Nach Show-Aus in den USA:Colbert: Fall Kimmel "offensichtliche Zensur"
Nach dem Aus für Jimmy Kimmel unterstützen US-Talkshow-Stars ihren Kollegen und kritisieren Zensur durch Sender und Politik. Doch auch von dort gibt es solidarische Worte.
Talkmaster Jimmy Kimmel hatte sich kritisch über Trump und die Instrumentalisierung des Mords an dem ultrarechten Aktivisten Kirk geäußert. Der Sender ABC hat seine Show abgesetzt.
18.09.2025 | 1:28 minNach dem Aus für die Late-Night-Show von Jimmy Kimmel wegen seiner Äußerungen zum tödlichen Attentat auf den ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk haben prominente Talkshow-Moderatoren ihrem Kollegen demonstrativ den Rücken gestärkt.
Der Satiriker Stephen Colbert sprach zu Beginn seiner Sendung am Donnerstagabend (Ortszeit) von "offensichtlicher Zensur". Politiker der oppositionellen Demokratischen Partei kündigten einen Gesetzentwurf zum Schutz der Meinungsfreiheit an.
Colberts Show wird Ende des Jahres eingestellt
Colbert, ein dezidierter Kritiker von Präsident Donald Trump, eröffnete seine "Late Show" mit den Worten:
Heute sind wir alle Jimmy Kimmel.
Stephen Colbert, US-amerikanischer Late-Night-Moderator
Unter Anspielung auf Trump forderte er: "Einem Autokraten darf man keinen Millimeter nachgeben." Wenn ABC glaube, dass die Absetzung der Show Trumps Regierung zufriedenstellen werde, sei dies "völlig naiv", warnte Colbert angesichts des Drucks der US-Medienaufsichtsbehörde FCC auf den Sender ABC. Auch Colberts Show soll eingestellt und nur noch bis zum Ende des Jahres bei CBS ausgestrahlt werden.
Unterstützung für Kimmel auch von Stewart, Fallon und Meyers
Neben Colbert sprangen Kimmel am Donnerstag auch die bekannten Talkshow-Moderatoren Jon Stewart, Seth Meyers und Jimmy Fallon zur Seite.
"Hier entsteht eine neue Verfolgungsdynamik, wie wir sie aus dem Amerika der 1950er Jahre kennen", sagt Politologin Clüver Ashbrook zur Situation nach dem Kirk-Attentat in den USA.
18.09.2025 | 5:03 minStewart, der die satirische Nachrichtensendung "Daily Show" moderiert, stellte sich den Zuschauern am Donnerstagabend als "Ihr patriotisch gehorsamer Moderator" der "brandneuen, von der Regierung genehmigten Daily Show" vor.
"Einige Nein-Sager mögen argumentieren, dass die Bedenken dieser Regierung hinsichtlich der Redefreiheit lediglich ein zynischer Trick sind, um eine beispiellose Machtkonzentration und einheitliche Einschüchterung zu verschleiern", sagte Stewart ironisch. "Manche Leute würden das sagen - ich allerdings nicht, ich finde es großartig."
Seth Meyers sagte, dass Trumps Regierung "die Meinungsfreiheit im eigenen Land einschränken will". Auch er verfiel in Ironie und fügte hinzu: "Und ganz unabhängig davon möchte ich nur sagen: Ich habe Herrn Trump immer bewundert und respektiert."
Trump teilt gegen Late-Night-Moderatoren aus
Trump teilte derweil erneut gegen die Late-Night-Shows aus. "Alles, was sie tun, ist, Trump zu attackieren", sagte er bei seiner Rückreise aus Großbritannien vor Journalisten in der Präsidentenmaschine Air Force One. Mit Bezug zum Chef der US-Medienaufsichtsbehörde FCC, Brendan Carr sagte er:
Ich meine, sie bekommen eine Lizenz. Ich würde denken, dass ihnen vielleicht ihre Lizenz entzogen werden sollte. Das wird Brendan Carr entscheiden müssen.
Donald Trump, US-Präsident
Nach Comedian Stephen Colbert ist nun auch Jimmy Kimmel abgesetzt und Präsident Trump fordert, dass weitere aus dem Programm verschwinden. Die Pressefreiheit in den USA ist damit in höchster Gefahr.
19.09.2025 | 2:36 minTrump attackiert seit Langem Late-Night-Moderatoren, die ihn verspotten. Am Mittwoch hatte er den Sender NBC aufgefordert, nun auch die Sendungen von Jimmy Fallon und Seth Meyers abzusetzen, die er als "Versager" schmähte. Die Entscheidung von ABC, Kimmels Sendung abzusetzen, feierte Trump gar als "großartige Neuigkeiten für Amerika".
Fallon nannte Kimmel in seiner "Tonight Show" am Donnerstag einen "anständigen und lustigen Kerl". Er hoffe, "dass er zurückkommt". Zum Thema Zensur sagte er in gewohnt ironischem Ton: "Viele Leute sind besorgt, dass wir zensiert werden. Ich aber werde über die Reise des Präsidenten nach Großbritannien berichten, wie ich es normalerweise tun würde." Anschließend wurde eine Stimme aus dem Off abgespielt, die Trump als "unglaublich gutaussehend" bezeichnete.
Kimmel warf Trump-Regierung Instrumentalisierung des Kirk-Attentats vor
Jimmy Kimmel hatte Trumps MAGA-Bewegung ("Macht Amerika wieder großartig") in seiner Sendung vorgeworfen, die Ermordung Kirks politisch zu instrumentalisieren. Der Podcaster Kirk war am 10. September bei einer Diskussionsveranstaltung an einer Universität im Bundesstaat Utah erschossen worden. Er galt als einer der einflussreichsten rechten Aktivisten und Sprachrohr von US-Präsident Donald Trump für die Jugend.
In den USA will die Demokratische Partei einen Gesetzvorschlag gegen die Einschränkung der Meinungsfreiheit planen. Mitauslöser ist die Absetzung der Sendung von Jimmy Kimmel.
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