Hüftgelenksdysplasie: Neben Babys auch Erwachsene betroffen

Hüftgelenksdysplasie:Warum auch Erwachsene betroffen sind

von Corinna Klee
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Ständige Schmerzen in der Hüfte und eine eingeschränkte Beweglichkeit können Symptome einer Hüftgelenksdysplasie sein. Wie die Fehlstellung diagnostiziert und behandelt wird.

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Schmerzen vor allem in der Leiste oder seitlich an der Hüfte, zunächst bei Belastung, später auch in Ruhe und nachts, können auf eine Hüftgelenksdysplasie oder kurz Hüftdysplasie hinweisen. Auch Gangstörungen können eine Folge sein. Betroffene haben beispielsweise Probleme, ins Auto zu steigen.
Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um eine angeborene oder erworbene anatomische Fehlstellung, bei der Hüftpfanne und Hüftkopf nicht zueinander passen. Dadurch komme es zu veränderten Druck- und Belastungsverhältnissen im Gelenk, erklärt Georg Fieseler, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Heute untersuche man bereits Säuglinge per Ultraschall darauf.

Es kommen jetzt zunehmend erwachsene Patienten mit Hüftdysplasien in die Klinik, bei denen es dieses Screening noch nicht gab.

Dr. Georg Fieseler, Orthopäde, Klinikum Hann. Münden

Das routinemäßige Hüftscreening bei Säuglingen wird in Deutschland seit 1996 durchgeführt, was zu einer deutlichen Verringerung unentdeckter Hüftdysplasien geführt hat.

Hüftdysplasie früh entdecken

Die Untersuchung auf Hüftdysplasie erfolgt in den ersten Lebenswochen bei der U3-Vorsorgeuntersuchung. Bis zur Einführung des Screenings wurden Hüftdysplasien nicht immer erkannt und infolgedessen auch nicht behandelt. Im Erwachsenenalter können dann Hüftprobleme auftreten - bis hin zu einer Hüftgelenksarthrose.
Die Diagnose basiert auf einer Kombination aus klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren wie Röntgenaufnahmen, die eine Beurteilung der Hüftpfannenneigung und -tiefe ermöglichen.
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Ursachen für eine Hüftdysplasie

Die Entstehung einer Dysplasie wird durch die Kombination von genetischen, mechanischen und hormonellen Faktoren sowie Umwelteinflüssen begünstigt. Man geht davon aus, dass die Lage des Fötus im Mutterleib oder beengte Verhältnisse im Bauch der Mutter, zum Beispiel bei Mehrlingsschwangerschaften, ursächlich sein können. Auch eine erbliche Komponente wird angenommen. Mädchen sind deutlich häufiger betroffen als Jungen.

Die Therapie der Hüftdysplasie im Säuglings- und Kleinkindalter erfolgt in der Regel konservativ und hat eine sehr gute Prognose. Ziel ist es, den Hüftkopf in der richtigen Position zu halten, damit sich die Hüftpfanne normal entwickeln kann. In der Regel bekommt der Säugling eine Beugeschiene oder Spreizhosen, die die Fehlstellung korrigieren.

Die Behandlungsdauer hängt vom Schweregrad der Dysplasie ab und kann von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten reichen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um den Therapieerfolg zu überwachen.

Hüftdysplasie bei Erwachsenen: Schmerzen lindern

Bei Erwachsenen mit Hüftdysplasie steht zunächst die Linderung der Symptome im Vordergrund. Die Behandlungsmethode hänge vom Schweregrad der Dysplasie und dem Ausmaß der bereits eingetretenen Gelenkschäden ab, erklärt Fieseler.

Eine konservative Behandlung sollte immer das erste Mittel der Wahl sein.

Dr. Georg Fieseler, Orthopäde und Sportmediziner

Das bedeute vor allem Gewichtsreduktion, zielgerichtete Physiotherapie und die Anpassung der sportlichen Aktivität, so der Orthopäde weiter.
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Wann ein Hüftgelenksersatz notwendig wird

Für einen Hüftgelenksersatz werden drei Kriterien zugrunde gelegt: Eine sichtbare Fehlstellung der Hüfte, ausgeprägte Schmerzen tagsüber und nachts, die mit einem steigenden Bedarf an Schmerzmitteln einhergehen sowie eine starke Einschränkung der Lebensqualität.
Die Wahl der Methode hängt vom Alter des Patienten, dem Gesundheitszustand und dem Ausmaß der Gelenkschädigung ab. Manchmal müssen Hüftkopf und Hüftpfanne durch Prothesen ersetzt werden, manchmal nur der Hüftkopf, während die Hüftpfanne erhalten bleibt.

Zementierte Hüftprothesen werden bei älteren Patienten mit geschwächter Knochenstruktur eingesetzt. Der Zement schafft eine stabile Verbindung zwischen Prothese und Knochen.
Die zementfreien Prothesen eignen sich für jüngere Patienten oder solche mit guter Knochenqualität. Der Knochen wächst in die raue Oberfläche der Prothese ein und wird dadurch stabilisiert.

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Immer bessere OP-Techniken

Minimalinvasive Techniken wie die AMIS-Methode (Anterior Minimally Invasive Surgery) seien schonender, erklärt Fieseler. Die Muskulatur werde zur Seite geschoben und nicht abgelöst.

Der Patient hat dadurch weniger Schmerzen, ist schneller wieder mobilisierbar.

Dr. Georg Fieseler, Orthopäde und Unfallchirurg

Ein künstlicher Gelenkersatz hält etwa 20 bis 25 Jahre und muss dann ersetzt werden. Minimalinvasive Operationstechniken und verbesserte Implantate könnten in Zukunft die Therapieoptionen für Betroffene weiter optimieren.

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Quelle: dpa

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