Hype um Mangostan: Wie gesund ist die Superfrucht?
Tropische Frucht als Superfood:Wie gesund ist Mangostan wirklich?
von Thilo Hopert
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Mangostan gilt als Superfood. Die Frucht wird in den sozialen Medien regelrecht gehypt. Von Anti-Aging bis Stärkung des Immunsystems: Was hinter den Gesundheitsversprechen steckt.
Mangostan: Teures Wundermittel oder sinnvolle Nahrungsergänzung?
Quelle: Imago / Imagebroker
Ob als frische Frucht, Saft oder Extrakt: Mangostan ist auf Social Media ein Star unter den Superfoods. Sie soll das Immunsystem stärken, Entzündungen lindern und sogar bei chronischen Krankheiten helfen. Doch was kann die Frucht gesundheitlich wirklich - und was nicht?
Nahrungsmittel, denen gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben werden, sogenannte Superfoods, liefern zahlreiche Mikronährstoffe. Oft kommen sie von weit her. Doch auch direkt vor der Haustür gibt es Nahrungsmittel, die sehr gesund sind.19.06.2025 | 29:49 min
Viele Werbeversprechen nicht wissenschaftlich belegt und irreführend
Mangostan enthalte, so die Werbung, besonders viele Xanthone. Dabei handelt es sich um den gelben Pflanzenfarbstoff, der unter anderem eine entzündungshemmende sowie antioxidative Wirkung haben soll. "Dazu gibt es bisher aber kaum wissenschaftliche Erkenntnisse", sagt Silke Restemeyer, Ökotrophologin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Beworbene Effekte von Mangostan wie Anti-Aging, Schutz vor Krebs oder eine entzündungshemmende Wirkung seien größtenteils nicht wissenschaftlich belegt, so Restemeyer.
Hinzu kommt: "Gesundheitsversprechen im Zusammenhang mit Nahrungsergänzungsmitteln und anderen Lebensmitteln sind grundsätzlich verboten", erklärt Angela Clausen, wissenschaftliche Referentin im Bereich Ernährung und Umwelt der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wichtiger sei in den meisten Fällen daher das, was auf der Verpackung steht. "Da werden solche Aussagen selten wiederholt", so Clausen.
Wissenswertes zu Mangostan
Mangostan (Garcinia mangostana) kommt ursprünglich aus Malaysia, hat sich aber in vielen tropischen Regionen verbreitet. Vor allem in südostasiatischen Ländern wie Thailand, Indonesien, Sri Lanka, Vietnam oder den Philippinen ist die Pflanze heimisch. Dort gilt Mangostan als die Königin der Früchte und ist seit Jahrhunderten Bestandteil der traditionellen Naturheilkunde. Auch in Mittelamerika, Brasilien und Australien ist Mangostan mittlerweile zu finden.
Die Früchte sind außen violett, innen weiß und im Durchmesser drei bis acht Zentimeter groß. Sie sind meist zwischen November und Dezember reif. Der Geschmack des festen Fruchtfleisches erinnert an Litschi.
Mangostan-Früchte kosten durchschnittlich rund 20 Euro pro Kilogramm. Mangostan-Saft ist häufiger zu finden als die Frucht. Entweder pur oder als Mischung mit anderen Fruchtsäften. Der pure Saft hat seinen Preis: Pro Liter liegt er zwischen 30 Euro für konventionellen Saft und bei rund 50 Euro und mehr für Bio-Qualität. Extrakte sind in einer Preisspanne von etwa zehn bis 30 Euro für 100 Kapseln erhältlich. Hier richtet sich der Preis vor allem nach der enthaltenen Dosierung.
So wirkt Mangostan auf den Körper
Was hingegen belegt ist: "Mangostan enthält, wie viele andere pflanzliche Lebensmittel auch, verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe, darunter Polyphenole", weiß Ökotrophologin Restemeyer. Polyphenole sind natürliche chemische Verbindungen, die Pflanzen vor Schädlingen oder Krankheiten schützen.
Im menschlichen Körper können Polyphenole positive gesundheitliche Wirkungen entfalten und beispielsweise das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten senken oder positive Auswirkungen auf den Blutdruck haben.
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Sie sei wegen des hohen Gerbstoffanteils nicht zum Verzehr geeignet, so Clausen.
Wegen fehlender Daten zu Wirkungsweise und Sicherheit beim Menschen ist laut Verbraucherschützerin Angela Clausen ebenfalls von Xanthone-Isolaten wie Alpha-Mangostin abzuraten. Diese Extrakte enthalten höhere Mengen an sekundären Pflanzenstoffen wie Tannine, Katechine oder Polyphenole und können die Wirkung von Medikamenten behindern oder verstärken.
Wer regelmäßig Medikamente nimmt oder chronisch krank ist, sollte sich daher vor der Verwendung von Mangostan-Nahrungsergänzungsmitteln in der Arztpraxis oder Apotheke medizinischen Rat einholen.
Mikronährstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sollen uns fitter, konzentrierter und überhaupt gesünder machen. Doch braucht es die Mittel dafür oder reicht eine gesunde Ernährung?
von Thilo Hopert
mit Video
Superfoods sollten nicht überbewertet werden
Die Trendfrucht Mangostan und Superfoods allgemein können laut Ernährungsexpertin Silke Restemeyer den Speiseplan durchaus ergänzen, aber:
Man sollte sich keine Wunder erhoffen.
„
Silke Restemeyer, Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
Viele Aussagen über gesundheitsfördernde Wirkungen exotischer Früchte basieren laut der DGE-Expertin auf Einzelstudien, Laborversuchen oder konzentrierten Substanzen. Diese seien nicht mit der Nährstoffkonzentration in der eigentlichen Frucht zu vergleichen.
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Heimische und umweltschonende Alternativen zu Mangostan
Jede Obstart, so auch Mangostan, hat verschiedene Nährstoffe beziehungsweise sekundäre Pflanzenstoffe und somit ganz eigene Vorteile. Verbraucherschützerin Clausen sagt jedoch:
Ich würde regionalen oder saisonalen Produkten den Vorzug geben.
Diese seien gesundheitlich betrachtet mindestens genauso gut wie exotische, aber oft frischer und hätten keine langen Transportwege hinter sich, so Clausen.
Hier kommt bei Mangostan der CO2-Abdruck ins Spiel. Die Frucht reift nach der Ernte nicht mehr nach und verdirbt entsprechend schnell. So bleibt als Transportweg nur das Flugzeug. "Werden Exoten mit dem Flugzeug transportiert, ist der CO2-Fußabdruck pro Kilogramm bis zu 25-mal so hoch wie beim Schifftransport", sagt Silke Restemeyer. Dementsprechend sieht man die Frucht hierzulande eher selten.
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Quelle: dpa
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