Neuer ESA-Satellit: Daten für Klima- und Katastrophenschutz

ESA schickt neuen Satelliten:Sentinel 1-D: Katastrophenschutz aus dem All

von Peter Theisen

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Er soll künftig die Erde beobachten: Satellit Sentinel-1D. Am Abend ist der Start ins All geplant. Welche Ziele die Mission hat und warum sich die Datennutzung verändert.

satellit sentinel

Sentinel-1D soll einen älteren Satelliten ersetzen und präzisere Klima- und Umweltdaten liefern - doch in Krisenzeiten gewinnen die "Wächter im All" auch strategische Bedeutung (Archivbild).

Quelle: dpa

Am Abend soll die Ariane 6 mit einer besonderen Fracht in den Weltraum starten: dem Satelliten Sentinel-1D. Er ersetzt einen älteren Satelliten und soll im Rahmen des "Copernicus"-Programms von EU und ESA die nächsten Jahre die Erde beobachten. Die gesammelten Daten dienen eigentlich dem Klima- und Katastrophenschutz, bekommen aber zunehmend auch militärische Bedeutung.

Was das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus leistet

Frühzeitig erkennen, wo sich ein Hurrikan zusammenbraut, verfolgen, wie sich die Ozeane aufheizen und sich dort Müll ansammelt. Messen, wie belastet die Luft ist, sehen, wo Tropenwälder illegal gerodet werden. Das und noch viel mehr leistet das Erdbeobachtungsprogramm "Copernicus".

Damit es zuverlässig funktioniert, umkreisen eine Reihe unterschiedlicher Satelliten die Erde. Sie heißen "Sentinel", deutsch "Wächter".

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Pünktlich um 22.02 Uhr soll Sentinel-1D ins All gehievt werden, von der Trägerrakete Ariane 6 vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana aus.

Sentinel-1D soll den älteren Satelliten Sentinel-1A ersetzen, der seit mehr als elf Jahren in 70 Kilometer Höhe die Erde im Blick hat und hochauflösende Bilder von Land- und Ozeanoberflächen liefert. Das soll dem Nachfolger mit modernerer Technik nun noch besser gelingen.

Sentinel-Satelliten: Unterstützung für Katastrophenschutz

Die Wächter im All dokumentieren nicht nur Veränderungen in der Umwelt, bei der Landnutzung, beim Klima und der Luftqualität. Sie bemerken auch früher als die Menschen vulkanische Aktivität und Bodenbewegungen und geben uns damit mehr Zeit, uns auf Naturkatastrophen einzustellen und Schäden zu minimieren.

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Ein Beispiel: Als im vergangenen Jahr eine Flutkatastrophe die Region Valencia heimsuchte, wurde Copernicus aktiviert, um innerhalb kürzester Zeit detaillierte Karten der überschwemmten Gebiete für die Einsatzkräfte zu erstellen.

Auch menschliches Handeln entgeht den hochempfindlichen künstlichen Augen der Sentinel-Satelliten nicht. Wer illegal Müll ins Meer verklappt, muss befürchten, entdeckt zu werden. Schiffsrouten sind ebenso zu erkennen wie die Ansammlung von Truppen.

Krisen und Kriege ändern Umgang mit Daten aus dem All

Es ist ein teures Programm, das sich die Europäische Kommission und die ESA leisten: bis 2027 fast zehn Milliarden Euro. Und es ist das komplexeste Programm zur ganzheitlichen Erkundung und Überwachung der Erde. Mit ihm verbindet sich eine große Hoffnung: dass sich durch die Daten das Umweltbewusstsein der Menschen nachhaltig verbessert.

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Die Philosophie von Copernicus war von Anfang an, die Erkenntnisse allen zugänglich zu machen: Ministerien ebenso wie Umweltorganisationen oder Forschungseinrichtungen. Und auch dem "normalen" Bürger. Das hat das Europäische Parlament 2013 so festgelegt.

Doch mit den Krisen und Kriegen der vergangenen Jahre hat sich der Umgang mit den Daten verändert. Manche Erkenntnisse werden seitdem zurückgehalten oder nur noch Sicherheitsdiensten mitgeteilt. Daran gibt es auch Kritik: So monierte die Hilfsorganisation Sea-Eye, die Daten würden von der EU-Grenzagentur Frontex benutzt, um Flüchtlingsrouten im Mittelmeer zu verfolgen.

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Europa investiere aber nicht genug in die Raumfahrt, während die USA, China und Indien in die Offensive gingen. Vielleicht hilft Sentinel-1D das Bewusstsein für den Wert der europäischen Raumfahrt zu schärfen.

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Peter Theisen ist Reporter im ZDF-Landesstudio in Hessen.

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