Assisted Stretching: Gemeinsames Dehnen als neuer Fitnesstrend

Dehnen für das Wohlbefinden:Was Assisted Stretching bewirken kann

von Nicole Wehr
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Dehnen mit Unterstützung von Profis: Assisted Stretching soll durch gezielte und tiefere Dehnungen die Beweglichkeit des Körpers und damit auch das Wohlbefinden steigern.

Trainer unterstützt eine Frau bei Dehnungsübungen im Fitnessstudio.

Beim Assisted Stretching wird mit Unterstützung einer weiteren Person ein besonderer Fokus auf das gezielte Dehnen der Muskeln gelegt.

Quelle: imago/Zoonar

Ob Hüfte, Oberschenkelrückseite oder Schulter: Beim Dehnen zeigt einem der Körper oft deutlich die eigenen Grenzen auf. Um eine gezielte und tiefere Dehnung zu ermöglichen, kann es sinnvoll sein, sich Hilfe zu holen: Beim Assisted Stretching unterstützen geschulte Fachkräfte, etwa Physiotherapeuten oder Personal Trainer, aktiv beim Dehnen.

Im Gegensatz zum Dehnen in Eigenregie übernimmt hier die Fachkraft die Führung und kontrolliert die Intensität. Das Ziel: Die Flexibilität, Mobilität und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

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Assisted Stretching: Vorteile

"Ein Vorteil des Assisted Stretchings im Vergleich zu allein durchgeführten Dehnübungen ist das gemeinsame Arbeiten", sagt Physiotherapeut Carl Christopher Büttner. Er ist Referatsleiter für Bildung und Wissenschaft beim Deutschen Verband für Physiotherapie. Zum einen sei die Motivation zu zweit meist größer als allein. Zum anderen könne man den eigenen Körper besser fühlen, wenn man sich für diese Methode viel Zeit nehme. Dann sei es auch möglich, die Grenzen langsam zu verschieben.

"Es ist ein Unterschied, ob ich nach und nach versuche, alle Muskelbereiche im Körper zu dehnen, oder ob ich vor dem Joggen einmal kurz Oberschenkel und Wade aufdehne", erklärt Carl Christopher Büttner.

  • Flexibilität und Beweglichkeit: Der Bewegungsradius vergrößert sich.
  • Verletzungsprophylaxe: Gezieltes, begleitetes Dehnen kann das Risiko für Muskelzerrungen und Überlastungen senken.
  • Schmerzlinderung und Regeneration: Die Durchblutung wird gefördert, dies beschleunigt die Erholung nach dem Training und kann Muskelkater reduzieren.
  • Körperhaltung und Stressabbau: Durch das gezielte Lösen von Verspannungen verbessert sich die Haltung, Stress wird reduziert.
  • Sportliche Leistungsfähigkeit: Mehr Beweglichkeit bedeutet auch eine bessere Technik beim Ausführen von Bewegungen.


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Für wen sich Assisted Stretching eignet

Wer sich für Assisted Stretching interessiert, sollte sich zunächst fragen: Habe ich ein spezifisches Problem oder möchte ich mich einfach besser aufdehnen können? "Wenn es gesundheitliche Beschwerden gibt, sollten diese zuvor natürlich mit dem Arzt abgesprochen werden", rät Büttner.

Bei Menschen mit akuten Verletzungen, bestimmten Vorerkrankungen oder starker Hypermobilität ist grundsätzlich ärztliche Rücksprache notwendig, um Risiken wie Überdehnung oder Nervenirritationen zu minimieren. Abgesehen davon können laut Büttner verschiedene Zielgruppen vom Assisted Stretching profitieren, darunter:

  • Sportler - zur Leistungssteigerung und Prävention,
  • Büroangestellte - zur Linderung von Verspannungen durch langes Sitzen,
  • Menschen in der Rehabilitation - zur Wiederherstellung der Beweglichkeit,
  • Senioren - zur Erhaltung der Beweglichkeit und Selbstständigkeit.

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Was Assisted Stretching von Physiotherapie unterscheidet

"Physiotherapie beinhaltet einen bunten Blumenstrauß an Maßnahmen, die wir Therapeuten je nach Indikation und Person einsetzen", erklärt Physiotherapeut Büttner. Es sei üblich, verschiedene Formen des Stretchings zu benutzen. Bei der Postisometrischen Relaxation (PIR) gehe es etwa darum, einen verspannten Muskel durch gezielte An- und Entspannung zu lockern. Diese Technik sei für viele Muskelgruppen mit Unterstützung von außen besser ausführbar.

Assisted Stretching kann Teil einer physiotherapeutischen Behandlung sein, ist aber nicht das Gesamtpaket.

Carl Christopher Büttner, Physiotherapeut

Die Wirksamkeit von Assisted Stretching sei nicht höher als bei anderen Dehnungsmethoden. "Die Aktivierung der Muskeln ist immer das Oberziel. Das Nervensystem eines Menschen sollte aktiv und reaktiv arbeiten können", so Büttner. Rein passives Dehnen zeige die niedrigste Evidenz - sobald aktive Komponenten hinzukommen, nehme der Effekt zu.

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Assisted Stretching als Dienstleistung

Inzwischen bieten einige Studios neben Massagen auch Assisted Stretching an. "Man bekommt ein Coaching für den eigenen Körper. Ob einem dieser Service das Geld wert ist, muss jede und jeder für sich entscheiden", findet Büttner. Etwas Anleitung schade jedoch nie: "Jeder Mensch ist unterschiedlich in seiner Körperwahrnehmung. Man muss auch zum Stretching erstmal einen Zugang finden."

  • Postisometrische Relaxation (PIR): Kombination aus Anspannen und Entspannen der Muskulatur.
  • Passives Dehnen: Person Nummer zwei bringt Person Nummer eins in eine Position und hält diese, ohne dass Person Nummer eins selbst aktiv mitarbeitet.
  • Widerstandsdehnen: Die zu dehnende Person arbeitet gegen einen leichten Widerstand.
  • Isometrisches Dehnen: Die Muskulatur wird in gedehnter Position angespannt, oft gegen einen Widerstand.
  • Dynamisch-assistiertes Dehnen: Geführte, kontrollierte Bewegungen durch den gesamten Bewegungsradius.


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Quelle: dpa

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