Chiphersteller zieht Bilanz: Nvidia und KI - als nächstes Roboter?

Chiphersteller zieht Bilanz:KI, Chips und Roboter: Was Nvidia plant

von Mischa Ehrhardt
|

Am Mittwochabend legt Nvidia seine Bilanz vor. Der Chiphersteller ist zu einem der international wertvollsten Konzerne aufgestiegen und will künftig in die reale Welt eingreifen.

Das Nvidia-Logo ist am 27.05.2025 auf einem Schild am Nvidia-Hauptsitz in Santa Clara, Kalifornien, zu sehen
Nvidia-Hauptsitz in Santa Clara, Kalifornien. Der erfolgreiche Chiphersteller will aus der Gaming-Welt in die reale Welt - mit humanoiden Robotern.
Quelle: EPA

Spotlichter in einem virtuellen Raumschiff: Eine Art Marsrover bezwingt unebenes Terrain; Computerarme justieren virtuelle Stränge, die an die Doppelhelix des menschlichen Genoms erinnern; und ein Beamer projiziert ein 3-D-Modell der Erde in den Raum und nimmt daraus eine Gebirgskette genauer unter die Lupe. So stellt sich Nvidia die künftigen Einsatzmöglichkeiten seiner Technologien vor, zu finden auf der deutschen Webseite des Unternehmens.
"Unsere Arbeit in den Bereichen KI und Metaverse transformiert die größten Branchen der Welt und hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesellschaft", heißt es in dem kleinen Film der Eigenwerbung. Übertrieben ist das nicht.
Menschen gehen vor der Technikmesse CES am Las Vegas Convention Center vorbei.
Zum Start der Technikmesse CES in Las Vegas stellte der Chipkonzern Nvidia einen KI-Supercomputer im Schreibtisch-Format vor. Doch auch technische Spielerein werden präsentiert.07.01.2025 | 1:42 min
Noch vor einigen Jahren war Nvidia ein für die meisten Menschen unspektakuläres und unbekanntes Unternehmen. Gamer und Computerbastler dagegen konnten mit dem Namen durchaus etwas anfangen. Denn sie schraubten fleißig Nvidia-Grafikkarten in ihre Rechner.
Anfang 2022 hatte Nvidia rund 80 Prozent Marktanteil in diesem Segment. Es war die Spezialität des amerikanischen Konzerns aus Sante Clara in Kalifornien - und ist es bis heute. Nur gab es dazwischen einen Gamechanger mit zwei Buchstaben: KI.

Viele Prozessoren von KI-Anwendungen stammen von Nvidia

Seinen Aufstieg in den vergangenen Jahren verdankt das Unternehmen der Tatsache, dass seine Prozessoren das Herz der meisten KI-Anwendungen sind. Die Serverzentren von Unternehmen wie Google, Meta oder OpenAI - der Mutter von ChatGPT - sind bis oben vollgestopft mit Nvidia-Prozessoren. Rund 80 Prozent der Prozessoren für KI-Anwendungen stammen aus dem Hause Nvidia.
Mit einem Börsenwert von aktuell rund 3,3 Billionen Euro steht Nvidia auf Platz 2 der wertvollsten Unternehmen weltweit, zeitweise hat Nvidia 2024 sogar die Pole Position übernommen. Apple, Amazon und die Google-Mutter Alphabet hat das Unternehmen an der Börse längst in den Schatten gestellt.

Nvidia-Aktie
:Trotz Gewinnverdopplung: Anleger unzufrieden

Künstliche Intelligenz und der Chiphersteller Nvidia sind kaum voneinander zu trennen. Das Geschäft des Konzerns aus Kalifornien boomt - und dennoch wünschen sich Anleger mehr.
Beschilderung auf dem Campus der Nvidia Corporation in Santa Clara, Kalifornien, USA, 20. November 2024. Nvidia wird seine Ergebnisse für das dritte Quartal bekannt geben.
mit Video

Raketenhafter Börsenaufstieg

Wie sehr KI mit den Hoffnungen von Investoren an Nvidia verknüpft sind, zeigt sich an seinem raketenhaften Börsenaufstieg. Im November 2022 hatte OpenAI sein erstes KI-Sprachmodell ChatGPT veröffentlicht. Da kostete die Aktie rund 15 Euro. Heute handeln die Börsen die Papiere mit 120 Euro - ihr Wert hat sich also versiebenfacht.
Doch es gibt es auch Gegenwind. So hat beispielsweise "DeepSeek" international für Furore gesorgt. Der chinesische KI-Sprachbot arbeitet hocheffizient - und braucht dabei weitaus weniger teure Hardware-Komponenten als herkömmliche Zeitgenossen seiner Art. Und die Regierung der USA hat im geopolitischen Ringen um die Vormachtstellung mit China bereits unter Joe Biden Restriktionen für den Export amerikanischer Technologien eingeführt.
LOGO Deepseek
Die KI-Gemeinde ist alarmiert. DeepSeek könnte eine ernsthafte Alternative zu ChatGPT werden. Die neue KI ist schneller, billiger und benötigt deutlich weniger Rechenleistung.29.01.2025 | 3:07 min

Nvidia entwickelt neue KI-Chips für China

Durch diese Exportkontrollen für Hochleistungschips hat sich der Marktanteil von Nvidia in China von 95 auf 50 Prozent fast halbiert. Um diese Hindernisse zu umgehen, hat Nvidia in jüngster Vergangenheit neue Varianten seiner KI-Chips für China entwickelt. Sie fallen nicht mehr unter die Restriktionen - etwa eine abgespeckte Variante seines derzeitigen Chip-Flaggschiffes namens "Blackwell".
Und die Segel einer neuen Generation der KI-Chips aus Kalifornien sind bereits gehisst: 2026 sollen neue Halbleiter mit dem Namen "Vera Rubin" an den Start gehen. Rubin ist eine amerikanische Astronomin, die Pionierarbeit geleistet hat auf dem Gebiet der Rotationsgeschwindigkeiten von Galaxien. Sie hat dabei erste Erkenntnisse zur Existenz "dunkler" Materie geliefert. Eine Revolution, die zum neuen Selbstverständnis von Nvidia passt.

Google, Microsoft, Apple & Co.
:Rennen um Künstliche Intelligenz: Wer siegt?

"Alle möchten zeigen, was sie können", sagt Tech-Experte Philipp Klöckner zum KI-Wettlauf der US-Tech-Konzerne. Wer den gewinnt, entscheiden drei Faktoren.
von David Metzmacher
Wettrennen der US-Tech-Konzerne (Illustration)

Mit humanoiden Robotern in die reale Welt

Künftig will der Chipkonzern seinen Arm aus den Serverfarmen von KI-Anwendungen heraus in die reale Welt verlängern - und zwar unter anderem in Form von humanoiden Robotern. Kürzlich stellte Nvidia-Chef Jensen Huang auf einer Entwicklerkonferenz eine neue Plattform vor, die die Entwicklung humanoider Roboter beschleunigen helfen soll.
Was früher also unsichtbar in den Gehäusen von Gaming-Computern seine Grafikarbeit verrichtete, könnte einem zukünftig auch in der realen Welt begegnen: Nicht nur bei der virtuellen Steuerung von Robotern in Raumschiffen auf dem Weg in ferne Galaxien.
Humanoider Roboter lächelt und winkt
Beim European Robotics Forum in Stuttgart präsentieren rund 70 Aussteller ihre neuesten Robotermodelle. Diese könnten in Zukunft etwa im Haushalt diverse Arbeiten übernehmen.26.03.2025 | 1:33 min

Mehr zu Nvidia