Kabinett Merz ohne Esken:SPD-Ministerien für vier Frauen und drei Männer
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Das neue Regierungsteam der SPD steht: Vier Ministerinnen und drei Minister sollen im Kabinett Merz die sozialdemokratische Linie durchsetzen. Nicht dabei ist Parteichefin Esken.
Lars Klingbeil: Finanzminister und Vizekanzler
Lars Klingbeil ist bereits vergangene Woche vom Parteivorstand benannt worden. Der 47-Jährige ist damit klar die Nummer eins in der SPD, trotz der Wahlschlappe im Februar.
Quelle: dpa
Die SPD hat sich abschließend auf ihr Regierungsteam verständigt. In einer Erklärung der Parteivorsitzenden Lars Klingbeil, Saskia Esken und des Generalsekretärs Matthias Miersch heißt es:
Erfahrene Persönlichkeiten aus Bundes- und Landespolitik treffen auf neue Gesichter, die für den Generationswechsel in der SPD stehen.
„
Erklärung der SPD-Parteispitze
Die neun Kabinettsposten der SPD - sieben Posten als Bundesminister und zwei als Staatsminister - würden von sechs Frauen und drei Männern übernommen.
Die Bundesregierung (Merz-Kabinett im Überblick)
ZDFheute Infografik
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SPD-Chefin Saskia Esken soll hingegen kein Amt in der schwarz-roten Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) übernehmen. Ihre zukünftige Rolle war in den letzten Wochen in der SPD kontrovers diskutiert worden.
Die SPD hat ihre zukünftigen Ministerinnen und Minister vorgestellt. Boris Pistorius ist der einzige Minister, der bereits in der Ampelregierung ein Ministeramt innehatte. 05.05.2025 | 1:07 min
Auch andere vorherige Kabinettsmitglieder sind nicht mehr dabei: der bisherige Arbeitsminister Hubertus Heil, Innenministerin Nancy Faeser, Gesundheitsminister Karl Lauterbach, Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Bauministerin Klara Geywitz.
Finanzen: Lars Klingbeil
Seine Rolle als zukünftiger Vizekanzler stand schon vor diesem Montag fest: Lars Klingbeil hat sich in kurzer Zeit bei der SPD in eine absolute Machtposition gebracht. Als Generalsekretär verhalf der Niedersachse 2021 Olaf Scholz ins Kanzleramt, danach stieg er zum Parteichef auf. Nach dem Debakel bei der Wahl 2025 griff er zusätzlich nach dem Fraktionsvorsitz, jetzt wird Klingbeil als Vizekanzler der zweite starke Mann in der Regierung Merz.
Eigentlich brennt der 47-Jährige für die Außenpolitik und für Verteidigungsfragen, geprägt durch sein Aufwachsen als Soldatensohn am Heeresstandort Munster. Jetzt muss er sich ins mächtige Finanzressort einarbeiten. Für Klingbeil, der im konservativen SPD-Flügel zuhause ist, könnte es das Sprungbrett für eine Kanzlerkandidatur 2029 sein - auch wenn manchen in der Partei aufstößt, wie er sich zuletzt seine Macht sicherte.
ZDF-Korrespondentin Dorthe Ferber gibt einen Überblick über die neuen SPD-Minister in Berlin und erklärt die Bedeutung ihrer Ämter.05.05.2025 | 4:35 min
Arbeit und Soziales: Bärbel Bas
Bodenständig, geradlinig, klar: Als Bundestagspräsidentin hat sich Bärbel Bas in den vergangenen dreieinhalb Jahren einen guten Ruf erworben. Zuvor war die Duisburgerin einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt. Bas sitzt seit 2009 im Bundestag und kümmerte sich unter anderem um Gesundheitspolitik.
Ihre unkomplizierte Art mag mit ihrer Herkunft zu tun haben: Die 56-Jährige wuchs als Zweitälteste von sechs Geschwistern in materiell einfachen Verhältnissen auf. Spielen, so erzählte Bas später, musste sie als Kind draußen, weil im Kinderzimmer zu wenig Platz war.
Verteidigung: Boris Pistorius
Verteidigungsminister Boris Pistorius war für die SPD gesetzt - schließlich ist er Deutschlands beliebtester Politiker. Als er im November 2023 "Kriegstüchtigkeit als Handlungsmaxime" für die Bundeswehr ausrief, legte der 65-jährige Niedersachse die Latte hoch. Seit der Ausnahme der Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse kann er sich über mangelnde Finanzierung nicht mehr beschweren.
Als Bundestagspräsidentin ermahnte Bärbel Bas den alten und neuen Verteidigungsminister noch – jetzt sitzen beide gemeinsam am Kabinettstisch.05.06.2024 | 0:58 min
Der Jurist Pistorius wurde in Osnabrück geboren, arbeitete in mehreren niedersächsischen Regierungsstellen und war von 2006 bis 2013 Oberbürgermeister seiner Heimatstadt ("das schönste Amt der Welt"). In den zehn folgenden Jahren war er Innenminister von Niedersachsen. 2023 übernahm er das Verteidigungsministerium von Christine Lambrecht und gewann in kurzer Zeit die Anerkennung der Truppe und der Verbündeten.
Justiz: Stefanie Hubig
Stefanie Hubig ist seit 2016 Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz. In der Kultusministerkonferenz ist sie seit 2024 zudem Koordinatorin der SPD-geführten Länder. Doch in Berlin kennt man die SPD-Politikerin vor allem in einer anderen Rolle. Im Bundesjustizministerium begann sie im Jahr 2000 und stieg zur Referatsleiterin auf. Nach Zwischenstationen in Rheinland-Pfalz wurde sie 2014 Staatssekräterin im Bundesjustizministerium.
Expertise in Rechtsfragen hat Hubig nicht nur durch ihre politische Laufbahn. Die studierte Juristin arbeitete auch als Richterin und Staatsanwältin.
Die Union hatte bereits Ende April ihre 10 Ministerinnen und Minister vorgestellt - inklusive einiger personeller Überraschungen.28.04.2025 | 1:19 min
Bauen: Verena Hubertz
Die neue Bauministerin Verena Hubertz ist eine politische Senkrechtstarterin. Die 37-Jährige ist seit 2021 Bundestagsabgeordnete und wurde direkt stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, zuständig unter anderem für Wirtschaft, Klimaschutz und Energie, Bauen und Wohnen. Oft führte sie in der Ampel-Koalition Verhandlungen mit Politikern von Grünen und FDP, wenn es um strittige Fragen ging.
Laute Töne gelten nicht als ihre Art. Die Triererin und Betriebswirtin hat eine für Politiker eher ungewöhnliche Biografie. 2013 gründete sie mit einer Studienkollegin das Küchen-Start-Up Kitchen Stories. Die Idee: in Videos und Schritt für Schritt zu zeigen, wie einfach Kochen sein kann.
"Von den insgesamt neun Posten, die die SPD zu vergeben hat, inklusive Staatsministerposten, gehen sechs an Frauen. Davon gleich vier an Frauen unter 40 Jahren", sagte Diana Zimmermann in Berlin.05.05.2025 | 1:26 min
Umwelt: Carsten Schneider
Carsten Schneider war in der Ampel-Regierung von Olaf Scholz Staatsminister und Beauftragter für Ostdeutschland. Damit war er eine der profiliertesten Stimmen dieser Region und sollte vor allem für gleichwertige Lebensverhältnisse in den ostdeutschen Bundesländern sorgen. Schneider stammt aus Erfurt und sitzt bereits seit 1998 im Bundestag. Dort war er unter anderem Haushaltspolitiker, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion.
Als Ostbeauftragter bemühte sich Carsten Schneider um gleichwertige Lebensverhältnisse in Ost und West.03.07.2024 | 6:16 min
Der 49 Jahre alte Bankkaufmann gilt als pragmatisch, erfahren und vielseitig einsetzbar. Er versteht sich gut mit dem künftigen Vizekanzler Klingbeil - die beiden waren sogar gemeinsam im Rennrad-Urlaub.
Entwicklung: Reem Alabali-Radovan
Auch Reem Alabali-Radovan hat eine steile politische Laufbahn hingelegt. Zuletzt war die 35-Jährige Integrationsbeauftragte der Ampel-Regierung. Nun folgt für die Schwerinerin mit dem Amt als Bundesministerin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der nächste Schritt. Geboren wurde Alabali-Radovan 1990 in Moskau. Im Alter von sechs Jahren kam sie mit ihrer Familie, die vor den politischen Verhältnissen im Irak floh, nach Mecklenburg-Vorpommern.
Als Integrationsbeauftragte setzte sie sich unter anderem gegen Racial Profiling ein, also die verdachtsunabhängige polizeiliche Kontrolle von Menschen allein wegen ihrer Hautfarbe und anderen ethnischen oder religiösen Merkmalen. Alabali-Radovan ist verheiratet mit dem Profiboxer Denis Radovan und bekam 2023 eine Tochter.
Neben den Ressortchefs hat die SPD außerdem zwei Staatsministerinnen und zahlreiche Parlamentarische Staatssekretäre und Staatssekretärinnen benannt:
Neue Ostbeauftragte mit Rang einer Staatsministerin wird Elisabeth Kaiser (38). Geboren wurde Kaiser in Gera, seit 2017 sitzt sie für den lokalen Wahlkreis Gera - Greiz - Altenburger Land im Bundestag. Seit 2023 ist die SPD-Politikerin Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Zugeordnet ist das Amt der Ostbeauftragten dem Bundesfinanzministerium.
Natalie Pawlik (32) wird Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Die im sibirischen Wostok (Russland) geborene SPD-Politikerin ist seit 2021 Abgeordnete im Deutschen Bundestag für den Wahlkreis Wetterau I und seit 2022 Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Zugeordnet ist das Amt der Integrationsbeauftragten dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Parlamentarische Staatssekretäre spielen als Bindeglied zu den Ausschüssen des Bundestages und zur eigenen Fraktion eine wichtige Rolle - in den SPD-Ministerien werden jeweils zwei Abgeordnete der Partei mit dieser Aufgabe betraut:
Im Finanzministerium werden Dennis Rohde (38) und Michael Schrodi (47) Parlamentarische Staatssekretäre. Im Bundesministerium für Arbeit und Soziales besetzen die Posten Katja Mast (54) und Kerstin Grieße (58).
Im Verteidigungsministerium werden Nils Schmid (51)und Sebastian Hartmann (47)mit der Aufgabe betraut, im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sind es Sören Bartol (50) und Sabine Poschmann (56).
Parlamentarische Staatssekretäre im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz werden Anette Kramme (57)und Frank Schwabe (54). Johann Saathoff und Bärbel Kofler (beide 57) übernehmen die Funktion im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Rita Schwarzelühr-Sutter (62)und Carsten Träger (51) werden Parlamentarische Staatssekretäre im Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
Das Kabinett von Bundeskanzler Friedrich Merz wurde vereidigt, die Regierungsbildung ist abgeschlossen. Wie es nun weitergeht - Entwicklungen und Analysen im Liveblog.