Europas Chipindustrie: Milliarden für die Zukunft

Chip-Branche in Europa:Europäische Zukunftstechnologien: "Die Welt schläft nicht!"

von Andreas Stamm, Brüssel

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Das Casimir-Institut an der niederländischen Universität Eindhoven ist vor Kurzem gegründet worden. Ziel: Europäische Zukunftstechnologien entwickeln - und schnell zu Geld machen.

Makroaufnahme eines Prozessors mit detaillierten goldenen Kontakten und elektronischen Komponenten, in hoher Auflösung sichtbar.

Das niederländische Unternehmen ASML stellt sehr erfolgreich Halbleiterchips her. Wie läuft die Produktion – und wie sehen echte Innovationen aus Europa aus?

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Willkommen im Clean Room, dem Allerheiligsten in der Chip-Forschung des Casimir-Institut der Universität Eindhoven. Kein Staubkörnchen ist hier zu finden, dafür umso mehr Aufbruchstimmung. "Wir sind in Europa in einigen Bereichen noch führend, und das soll so bleiben", erklärt Laborleiter Erwin Kessels. Eine der Stärken sei der Maschinenbau, also die Geräte, die es überhaupt erst ermöglichen, dass die Handy- oder KI-Revolution stattfinden könne. Die die Chips produzieren, die in jedem Gerät und jeder Maschine stecken. "Doch die Welt", ergänzt Kessels, "schläft nicht, im Gegenteil."

Make Europe great again

200 Millionen Euro werden allein in den Clean-Room investiert, um Spitzentechnologie zu erforschen, aber vor allem auch zu entwickeln. "In Europa forschen wir sehr viel, melden viele Patente an, aber Ende kommt dabei zu wenig rum", erklärt der Instituts-Direktor Bart Smolders.

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Gerade in der Chipindustrie, in China, den USA, würden aus den Patenten viel schneller Start-ups, daraus erfolgreiche Unternehmen. Und somit Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und so weiter. Genau das, was Europa gerade dringend braucht. Aber in vielen High-Tech-Bereichen droht Europa den Anschluss zu verlieren, ziehen die internationalen Wettbewerber davon.

"Zu viel klein-klein"

Ein Grund, erklärt Lars Reger vom Halbleiter-Produzenten NXP, einem der Geldgeber für Casimir, sei zu wenig europäische Zusammenarbeit, "zu viel klein-klein". Selbst sein eigenes Unternehmen sei das, trotz zwölf Milliarden Euro Umsatz. "Für die Grundlagenforschung, für die Entwicklung braucht es noch größere Konzerne, nur die können sich das leisten", sagt Reger.

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Gerade deshalb beteilige sich sein Unternehmen am Aufbau des Casimir-Instituts, weil es die gemeinsame europäische Zusammenarbeit fördere. Weil es Potential gebe, so Reger:

Wir diskutieren in Europa viel zu sehr über verpasste Chancen.

Lars Reger, Entwicklungschef Halbleiter-Produzent NXP

Anstatt über künftige Chancen. Etwa in der Robotik. Millionen kleiner Helfer könnten schon bald Kühlschranke füllen, Menschen durch die Gegend fahren. Dafür brauche die Welt vertrauenswürdige Systeme, erklärt Reger, weil: "Wenn der Kühlschrank 500 Liter Milch bestellen oder das Auto erratisch fahren würde, dann wird es nicht funktionieren."

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Mit vertrauenswürdigen Tech-Anwendungen werden Milliarden verdient werden können. Ein Markt, auf dem europäische Unternehmen führend sein können. Bei vielem sollen europäische Kooperationen wie das Casimir-Institut helfen und Dinge voranbringen, ergänzt Direktor Bart Smolders, und wünscht sich eine Situation wie in den USA:

Die Politik müsste vor allem ein Umfeld erschaffen, dass Startups besseren Zugang zu großen Investitionssummen bekommen.

Bart Smolders, Direktor Casimir-Institut

Ein europäischer Champion, den kaum jemand kennt

Ein Investor in Eindhoven hat es schon geschafft, ein absoluter Gigant im High-Tech-Bereich weltweit zu sein. ASML aus den Niederlanden. Ein Unternehmen, kaum bekannt, ohne das die moderne, digitale Welt nicht vorstellbar wäre. Es baut die Maschinen, die es erst ermögliche, die leistungsfähigsten Chips der Welt herzustellen.

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"Ich finde es sehr bezeichnend, dass ASML weniger als 3 % seiner Maschinen an europäische Kunden verkaufte," erklärt der niederländische Wirtschaftsminister Vincent Karremans, extra angereist zur Casimir-Institutseröffnung. "Die meisten Maschinen gehen nach China und Amerika, und die verdienen damit dann viel Geld." Das müsse sich ändern, ergänzt der Minister, und Europa seine Möglichkeiten besser nutzen.

  • 1984 in Veldhoven (Niederlande) gegründet.
  • Maschinenbauer für die Halbleiterindustrie - spezialisiert auf Lithografie-Systeme, mit denen winzige Schaltkreise auf Mikrochips "gedruckt" werden.
  • ASML hält in diesem Bereich der EUV-Lithografie nahezu 100 % Marktanteil - niemand weltweit kann diese Technologie derzeit anbieten.
  • Ohne ASML-Maschinen könnten große Chip-Hersteller wie TSMC, Samsung oder Intel die aktuellen Hochleistungsprozessoren nicht produzieren.


Made in Europe

Die Geschichte von ASML ist eine europäische Geschichte. Nirgendwo weiß man das besser als im schwäbischen Oberkochen, bei der Halbleitersparte von Zeiss. Sie bauten hier mit an der vielleicht komplizierteste Maschine der Welt, sagen sie. Denn Zeiss liefert die Optiken, die Spiegel zur Bündelung der Laser - das Herzstück der ASML-Lithografie-Systeme.

Die EUV-Technologie, sagt Peter Kürz, Entwicklungschef in Oberkochen, sei ein gutes Beispiel dafür, was möglich ist, in Deutschland, hier in Europa: "Wenn wir zusammenarbeiten und unsere Netzwerke nutzen, können wir gemeinsam vorankommen", - bis an die Weltspitze.

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