Europas Strategie für KI-Souveränität :Künstliche Intelligenz: Europa will unabhängig werden
Auf einer Konferenz am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam diskutieren Wissenschaftler, Unternehmer und Politiker, wo Handlungsbedarf im Zukunftsfeld KI besteht.
Auf der KI-Konferenz in Potsdam wurde eine neue Technologie vorgestellt, die den Zustand der Wälder erfasst. Damit könne man Waldbränden vorbeugen und die Zerstörung der Wälder eindämmen.
02.12.2025 | 1:45 minWie sehr Künstliche Intelligenz den Alltag oder die Arbeit erleichtern kann, weiß Rico Richter nur allzu gut. Er startet mitten im Wald eine große Drohne, sie fliegt einen 3D-Scanner über die Bäume und misst die Größe der Kronen, den Durchmesser der Stämme, die Höhe und Menge der Bäume. So viele Daten wurden noch nie von diesem Wald gesammelt.
Künstliche Intelligenz in der Praxis
Seit drei Jahren forscht der Wissenschaftler vom Hasso-Plattner-Institut und der Universität Potsdam mit Kollegen von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde an diesem Projekt. Und erklärt mitten im Wald bei wenigen Grad über Null:
Der Mehrwert der KI ist, dass man großflächig auswerten kann, dass man ein umfassendes Bild des Bestandes bekommt.
Rico Richter, Wissenschaftler am Hasso-Plattner-Institut
Und das geht sehr schnell, fügt er hinzu, man müsse nicht mehr im Wald herumlaufen und jeden einzelnen Baum messen.
Künstliche Intelligenz kommt auch im Berliner Zoo zum Einsatz - klingt ungewöhnlich, soll aber den Artenschutz voranbringen. Bei den Gorillas wird KI getestet, um Verhalten besser zu analysieren. Wie Hightech im Tiergehege funktioniert.
06.06.2025 | 9:04 minAuch Sturmschäden können so schnell erfasst werden. Die KI trainiert auf Grundlage der Daten. Entscheidend, so der Wissenschaftler, sei es, dass sie die Hoheit über diese Daten besitzen, nur damit können sie ihr Modell weiterentwickeln.
KI in Europa: Hoheit über Daten und Infrastruktur
Darum geht es auf der Expertenkonferenz in Potsdam: Um die Unabhängigkeit von KI, die Hoheit über Daten und Infrastruktur. Vor allem bei KI-Rechenzentren sollte aufgeholt werden, betont Prof. Gerard de Melo vom Hasso-Plattner-Institut. Er forscht und lehrt auf dem Fachgebiet der Künstlichen Intelligenz und Künstlichen Systemen.
In Berlin fand am 18.11.25 ein Digitalgipfel statt. Dabei sollte die digitale Souveränität Europas vorangetrieben werden. Auch Kanzler Merz und Frankreichs Präsident Macron waren dabei.
18.11.2025 | 2:00 minEr erklärt, es fängt schon bei der Hardware an und fragt:
Wann haben Sie das letzte Mal einen Computer aus Europa gekauft? Wann haben Sie ein Smartphone aus Europa gekauft?
Prof. Gerard de Melo, Hasso-Plattner-Institut
Und ähnlich sei das auch bei den großen Rechenzentren. Da komme vieles aus anderen Ländern. Die USA und China würden Milliardensummen investieren, so de Melo: "Inzwischen investiert Europa auch kleinere Milliardensummen, aber es ist natürlich bei Weitem nicht genug."
Rechenzentren als Grundlage für große KI-Modelle
Umso wichtiger sind Spatenstiche für riesige Rechenzentren - wie erst im November in der Lausitz. Rechenzentren sind Grundlage, um große und eigene KI-Modelle zu entwickeln. Doch letzten Endes geht es um Ressourcen. Strom und Wasser zum Kühlen beispielsweise. Die Transformationsforscherin Prof. Maja Göpel weist darauf hin:
"Da muss man sich natürlich fragen, ob man an dem Wettrennen mitmachen möchte oder lieber couragiert sagt, KI kann vieles und je klarer wir eine klare Purpose (Zielsetzung, Anm. d. Red.) formulieren - nämlich das Leben auf diesem Planeten besser zu machen - umso mehr kann sie uns auch helfen, uns bei wichtigen Sollbruchstellen zu unterstützen."
Das Potenzial der KI ist enorm: Auch im Wald bei den Wissenschaftlern wird das klar. Sie können auf diese Weise nicht nur digitale Zwillinge für Wälder erstellen, das ginge auch für Straßen, Brücken und Stromtrassen. In einem großen Netzwerk zwischen Wissenschaftlern trainieren sie die KI - mit ihren eigenen Daten.
Katrin Lindner ist ZDF-Redakteurin im Studio Potsdam.
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