CSU-Chef über Klimapolitik und Koalition:Söder: "Das Heizgesetz wird abgeschafft"
von Stefanie Reulmann
CSU-Chef Söder betont, das Heizungsgesetz habe keine Zukunft und fordert, die "Übersubventionierung" von Wärmepumpen zu streichen. Gleichzeitig bringt er Kernenergie ins Spiel.
Sehen Sie hier das "Berlin direkt"-Interview mit dem CSU-Chef und bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.
09.11.2025 | 5:52 minDie schwarz-rote Bundesregierung hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag auf die Abschaffung des strittigen Heizungsgesetzes der Vorgängerregierung geeinigt - nun will die SPD aber doch daran festhalten, dass neue Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen.
Das weist CSU-Chef Markus Söder am Abend in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" zurück und verweist auf die Einhaltung des Koalitionsvertrages:
Es gilt der Koalitionsvertrag, und es wird nur beschlossen, was im Rahmen des Koalitionsvertrages ist. Deswegen ist da kein Hin und Her.
Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender
Söder: "Völlige Übersubventionierung" von Wärmepumpen
Einzelnen Ministern bleibe es unbenommen, eigene Vorstellungen zu haben, "das ist auch zulässig", sagt Söder. Es werde in Deutschland auch weiterhin Wärmepumpen geben, "das ist auch nicht falsch, das ist auch eine gute Idee", allerdings sei diese von Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der Ampel-Regierung "so überragend überdimensioniert finanziert und subventioniert", dass "sie bei uns teurer ist als in anderen Ländern", sagt der CSU-Chef.
Diese "völlige Übersubventionierung" müsse massiv abgebaut werden. Gleichzeitig müsse der Druck von den Bürgern genommen werden, jetzt anders zu heizen. Im ZDF stellt Söder klar:
Deshalb gilt der Grundsatz: Das Heizgesetz wird abgeschafft.
Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender
Auf die Frage, ob er dies im Koalitionsausschuss nächste Woche deutlich machen werde? "Ja klar, ich mache eigentlich immer alles deutlich, was ich für richtig halte", so der CSU-Chef.
Ungewöhnlicher Einblick: Ein ZDF-Kameramann filmt, wie sich CSU-Chef Markus Söder während des Koalitionsausschusses sichtlich in Rage redet (unkommentiert).
09.10.2025 | 1:43 minSöder glaubt an die Zukunft der Koalition
Trotz einiger Differenzen zwischen Union und SPD stehe die Koalition in Berlin auf sicheren Beinen. Man wolle "diese Regierung zum Erfolg führen", sagt der bayerische Ministerpräsident. Das sei im Interesse Deutschlands und auch im Interesse der Demokratie.
Er habe "auch das Gefühl, dass die SPD" das alles mitmache. "Es wird zwar mal zwischendrin viel geschrien, diskutiert und manchmal auch ein bisschen gequakt, von allen möglichen Seiten", aber am Ende werde man sich im Koalitionsausschuss meistens einig. Das habe sich kürzlich auch beim Bürgergeld gezeigt.
Uneinigkeit in der Klimapolitik: Während die SPD auf eine Führungsrolle Deutschlands beim Klimaschutz setzt, mehren sich in der Union die Stimmen, die die Klimaziele aufweichen wollen.
09.11.2025 | 4:15 minMit solch klaren Entscheidungen solle man jetzt weitermachen, in den Bereichen Industrie, Stahl, Auto, und auch beim "Verbrenner, dem Hightech-Verbrenner, neben Elektro, das natürlich die ganz zentrale Zukunft ist", sagt Söder.
Doch gerade beim Verbrenner-Aus liegen die Positionen von Union und SPD weit auseinander. Die SPD mit ihrem Umweltminister Carsten Schneider will am EU-weiten Verbrenner-Verbot ab 2035 festhalten. Merz und Söder dagegen wollen es stoppen. Sie fordern Technologieoffenheit. So könne es demnächst synthetische Kraftstoffe geben, mit denen sich Verbrennermotoren "umweltfreundlich betreiben" ließen.
Teile der Industrie und Politik fordern beim Verbrenner-Aus der EU einen Kurswechsel. Experten befürchten nun eine Bestrafung derer, die Klimaschutz und Wachstum verbinden wollen.
08.11.2025 | 2:34 minCSU-Chef bringt Kernenergie wieder ins Spiel
In Bezug auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien müsse man sich aber ehrlich machen, fordert er. Natürlich gehöre dieser weiter auf die Tagesordnung, aber auch die Kernenergie müsse im Blick behalten werden. Es gebe mittlerweile "neue Generationen von kleineren Reaktoren, mit einer günstigen, billigen und vor allem CO2-freien Energieerzeugung", sagt Söder. Wenn man diese Variante nicht mit einbeziehe, "dann werden wir auf Dauer die Klimaziele, die wir wollen, nicht erreichen".
Deutschland müsse allerdings "Industrieland" bleiben, sagt Söder, deshalb müsse man bei allen Klimamaßnahmen die "wirtschaftliche Leistungsfähigkeit" des Landes im Blick haben:
Wenn wir am Ende eine komplett einseitige Fixierung haben auf Umweltregularien, Umweltgesetze, die das Weltklima nicht retten, nicht einmal das deutsche Klima allein stärken, aber wir am Ende komplett unsere Industrie, Chemie, Stahl, aber auch Auto verlieren, dann wird kein Erfolg da sein.
Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender
Kanzler Merz bekennt sich zu CO2-Bepreisung
Sehr deutlich hat sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Vorfeld der UN-Klimakonferenz COP30 im brasilianischen Belèm zur CO2-Bepreisung bekannt. In seiner Rede vor den Staats- und Regierungschefs sagte er:
Ein zentraler Baustein ist zudem die Bepreisung von CO2. Als marktwirtschaftliches und damit effizientes Instrument ist sie ein zentraler Baustein auf unserem Weg der Transformation, der vollständig technologieoffen ist.
Friedrich Merz (CDU), Bundeskanzler
Im Grunde sei Bundeskanzler Merz fast der Hochrangigste gewesen, der überhaupt aus Europa zur UN-Klimakonferenz nach Belém gekommen war, so Wulf Schmiese.
08.11.2025 | 2:37 minDie Abgabe auf den Ausstoß von CO2 kann in Form von Steuern oder von Zertifikate-Handel stattfinden. Auch im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD darauf verständigt. Darin heißt es:
Wir halten am System der CO2-Bepreisung als zentralem Baustein in einem Instrumentenmix fest. Wir treiben den Emissionshandel europäisch und international voran und gewinnen weitere Länder für eine CO2-Bepreisung.
Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 21. Legislaturperiode
Darin stehe aber auch, dass "komplett, eine jedwede CO2-Bepreisung zurückgegeben werden muss", sagt Söder. Deshalb sei es wichtig, dass für die gesamte Stromsteuer eine Entlastung stattfinden müsse.
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