35 Jahre Deutsche Einheit in Zahlen:Gehalt, Vermögen, Kitas: So geht es Ost und West heute
Vor 35 Jahren ging die DDR in der Bundesrepublik auf. Wie sich Ost und West seitdem angenähert haben und wo Unterschiede bleiben.
Wie die DDR-Diktatur zu Fall kam - ein Grafikvideo
09.10.2024 | 1:23 minRaj Kollmorgen blickt mit gemischten Gefühlen auf die Zeit der Wiedervereinigung zurück: "So eine Revolution mitzuerleben, ist eine spannende und lebenslang prägende Erfahrung." Wie viele andere Menschen auch reiste der gebürtige Leipziger kurz nach der Öffnung der Mauer 1989 zum ersten Mal in die Bundesrepublik. "Es war toll, live zu erleben, was man vorher durch Fernsehbilder immer nur selektiv und ausschnitthaft sehen konnte", erzählt Kollmorgen.
Raj Kollmorgen wuchs in der DDR auf. Heute ist er Professor für "Management sozialen Wandels".
Quelle: HS Zittau/GörlitzZeitgleich nahm Kollmorgen die Zeit auch voller Unsicherheit wahr: "Die neuen staatlichen Institutionen, neue Routinen und Regeln waren den Ostdeutschen nicht vertraut. Das hat sie wirklich herausgefordert - auch mich."
- 35 Jahre Deutsche Einheit: Dokus, Talks und Filme
Wie sich die Arbeitslosigkeit in Ost und West entwickelt hat
So stieg etwa die Arbeitslosigkeit in den 1990er-Jahren stark an - und war höher als in Westdeutschland. Die ostdeutschen Länder sahen sich mit einem doppelten Umbruch konfrontiert: Dem Übergang von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft und zusätzlich der Einführung der Marktwirtschaft.
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Raj Kollmorgen wurde 1963 geboren. Als die DDR zerfiel, studierte er in Ost-Berlin Philosophie. Kurz nachdem die Wiedervereinigung 1990 vollzogen war, erhielt Kollmorgen sein Diplom - einen bundesdeutschen Abschluss. Heute ist er Professor für "Management sozialen Wandels" an der Hochschule Zittau-Görlitz.
Nicht nur weil die DDR der Bundesrepublik staatsrechtlich beitrat, sondern sie den erheblich kleineren und zudem wirtschaftlich deutlich schwächeren Part darstellte, musste sich der Osten dem Westen anpassen.
Prof. Raj Kollmorgen, Soziologe an der Hochschule Görlitz-Zittau
Besonders die damals über 40-Jährigen habe der Umbruch des Arbeitsmarkts hart getroffen. Kollmorgen spricht von einer "in Teilen verlorenen Generation".
Ostdeutsche sind in Führungspositionen unterrepräsentiert: Der aktuelle Elitenmonitor kommt auf 12,1 Prozent.
19.09.2025 | 1:32 minOstdeutsche verdienen und besitzen weniger
Der wirtschaftliche Rückstand des Ostens ist in vielen Bereichen bis heute nicht ausgeglichen. Vollzeitbeschäftigte in Ostdeutschland verdienten auch 2024 noch 837 Euro weniger als Menschen in Westdeutschland.
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Auch das durchschnittliche Haushaltsvermögen ist im Westen höher als im Osten.
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Folglich wird auch weniger vererbt. 2024 erhielten Westdeutsche viermal so hohe Summen durch Erbe und Schenkungen wie Menschen im Osten.
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Für eine Analyse hat der MDR Berlin aus den Daten für 2022 herausgerechnet und kommt zum Ergebnis: Im Westen wird neunmal so viel verschenkt und vererbt wie im Osten.
Privatbesitz hat in den westlichen Bundesländern eine längere Tradition als in Ostdeutschland. Die DDR-Regierung verfolgte das Ziel, Immobilien und Betriebe zu verstaatlichen oder in Genossenschaften umzuwandeln.
Ein großes wirtschaftlich-soziales Gefälle zwischen Regionen beschneidet sowohl die strukturellen Entwicklungsmöglichkeiten der benachteiligten Regionen insgesamt als auch die die individuellen Entwicklungschancen ihrer Menschen.
Prof. Raj Kollmorgen, Soziologe an der Hochschule Görlitz-Zittau
Die Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentin der ostdeutschen Länder treffen sich auf Schloss Ettersburg bei Weimar zu einer Konferenz.
25.09.2025 | 2:32 minSoziologe befürchtet "Spirale des Abstiegs" in Ost-Regionen
Neben den wirtschaftlichen Faktoren tragen auch noch andere Strukturen zu einer Benachteiligung bei. In Ostdeutschland leben weniger junge Menschen als im Westen.
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Außerdem wächst in Westdeutschland die Bevölkerung, während sie in Ostdeutschland abnimmt.
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Laut Soziologe Kollmorgen kann diese Kombination aus wirtschaftlichen und sozialen Faktoren zu einer "Spirale des Abstiegs" in den betroffenen Regionen führen. Es könne zu einer sich selbst verstärkenden Wechselwirkung negativer Faktoren kommen, die mit einer hohen Zustimmung für die AfD einhergehe.
"Von diesen Abstiegsregionen gibt es im Osten nicht wenige. Allerdings beobachten wir den Zusammenhang auch im Westen - zum Beispiel in Gelsenkirchen", so Kollmorgen. Bei der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen erzielte die AfD in Gelsenkirchen das höchste Stadtrats-Ergebnis.
35 Jahre nach der Wiedervereinigung hat sich vieles verschoben. Menschen haben den Osten verlassen. 80 Prozent der Deutschen leben heute im Westen der Republik.
02.09.2025 | 1:07 minWesten baut Kinderbetreuung aus - liegt aber immer noch hinter dem Osten
Allerdings ist Ostdeutschland bei Gleichstellungsfragen im Vorteil. So arbeiten Frauen in den westlichen Bundesländern häufiger in Teilzeit als im Osten.
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Aufgrund des Arbeitskräftemangels und einer anderen Wertevorstellung als im Westen förderte die DDR-Regierung die Berufstätigkeit von Frauen. Auch die Kinderbetreuung war in den östlichen Bundesländern stärker verbreitet. Dieser Unterschied zeigt sich bei den unter Dreijährigen bis heute.
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Diese Strukturen haben zur Folge, dass auch der Gender Pay Gap in Ostdeutschland kleiner ist als im Westen. Im Westen verdienen Frauen 17 Prozent weniger pro Stunde als Männer - ungeachtet von Faktoren wie Branche, Berufserfahrung, Position und Arbeitszeit. Im Osten ist der Unterschied mit nur fünf Prozent deutlich kleiner.
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Soziologe Kollmorgen merkt aber an, dass in der DDR Hausarbeit und Kindererziehung ähnlich wie in der BRD als Frauensache galten. Heißt: Frauen waren meist dreifach belastet.
Wie (un)gleich sind Ost und West heute?
Die Daten zeigen: Es gibt weiterhin Unterschiede. Allerdings seien nicht alle Strukturen auf die DDR-Vergangenheit zurückzuführen. "Alle deutschen Regionen zeigen auch Prägungen, die zeitlich weit zurückreichen, also vor der Gründung der BRD und der DDR stattgefunden haben", merkt Kollmorgen an.
Für sein persönliches Leben empfindet der Soziologe die Wiedervereinigung als Gewinn: "Die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik hat mir die Chance gegeben, mich intellektuell mit Themen auseinanderzusetzen, für die es in der DDR weder die Literatur noch die öffentlichen Räume gab."
Doch in vielen Bereichen hätte man versucht, das westdeutsche System in den Osten zu transplantieren. "Für künftige Transformationen unserer Gesellschaft wünsche ich mir, dass die Vielfalt an Erfahrungen, Interessen und Ideen stärker berücksichtigt wird und intensiver in die Zukunftsgestaltung eingeht", resümiert Kollmorgen.
Mitarbeit: Kevin Schubert
Redaktion: Kathrin Wolff
Sie haben die DDR nie kennengelernt und doch fühlen sie: "Ich bin ostdeutsch und das geht auch so schnell nicht weg". Dennis und Jule ringen um ihre Identität und ihre Wurzeln.
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