Deutschland: Der Kampf um die Meinungsfreiheit hat nie aufgehört

Grundrecht in Deutschland:Ist unsere Meinungsfreiheit in Gefahr?

von Mitri Sirin
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Am 3. Oktober feiert Deutschland die Einheit - ein Symbol für Demokratie und Meinungsfreiheit. Doch viele Menschen zweifeln an ihr. Was darf man in Deutschland noch sagen?

Am Puls mit Mitri Sirin - Ist unsere Meinungsfreiheit in Gefahr?

Am 3. Oktober feiert Deutschland die Einheit - ein Symbol für Demokratie und Meinungsfreiheit. Doch wie stabil ist dieses Grundrecht heute noch? Was darf man in Deutschland noch sagen?

03.10.2025 | 53:20 min

Laut einer aktuellen Allensbach-Studie trauen sich über 40 Prozent der Menschen in Deutschland nicht mehr, ihre politische Meinung offen zu äußern. Diese Zahl hat mich regelrecht erschüttert. Wie kann das sein in einem Land, in dem Meinungsfreiheit nicht nur selbstverständlich, sondern im Grundgesetz verankert ist?

Millionen Deutsche mussten sich Freiheit erkämpfen

Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, wird daran erinnert, dass Freiheit - auch die Freiheit des Wortes - für Millionen Deutsche keine Selbstverständlichkeit war. Sie musste erkämpft werden.

... ist Moderator im ZDF, unter anderem im "Morgenmagazin" und der 19-Uhr-heute-Sendung.


In Zeiten, in denen so vieles unsicher wirkt, lohnt es sich also umso mehr, genau hinzuschauen: Was passiert, wenn Menschen glauben, nicht mehr sagen zu können, was sie denken?

Mitri Sirin am "Volle Kanne"-Frühstückstisch

ZDF-Journalist Mitri Sirin war zu Gast bei Volle Kanne. Auch am Frühstückstisch ging es um Meinungsfreiheit in Deutschland.

24.09.2025 | 81:45 min

USA: Professoren müssen vorsichtig arbeiten

Zuerst ein Blick in die USA: Ulrich Kamp und Bénédicte Boisseron sind alte Freunde von mir. Er ist Professor für Klimaforschung, sie ist Professorin für afrikanische Studien. Beide berichten, wie vorsichtig sie inzwischen arbeiten müssen. Bestimmte Begriffe müssen sie meiden. Und sie müssen mit ansehen, wie Bücher aus Bibliotheken verschwinden.

Parallel dazu spitzen sich Debatten über Meinungsfreiheit in den USA immer weiter zu. Der tödliche Anschlag auf den Aktivisten Charlie Kirk oder der Umgang mit Late-Night-Hosts wie Stephen Colbert und Jimmy Kimmel sind Beispiele dafür, wie polarisiert und verletzlich die öffentliche Diskussion inzwischen ist. Es sind Entwicklungen, die zeigen, wie brüchig Meinungsfreiheit selbst in Demokratien sein kann.

Das Logo der Partei und Fraktion Alternative für Deutschland (AfD) hinter einer Szene mit Smartphones während einer Medienerklärung der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag in Berlin am 15.09.2025

Die AfD nutzt Social Media, um das neue "Ostbewusstsein" für sich zu gewinnen, indem sie sich als "cool und rechts" inszeniert. Andere Parteien versuchen, die Lücken zu schließen.

28.09.2025 | 3:17 min

Wo Meinungsfreiheit, wo Beleidigung?

Auch in Deutschland ist das Vertrauen angeschlagen. Marlies Kade hatte die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann als "Kriegstreiberin" bezeichnet und wurde deshalb - wie fast 2.000 andere Menschen - von Strack-Zimmermann angezeigt. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt Beleidigung?

Ulrich Deutsch, ein Rentner, erklärt mir, wie ohnmächtig und wütend er sich fühlt, weil er nicht alles sagen könne, ohne sofort als "Nazi" abgestempelt zu werden.

Sehen Sie die Doku "Am Puls mit Mitri Sirin - Ist unsere Meinungsfreiheit in Gefahr?" am 3. Oktober um 19:20 Uhr im ZDF oder streamen Sie sie jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.


Toleranz gefordert - vor allem für die eigene Person

Bekennende AfD-Wähler in Döbeln behaupten, sich in der DDR freier gefühlt zu haben als heute. "Wer das sagt, weiß nicht, was es heißt, unfrei zu sein", hält Thomas Klingenstein dagegen, ein Künstler, der im ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen war. Er saß dort ein, weil er das DDR-Regime in Gedichten kritisiert hatte.

Schaltgespräch zwischen Hayali und Leistner

Im Osten werde die demokratische Zivilgesellschaft von vielen Seiten angefochten, nicht nur von der AfD. "Da ist etwas gekippt", sagt der Soziologe Alexander Leistner.

28.09.2025 | 5:41 min

Viele Menschen fordern mehr Toleranz ein, aber meist nur für die eigene Person. Dass so viele Menschen an der Meinungsfreiheit zweifeln, hat auch sehr viel mit Social Media zu tun. Alle großen Debatten werden dort geführt, aber vielfach dominieren starke Gefühle statt harter Fakten. Widerspruch wird schnell mit Zensur verwechselt.

Meinungsfreiheit muss gelebt werden - jeden Tag

Die Antwort darauf kann sicher nicht sein, zu schweigen oder sich zurückzuziehen. Wir sollten mehr über Meinungsfreiheit sprechen - vielleicht die wichtigste Errungenschaft unserer Demokratie. Etwa darüber, wie man Hassrede besser eindämmen kann. Oder Respekt und Toleranz für gegenteilige Sichtweisen lernt.

Am 3. Oktober feiern wir die wiedergewonnene Freiheit. Die Entwicklungen zeigen, dass wir den Tag auch als Mahnung begreifen sollten. Freiheit, und somit auch die Meinungsfreiheit, ist nicht einfach da. Sie ist verletzlich und muss von uns gelebt werden. Jeden Tag.

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