Debatte über Umgang mit AfD bei "Lanz":Tauber: Brandmauer könnte "Brandbeschleuniger" sein
von Bernd Bachran
Ex-CDU-Generalsekretär Peter Tauber blickt bei "Lanz" kritisch auf die Brandmauer der Union zur AfD, bekräftigt aber auch: Anträgen der AfD dürfe man nicht zustimmen.
Peter Tauber spricht bei "Markus Lanz" über eine sinnvolle Strategie gegenüber der AfD.
Quelle: Markus HertrichWie künftig mit der AfD umgehen? Diese Frage sorgt derzeit quer durch die politischen Lager für Diskussionen - auch, weil sich in der Union zunehmend Stimmen mehren, die eine Lockerung der sogenannten Brandmauer fordern.
Zwar kommen die Forderungen meist nicht aus der Parteispitze, doch sie zeigen, wie sehr das Thema CDU und CSU beschäftigt - und wie groß die Unsicherheit im Umgang mit einer Partei ist, die in Umfragen in mehreren Regionen längst an der Spitze liegt.
Wie hast Du's mit der AfD? Schadet die Brandmauer der extremen Rechten oder nützt sie ihr? Die Union streitet. Kanzler Merz zumindest findet klare Worte.
20.10.2025 | 2:52 minTauber: Brandmauer als Brandbeschleuniger
Bei "Markus Lanz" diskutierten am Dienstagabend der frühere CDU-Generalsekretär Peter Tauber und Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) über die Frage, welche Strategie gegenüber der AfD sinnvoll ist.
Tauber warnte neulich in einem Interview davor, jedes Thema in Abhängigkeit von der AfD zu debattieren. "Je höher man die Brandmauer gezogen hat, desto stärker ist die AfD geworden", sagte er. Bei "Lanz" bekräftigte er seine Haltung. "Man muss auch kritisch fragen: Ist die Brandmauer ein Bestandteil der Radikalisierung?" Denn:
Dann hätte sie einen verheerenden Effekt. Dann ist sie nämlich ein Brandbeschleuniger. (…) Ich würde sagen, das ist nicht abwegig.
Peter Tauber, ehemaliger CDU-Generalsekretär
Bei einer CDU-Präsidiumsklausur vor wenigen Tagen ging es um den Umgang mit der AfD in Hinblick auf die Landtagswahlen 2026. Kanzler Merz schließt eine Zusammenarbeit aus und bezeichnet sie als Hauptgegner.
20.10.2025 | 3:07 minTauber gab zu bedenken, dass eine immer höhere Brandmauer nicht automatisch dazu führe, dass sich Wähler von der AfD abwenden. Der Sinn einer Mauer sei schließlich, nicht mehr auf die andere Seite zu schauen - und genau das könne zum Problem werden.
"Ob die Idee, wir machen die Brandmauer jetzt einfach nur höher, dazu führt, dass Menschen sich von der AfD abwenden und sagen: Ich traue den anderen Parteien zu, meine Probleme zu artikulieren und im besten Fall zu lösen, da habe ich persönlich Zweifel, weil die letzten Jahre das eben nicht zeigen", so Peter Tauber.
Die AfD sei eine Art Fieberthermometer der Gesellschaft, sagt Manuel Hagel, Parteichef der CDU in Baden-Württemberg. Man müsse die Probleme angehen, die die AfD stark machten.
20.10.2025 | 6:42 minKöpping: "Die AfD ist ja keine normale Partei"
Petra Köpping ist stellvertretende Ministerpräsidentin von Sachsen und gehört dort der sächsischen Minderheitsregierung von CDU und SPD an. Auch sie stellt sich die Frage, was man tun muss, "um die AfD tatsächlich kleiner zu bekommen"?
Die AfD ist ja keine normale Partei. In Sachsen ist sie als rechtsextremistische Partei zugeordnet.
Petra Köpping, stellvertretende Ministerpräsidentin von Sachsen
Köpping kritisierte, dass sich die demokratischen Parteien in den vergangenen Jahren zu sehr "mit den negativen Dingen miteinander beschäftigt haben". Köpping weiter: "Wir sind teilweise auf die Themen der AfD aufgesprungen, um zu sagen: 'Wir wissen das ja auch.'"
"Bodenlose Frechheit": AfD-Co-Parteichef Chrupalla wehrt sich im ZDF gegen den Vorwurf, AfD-Politiker hätten für Russland spioniert. Sehen Sie hier das "Berlin-direkt"-Interview in voller Länge.
26.10.2025 | 6:06 minSPD-Politikerin: AfD in Sachsen rechtsextremistisch, die Wähler nicht
Köpping betonte, die AfD sei als Partei rechtsextremistisch, ihre Wählerinnen und Wähler jedoch nicht notwendigerweise. Sie berichtete gleichzeitig von Gesprächen mit Menschen, die sich hoffnungslos fühlten, weil gegen die AfD keine wirksamen Maßnahmen ergriffen würden.
Sie kritisierte, dass die Partei weiterhin vom Bund finanziert werde. Die SPD-Politikerin: "Wenn wir eine Partei haben, die rechtsextremistisch eingeordnet ist und es erfolgt keine Konsequenz, dann sagen die Leute: 'Was soll das? Dann kann ich auch eine rechtsextreme Partei sein. Passiert ja sowieso nichts.'"
Im rheinland-pfälzischen Gauersheim geraten Besucher eines Bürgertreffs mit AfD-Sympathisanten aneinander, die Polizei muss eingreifen. Dass das genau hier passiert, scheint kein Zufall zu sein.
28.10.2025 | 5:53 minTauber: Anträgen der AfD darf man nicht zustimmen
Markus Lanz spielte mit Peter Tauber zwei Gedankenspiele durch. Er fragte erstens, was geschehen würde, wenn die AfD einem Antrag der CDU zustimmte und dieser nur dadurch eine Mehrheit fände.
Wenn die CDU einen Antrag stellt, dass Sachsen die Wehrpflicht einführt. (…) Und die AfD würde dem zustimmen, dann hätte dieser Antrag eine Mehrheit und unser Antrag wird nicht dadurch falsch, dass die Falschen zustimmen.
Peter Tauber, ehemaliger CDU-Generalsekretär
Dann wollte Lanz wissen, was passiert, wenn die AfD einen inhaltlich identischen Antrag wie die CDU stellt? Darauf sagte Tauber: "Natürlich muss man sich fragen, wenn die AfD wortgleich denselben Antrag stellen würde: Was heißt das? Da bin ich ein bisschen bei Herbert Wehner, der mal so schön gesagt hat: 'Selbst wenn sie das SPD-Grundsatzprogramm zur Abstimmung stellen, wir stimmen dem nicht zu.'" Tauber bekräftigte:
Anträgen der AfD darf man nicht zustimmen.
Peter Tauber, ehemaliger CDU-Generalsekretär
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