Hamburg-Wahl: SPD hat trotz Verlusten deutlich gewonnen
Analyse
SPD bleibt trotz Verlusten vorn:Was das Ergebnis der Hamburg-Wahl bedeutet
von Annette Yang, Hamburg
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Nur eine Woche nach der Bundestagswahl haben die Hamburgerinnen und Hamburger ein zweites Mal gewählt: Mit anderen Ergebnissen als auf Bundesebene.
Merklich lädiert kann die rot-grüne Regierung Hamburgs weiterregieren. Was heißt das Wahlergebnis von der Elbe für die Bundespolitik?02.03.2025 | 2:41 min
Unaufgeregt und moderat - so ticken die Hamburger und so haben sie auch gewählt. Nach Wechselstimmung fühlte es sich in der Hansestadt nicht an.
Seit 1957 regiert hier die SPD mit nur einer Unterbrechung. Und nach der Meinung vieler Hamburgerinnen und Hamburger ist das auch gut so. Auch dieses Mal hat die SPD trotz Verlusten klar gewonnen.
Hamburgs erster Bürgermeister Peter Tschentscher führt seit 2015 ein rot-grünes Bündnis und so soll es weitergehen:
Meine erste Priorität ist es, Rot-Grün fortzuführen.
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Peter Tschentscher, Hamburgs Erster Bürgermeister
"Und deswegen ist unsere erste Frage an die Grünen, ob wir weiter einen rot-grünen Senat gründen möchten. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt."
In Hamburg ist die SPD von Peter Tschentscher erneut stärkste Kraft geworden. Trotz Stimmenverlusten könnten die Sozialdemokraten ihr Bündnis mit den Grünen fortsetzen.02.03.2025 | 2:33 min
Rot-Grün bleibt, doch Probleme bleiben auch
In weltweit unruhigen Zeiten sehnen sich viele nach Sicherheit und Beständigkeit. So ist dieses Ergebnis keine Überraschung.
Die letzte rot-grüne Koalition hat relativ geräuschlos funktioniert. Mit einem sachorientierten, populären Bürgermeister Peter Tschentscher an der Spitze.
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Britta Hilpert, ZDF-Studioleiterin aus Hamburg
"Die Hamburger schätzen das und zum großen Teil haben sie das honoriert", kommentiert Britta Hilpert, ZDF-Studioleiterin aus Hamburg, das Ergebnis. "Aber die nachlassende Popularität der Koalition zeigt auch: Die Stadt hat auch Probleme und Themen, die spalten: Verkehr, Wohnen, soziale Gegensätze in der Stadt der Millionäre."
Hamburg wählt Rot-Grün, aber man gehe "gut miteinander um in der Politik - trotz unterschiedlicher Meinungen", erklärt ZDF-Korrespondentin Britta Hilpert in Hamburg.03.03.2025 | 3:58 min
CDU überholt Grüne in Hamburg knapp
Fast zwei Drittel der Wähler haben sich für SPD, CDU und die Grünen entschieden. Die großen Parteien der Mitte haben hier deutlich mehr Zulauf. Die CDU wird die zweitstärkste Kraft und gewinnt nach letzten Hochrechnungen fast 20 Prozent der Stimmen - ein bemerkenswerter Erfolg für die Union. Sie hat die Grünen in Hamburg knapp überholt.
02.03.2025 | 4:22 min
"Wir sind mit Abstand vor den anderen Parteien", sagt der Erste Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Peter Tschentscher. Es sei eine Riesenbotschaft, "dass uns die Schlechtgelaunten aus der rechten Ecke vom Hals gehalten wurden in Hamburg". Tschentscher will als erstes mit den Grünen über eine Koalition sprechen, sich aber auch mit der CDU treffen.
02.03.2025 | 0:36 min
CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering gratulierte der SPD und Tschentscher. Für eine Regierungsbeteiligung stünde die CDU bereit: "Die Hamburgerinnen und Hamburger haben einen Richtungswechsel gewählt, vor allem in der Sicherheits-, Verkehrs- und Wirtschaftspolitik."
02.03.2025 | 2:07 min
Die Grünen zeigten sich nach der Prognose erleichtert. "Es war so brutal, gerade in den letzten zwei Wochen. Ihr habt gestanden, wir haben gestanden", sagte Spitzenkandidatin Katharina Fegebank. Sie setzt auf eine neue rot-grüne Koalition: "Ein Erfolgsmodell sollte auch fortgesetzt werden."
02.03.2025 | 0:54 min
Linken-Spitzenkandidatin Cansu Özdemir sagte, die Linke sei in Stadtteilen gewesen, in denen andere Parteien "vielleicht noch nie vorbeigelaufen" seien. "Wir werden noch stärker nerven, wir werden noch stärker kämpfen."
02.03.2025 | 0:08 min
Die AfD zeigte sich mit dem Wahlergebnis zufrieden. "Es ist für uns ein Erfolg, dass wir sicher drin sind", sagte Spitzenkandidat Dirk Nockemann. "Der gesamte links-grüne mediale Komplex wollte uns auf unter fünf Prozent drücken."
Die Union mit Spitzenkandidat Dennis Thering hat in diesem Wahlkampf erfolgreich auf die Migrationspolitik ihres Bundesvorsitzenden Friedrich Merz gesetzt. Der Erfolg der CDU in Hamburg könnte auch auf eine wachsende Unzufriedenheit mit der städtischen Klima- und Verkehrspolitik deuten.
Die CDU sei bereit für eine Regierungsbeteiligung in Hamburg, so CDU-Spitzenkandidat Thering. Das Ergebnis deute einen Wählerwunsch nach einem Richtungswechsel an.02.03.2025 | 0:36 min
Grüne verlieren Stimmen nach links
Die Grünen mussten deutlich einbüßen im Vergleich zur letzten Bürgerschaftswahl 2020. Der Zusammenbruch der Ampel hat auch den Grünen in Hamburg geschadet, glaubt Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank:
"Es ist sehr schwierig gewesen nach der Bundestagswahl den Fokus auf Hamburg zu ziehen und Hamburger Themen ins Zentrum der Bürgerschaftswahl zu ziehen: Mobilitätswende, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Klimaschutz, wie es wirtschaftlich weiter geht."
"Was uns ausgezeichnet hat, dass wir zusammengestanden haben", so Spitzenkandidatin Fegebank.02.03.2025 | 2:07 min
Die Grünen haben Stimmen nach links verloren: Schon bei der Bundestagswahl haben die Linken überrascht. In Hamburg haben sie zum ersten Mal zweistellige Werte erreicht - das beste Ergebnis aller Zeiten und eine kleine Sensation.
Dass sie mitregieren dürfen, war von Anfang an unrealistisch. So hat sich die Linke bewusst als Gegenpol der großen Parteien aufgestellt, sagt Spitzenkandidatin Cansu Özdemir.
Wir waren an tausenden Haustüren und die Menschen haben uns von den hohen Mieten bis zur schlechten Anbindung viele Themen mitgegeben.
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Cansu Özdemir, Spitzenkandidatin der Hamburger Linken
"Und mit einer größeren Fraktion haben wir jetzt die Chance, diese Themen konsequent miteinzubringen", so Özdemir. "Wir sind eine aufmüpfige Fraktion und das wird rot-grün, falls es so weitergeht, auch spüren."
ZDF-Hauptstadtstudioleiterin Diana Zimmermann begrüßt Vertreter der im Bundestag vertretenen Parteien zum Schlagabtausch nach der Bürgerschaftswahl in Hamburg.02.03.2025 | 34:08 min
Kein Rechtsruck in der Hansestadt
Während die AfD bei der Bundestagswahl den größten Erfolg ihrer Geschichte gefeiert hat, konnte die AfD in Hamburg weniger überzeugen: 7,2 Prozent hat sie erreicht. Das Wahlkampfthema "Migration" funktioniert hier weniger: Der Hafen spült seit Jahrhunderten Menschen aus aller Welt in die Hansestadt. Hier lebt eine diverse Bevölkerung.
In den letzten Wochen sind immer wieder zehntausende Menschen auf die Straßen gegangen gegen einen Rechtsruck und für die Demokratie. FDP und BSW sind auch in Hamburg an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.
Die Bürgerschaftswahl in Hamburg ist der erste Stimmungstest nach der Bundestagswahl und wohl für viele ein Anlass zur Hoffnung.
Annette Yang berichtet aus dem ZDF-Landesstudio Hamburg.
Quelle: dpa
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