Julia Ruhs: Kritik an NDR-Entscheidung zur "Klar"-Moderation

Moderation der Sendung „Klar“:Politiker kritisieren NDR-Entscheidung

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Die Journalistin Julia Ruhs soll nicht mehr die vom NDR produzierten Folgen des Fernsehmagazins "Klar" moderieren. Vor allem Unionspolitiker kritisieren die Entscheidung.

Journalistin und Autorin Julia Ruhs

Julia Ruhs soll zukünftig nur noch die vom BR produzierten Folgen der Sendung "Klar" moderieren.

Quelle: dpa

Nach dem Aus der Moderatorin Julia Ruhs beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) haben Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) und führende Unionspolitiker den Sender kritisiert. Weimer sagte am Donnerstag dem TV-Sender "Welt", die Entscheidung verstärke den Eindruck politischer Einseitigkeit.

Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) sprach von einem "Rechtfertigungsproblem" der öffentlich-rechtlichen Sender, CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann forderte als Konsequenz ein Einfrieren der Rundfunkgebühren.

Ruhs moderiert Magazin "Klar" nur noch beim BR

Die Journalistin soll für den NDR nicht mehr das mit bisher drei Folgen gelaufene Fernsehmagazin "Klar" moderieren. Beim Bayerischen Rundfunk (BR) wird sie das Format aber weiter präsentieren.

Bereits Monate vor der Trennung sollen sich zahlreiche Mitarbeiter mit einem Schreiben von dem Format "Klar" und insbesondere der Auftaktsendung distanziert haben. Vom NDR hieß es, man fördere eine "offene Diskussionskultur".

Eine Sprecherin des NDR sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Die Mitarbeitenden haben ihre interne Stellungnahme vor Ostern 2025 verfasst und damals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie keine Veröffentlichung wünschen." Man wolle diesen Wunsch respektieren und sich dazu nicht äußern.

Moderatorin kritisiert Entscheidung des Senders

Ruhs reagierte auf die Entscheidung des NDR mit deutlicher Kritik. "Mein "Klar"-Team und ich persönlich haben unglaublich viel Zuspruch für unser Format bekommen, von Menschen, die eigentlich schon das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die dortige Meinungsvielfalt verloren haben", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Wir haben also das geschafft, wovon die Sender immer träumen - eine verlorene Zielgruppe zurückzugewinnen."

SGS Weimer Hayali

Viele Menschen hätten das Gefühl, man könne nicht mehr alles sagen, was man denkt, sagte Kulturstaatsminister Weimer im Juni im ZDF.

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Kritik und Warnungen aus der Politik nach NDR-Entscheidung

Kulturstaatsminister Weimer mahnte, sagte, es gebe "in weiten Teilen der Bevölkerung den Eindruck, dass die öffentlich-rechtlichen Sender politisch einseitig berichten." Das sei "ein Problem, weil die Öffentlich-Rechtlichen von großer Akzeptanz leben".

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sagte dem Fernsehsender Welt, es sei "bitter", wenn im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Mitarbeiter ausgeschlossen würden, wenn sie als zu konservativ eingestuft würden. Er brachte auch Konsequenzen ins Gespräch: "Ich finde, man muss jetzt beispielsweise klar sagen, wir frieren die Gebühren auf dem jetzigen Niveau bis auf Weiteres ein, damit endlich Druck entsteht, damit Reformen passieren."

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Vor allem Unionspolitiker kritisieren Entscheidung

Unionsfraktionschef Spahn erklärte, er halte "die Entscheidung des NDR für sehr problematisch". Meinungsvielfalt sei eine der Hauptaufgaben der Öffentlich-Rechtlichen. Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther (CDU) bezeichnete das Vorgehen als ein "extrem schlechtes Signal". Sein bayerischer Amtskollege Markus Söder (CSU) schrieb bei X, die Entscheidung sei "kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit und Toleranz im öffentlich-rechtlichen NDR".

Post von Markus Söder

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Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek kritisierte die Absetzung der Moderatorin im Gespräch mit dem "Spiegel". "Es ist halt wirklich hochproblematisch, wenn auf Druck von irgendeiner Seite etwas abgesetzt wird", sagte sie.

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil, der eine Veranstaltung des Axel Springer Verlages besuchte, sprach sich auf die Frage, wie er zur Causa Ruhs stehe, für Vielfalt im deutschen Fernsehen aus. "Ich finde, wir müssen aushalten, dass es unterschiedliche Meinungen gibt, dass es kontroverse Meinungen gibt. Und das muss sich alles auch in den Medien, die wir konsumieren, widerspiegeln, und da bin ich immer dafür, dass man auch Dinge aushält, die man vielleicht nicht politisch teilt, aber das macht unsere Demokratie reicher", sagte der SPD-Politiker.

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NDR verteidigt Entscheidung

NDR-Programmdirektor Frank Beckmann erklärte in einer Sendung des NDR, dass die Themen und nicht ein Moderator im Mittelpunkt des Formats stehen sollten.

Und deswegen war es für uns eigentlich eher logisch, zu sagen, dass wenn man über das Thema Meinungspluralität redet, man dann durchaus auch mit mehreren Köpfen die Sendung präsentieren kann.

NDR-Programmdirektor Frank Beckmann

Diese Entscheidung habe man dann nach Ansicht der Pilotsendungen getroffen.

Quelle: dpa, AFP, KNA

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