterhin Pestizide eingesetzt, konstatierten die Tester. In einigen Produkten wies das Labor Rückstände von Substanzen nach, die für Öko-Test abwertungsrelevant sind. Darunter in drei Produkten das für Säugetiere, Wasserorganismen und Bienen toxische Lambda-Cyhalothrin sowie das bienengiftige Insektizid Spinosad. Letzteres fand sich im Jeden Tag Rahmspinat, der mit der Gesamtnote "mangelhaft" bewertet wurde.
Im K-Classic Rahmspinat fand das Labor das laut Öko-Test als vermutlich reproduktionstoxisch eingestufte Antipilzmittel Dimethomorph, ein seit 20. Mai 2024 nicht mehr zugelassenes Fungizid. Kaufland teilte auf Nachfrage mit, dass der Spinat der getesteten Charge am 22. Mai 2024 geerntet worden sei. Selbst wenn das Fungizid bewusst eingesetzt worden sein sollte, fiele das noch in den erlaubten Zeitraum, so Öko-Test.
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Beim Auffinden von Rückständen zweier Pestizide wurden die Produkte um eine Note abgewertet. Öko-Test argumentierte, dass die Abwertung deshalb erfolge, weil noch nicht ausreichend geklärt sei, wie sich die Kombination aus mehreren Rückständen auf den menschlichen Körper auswirke.
Betroffen waren hiervon der Jeden Tag Rahmspinat sowie der Iglo Rahm-Spinat der mit dem Blubb - Gesamtnote "mangelhaft".
Apropos "Blubb": Die Tester fanden in fünf Produkten einen zu niedrigen Milchfett-Anteil. Um als Rahmspinat vermarktet zu werden, müssen mindestens 0,8 Prozent Milchfett vorliegen. Ein Schuss Sahne hätte hier Abhilfe schaffen können, fügte Öko-Test abschließend hinzu.

So wurde getestet



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Redaktionelle Anmerkung: Dieser Artikel wurde am 31. Juli 2025 überarbeitet und um eine Erklärung zur Abwertungspraxis seitens Öko-Test bei Pestizidfunden ergänzt.

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