Reaktionen aus Politik und Wirtschaft:Familienunternehmer ernten Kritik nach Öffnung zur AfD
Der Verband der Familienunternehmer zeigt sich offen für Gespräche mit der AfD. Die Entscheidung löst Empörung aus und wird von Politikern und Wirtschaftsvertretern scharf kritisiert.
Zur Annäherung des Verbands der Familienunternehmer an die AfD sagt Maria Fiedler, "Der Spiegel": "Ich finde das ehrlich gesagt ein bisschen erschreckend, was da gerade passiert". (ab Minute 03:10)
25.11.2025 | 3:57 minDie Gesprächsbereitschaft des Verbandes der Familienunternehmer gegenüber der AfD trifft auf scharfe Kritik von Grünen und CDU. Die stellvertretenden Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der Grünen, Konstantin von Notz und Andreas Audretsch, sagten dem Redaktionsnetzwerk Deutschland:
Eine gesichert rechtsextreme Partei, vor der unsere Sicherheitsbehörden vehement warnen, kann kein Gesprächspartner für Demokratinnen und Demokraten sein.
Konstantin von Notz und Andreas Audretsch
Grüne: Personalie Ostermann überdenken
Sie seien der festen Überzeugung, dass die Präsidentin des Familienunternehmerverbands, Marie-Christine Ostermann, mit ihren Aussagen ihre persönliche politische Agenda betreibe und nicht für die große Mehrheit der Familienunternehmen spreche, betonten von Notz und Audretsch.
"Die rund 6.500 Unternehmen, die im Verband organisiert sind, sollten sich sehr ernsthaft überlegen, ob Frau Ostermann als Vorsitzende des Verbandes tatsächlich in ihrem Namen einer solchen gefährlichen Relativierung und Entwicklung das Wort redet. Insofern erhoffen und erwarten wir eine Korrektur dieser jüngsten, geschichtsvergessenen Aussagen", sagten die Vize-Fraktionschefs.
Bundeskanzler Friedrich Merz grenzt sich auf der CDU-Parteiklausur in Berlin deutlich von der AfD ab. Teile der CDU hatten zuletzt eine „Brandmauer“ zur AfD abgelehnt.
20.10.2025 | 1:47 minCDU-Wirtschaftsflügel: Schaden für Standort Deutschland
Ostermann hatte dem "Handelsblatt" gesagt, das "Kontaktverbot" zu AfD-Bundestagsabgeordneten sei mit dem jüngsten Parlamentarischen Abend Anfang Oktober aufgehoben worden. Bereits im Frühjahr sei im Verband beschlossen worden, "dass wir mit einzelnen AfD-Fachpolitikern ins Gespräch kommen", sagte sie. Die Partei müsse inhaltlich gestellt werden. "Empörung allein hat sich als politische Strategie erschöpft", verteidigte Ostermann den umstrittenen Kurswechsel.
Auch die Chefin des CDU-Wirtschaftsflügels, Gitta Connemann, kritisierte den Verband. Das AfD-Programm und ihre Haltung schadeten dem Standort Deutschland massiv, sagte Connemann dem "Handelsblatt". Weiter warnte die Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion mit Blick auf den Außenhandel:
Eine nationalistische Wirtschaftspolitik à la AfD würde diese Exporte torpedieren, Lieferketten und Arbeitsplätze zerstören.
Gitta Connemann, Chefin des CDU-Wirtschaftsflügels
Der Industrieverband BDI distanzierte sich ebenfalls, man suche nicht den Austausch mit der AfD, die mit populistischen Positionen stabile Rahmenbedingungen zu erschüttern versuche.
Das aktuelle ZDF-Politbarometer zeigt: Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, läge die Union erneut gleichauf mit der AfD. Schwarz-Rot hätte keine parlamentarische Mehrheit.
21.11.2025 | 1:23 minZDF-Presseschau: Vertrauen in Merz schwindet
In der Presseschau im ZDF-Morgenmagazin bezeichnete "Spiegel"-Redakteurin Maria Fiedler die Pläne des Familienunternehmerverbandes als "erschreckend". Eine Ursache könnte nach ihren Worten sein, dass "unter den Unternehmern und Wirtschaftsvertretern einige jetzt angesichts der wirtschaftlichen Lage sehr nervös geworden sind und das Vertrauen in Merz, in die schwarz-rote Regierung, verlieren".
Ökonom Marcel Fratzscher warnte davor, die AfD wie eine normale Partei zu behandeln. Dies "könnte erheblichen Schaden für die deutsche Wirtschaft im Ausland wie im Inland anrichten", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung dem "Handelsblatt". Verbände und Unternehmen dürften "politisch wie gesellschaftlich klare Positionen beziehen und diese öffentlich und sichtbar kommunizieren".
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