Hype um Nahrungsergänzungsmittel:Trend im Fitnessregal: Die Wahrheit über Testo-Booster
von Markus Böhle
Mehr Muskeln, mehr Energie, besserer Sex? Nahrungsergänzungsmittel für mehr Kraft und Männlichkeit boomen - doch was können sie wirklich? Experten klären auf.
Testosteron aus der Dose? Testo-Booster sollen das Männerhormon auf natürliche Weise steigern. Experten raten ab.
08.12.2025 | 4:17 minOb im Fitnessregal oder auf Social Media: Testosteron-Booster, kurz "Testo-Booster", sind omnipräsent. Influencer preisen sie als natürliche Powerpillen für mehr Muskelmasse, Energie und eine gesteigerte Libido - vor allem für Männer. Doch was steckt dahinter?
Was sind Testo-Booster?
Testo-Booster sollen den Testosteronspiegel anheben, so versprechen es die Hersteller. Statt rezeptpflichtigem Testosteron soll ein Mix aus natürlichen Pflanzenextrakten die Hormonproduktion steigern oder Testosteron länger im Körper wirken lassen.
Die als Nahrungsergänzungsmittel verkauften Produkte enthalten zum Beispiel häufig Tribulus terrestris, Bockshornklee, Ashwagandha oder Maca. Oft kommen noch Mikronährstoffe wie Zink oder Vitamin D hinzu. Forscher fanden in Testo-Boostern insgesamt rund hundert verschiedene Inhaltsstoffe, im Durchschnitt sind es etwa acht pro Produkt.
Looksmaxxing: Ein Trend auf Social Media, bei dem männliche Teenager und junge Erwachsene alles tun, um perfekt auszusehen. Doch die Methoden sind oft drastisch.
18.07.2025 | 44:30 minLegal, aber kaum geprüft
Testo-Booster sind frei erhältlich, so Niklas Klinkhammer von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Pflanzliche Stoffe in Nahrungsergänzungsmitteln seien aber gesetzlich nicht geregelt, Qualitätsvorgaben fehlten, kritisiert der Experte.
Ob Arzneimittel wirken und sicher sind, wird in Zulassungsverfahren genau untersucht. Bei Nahrungsergänzungsmitteln passiert das nicht.
Niklas Klinkhammer, Ernährungswissenschaftler, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
Hersteller müssten die Produkte nur anmelden, um sie verkaufen zu dürfen, vorab geprüft werden sie nicht. Doch auch rein pflanzliche Stoffe könnten unerwünschte Wirkungen haben, so Klinkhammer. Ashwagandha-Präparate könnten beispielsweise bei Personen mit Lebererkrankungen Probleme verursachen, weshalb auch das Bundesinstitut für Risikobewertung 2024 davor warnte. Manchmal fänden sich in solchen Nahrungsergänzungsmitteln auch Schwermetalle oder undeklarierte Arzneistoffe. Je stärker die Werbeaussagen ausfallen, desto skeptischer sollte man sein.
Arzt und Medizinjorunalist Dr. Christoph Specht klärt über die Verlässlichkeit der Informationen sogenannter Medfluencer im Hinbick auf Themen wie Ernährung oder Impfen auf.
11.06.2025 | 6:52 minVersprochene Wirkungen: Wunsch und Wirklichkeit
Die Studienlage zur Wirksamkeit von Testo-Boostern ist laut Klinkhammer dünn. Nur für sehr wenige Stoffe gebe es Hinweise, dass sie die Testosteronwerte im Blut überhaupt leicht erhöhen könnten. Selbst dann hätten solche Schwankungen wahrscheinlich keine spürbaren Auswirkungen auf Körperfunktionen. "Man möchte ja keine Blutwerte verbessern, sondern die Gesundheit - und sich besser fühlen. Das ist durch die Studien nicht direkt belegt", so Klinkhammer.
Werbeaussagen wie "mehr Muskeln" oder "für bessere Intimbeziehungen" sind für Testo-Booster verboten und irreführend, erklärt Klinkhammer. In Bezug auf Testosteron gebe es nur einen erlaubten Health-Claim: Zink kann zur Erhaltung eines normalen Testosteronspiegels beitragen. Aber auch Zink sei kein "Booster", wenn man bereits genügend Zink mit der Nahrung aufnehme.
In der Fitness-Szene wird Kreatin immer beliebter. Influencer und Supplement-Firmen machen mit dem weißen Pulver ein großes Geschäft. Doch wem nützt die Extra-Dosis Kreatin wirklich?
02.05.2024 | 4:27 minTestosteron - Fakten im Überblick
Testosteron ist ein wichtiges Steroid-Hormon, produziert vor allem im Hoden. Frauen bilden etwa zehnmal weniger Testosteron, unter anderem in den Eierstöcken und der Nebenniere.
Testosteron steuert die männliche Sexualität und greift in viele weitere Stoffwechselprozesse ein, wie den Muskelaufbau, die Blutbildung, die Knochendichte oder die Psyche.
Bei Frauen spielt Testosteron eine wichtige Rolle bei der sexuellen Lust, trägt zum Energieniveau, zur Stimmung, zur Gesundheit von Muskeln und Knochen sowie zu kognitiven Funktionen bei.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie liegen die unteren Grenzwerte bei Männern zwischen sieben und zwölf Nanomol pro Liter (nmol/l, bei Blutentnahme morgens zwischen acht und zehn Uhr, nüchtern). Wegen starker Schwankungen reichen Einzelmessungen allerdings nicht aus.
Typische Referenzbereiche für gesunde Frauen zwischen 21 und 50 Jahren liegen zwischen 0,5 und 2,8 nmol/l.
Ein gesunder Lebensstil mit Krafttraining, ausgewogener Ernährung und gesundem Schlaf kann normale Testosteronlevel fördern - auch im Alter. Bei symptomatischem Mangel kann eine ärztlich verordnete Hormonersatztherapie sinnvoll sein.
Einen vergleichbaren Mangel wie beim Mann gibt es bei Frauen nicht, da andere Hormone in der Regel ausgleichend wirken.
Testosteronmangel erkennen und behandeln
Auch Endokrinologin Beate Quadbeck warnt wegen unzureichender Studien und Gesundheitsrisiken vor Testo-Boostern. Bei Verdacht auf einen Testosteronmangel mit Symptomen wie Antriebslosigkeit, Muskelabbau oder Libidoverlust empfiehlt sie den Besuch beim Hausarzt oder Urologen. Diese könnten Blutuntersuchungen veranlassen.
Bei einem Testosteronmangel sollte man auch die Ursache klären und, falls möglich, beheben.
Priv.-Doz. Dr. Beate Quadbeck, Endokrinologin
Ein Mangel kann verschiedene Gründe haben. Ist eine Hormonersatztherapie nötig, erfolgt sie mit Testosteron als Spritze oder Gel und stets unter ärztlicher Aufsicht. Zu viel Testosteron kann schaden, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Unfruchtbarkeit verursachen.
Diese Testosteron-Kurve zeigt, wie das Hormon das Leben eines Mannes begleitet. Drei Mal steigt die Testosteron-Produktion steil an - und diese Anstiege haben Konsequenzen.
04.11.2024 | 1:51 minEin Mangel an Testosteron kann durch angeborene Störungen wie Funktionsverlust der Hirnanhangsdrüse oder Hodenerkrankungen entstehen, diese sind jedoch selten.
Häufiger sind funktionelle Störungen. Niedrige Werte treten etwa bei Stoffwechselerkrankungen wie dem metabolischen Syndrom (Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck), bei Nierenschwäche oder Schlafapnoe auf.
Der Testosteronspiegel schwankt stark, auch von Tag zu Tag. Infekte, Dauerstress oder harte Arbeit können ihn kurzfristig senken.
Natürliche Wege zur Hormonbalance
Um die körpereigene Testosteronproduktion zu fördern, rät Quadbeck zu einem gesunden Lebensstil: Insbesondere regelmäßiges Krafttraining und eine ausgewogene, eiweißreiche Ernährung seien hilfreich sowie erholsamer Schlaf und Stressabbau.
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Mehr zum Thema Männergesundheit
Studie zu Hormongel NES/T:Können Männer bald hormonell verhüten?
von Anna GröschHäufigste Krebsart bei Männern:Prostatakrebs: Wie man ihn heute behandeln kann
von Janina Jankamit Video5:07Haarwuchsmittel mit Nebeneffekt:Minoxidil - wirksame Hilfe bei Haarausfall
von Andreas Kürtenmit Video5:11Anorexie bei Jungen und Männern:Magersucht - Essstörung bei jungen Männern oft spät erkannt
von Malin Ihlaumit Video5:35Gynäkomastie bei Männern:Was bei einer vergrößerten Männerbrust hilft
von Ingeborg Rüthersmit Video4:43Krebsvorsorge für Männer:Welche Untersuchungen wann wichtig sind
mit Video1:20PSA-Test, Ultraschall, MRT:Wie man Prostatakrebs früh erkennen kann
von Gunnar Fischer