Witkoff und Kushner im Kreml:Keine Kompromisse in Moskau
von Christian Mölling und András Rácz
Erst ließ Kreml-Chef Putin die US-Delegation Stunden warten, dann zogen sich die Gespräche in Moskau bis spät in die Nacht. Am Ende reisten Witkoff und Kushner ohne Ergebnisse ab.
Der US-Sondergesandte Witkoff hat in Moskau Russlands Machthaber Putin zu Verhandlungen getroffen. Im Mittelpunkt stand der US-"Friedensplan" zur Beendigung des Krieges in der Ukraine.
02.12.2025 | 2:25 minAm 2. Dezember reisten Steven Witkoff und Jared Kushner, der Schwiegersohn von Präsident Donald Trump, nach Moskau, um mit der russischen Führungsspitze über ein mögliches Waffenstillstandsabkommen in der Ukraine zu verhandeln.
Russland wurde vertreten durch Präsident Wladimir Putin, Kirill Dmitriew, einen engen Vertrauten Putins und Leiter des russischen Staatsfonds, sowie Juri Uschakow, einen erfahrenen außenpolitischen Berater Putins. Bemerkenswert ist, dass sowohl die USA als auch Russland einen Mix aus Personen mit offizieller Funktion als auch informelle Akteure in der Delegation hatten.
Russland spiegelte in gewisser Weise das Niveau der US-Delegation wider, da weder das russische Außenministerium noch das Verteidigungsministerium vertreten waren, abgesehen von Putin. Dessen Anwesenheit deutete darauf hin, dass der Kreml dies als direkte Gespräche mit Trump betrachtete, den Witkoff und Kushner vertreten.
In Florida hat der US-Sondergesandte Witkoff und Trumps Schwiegersohn Kushner mit Vertretern aus der Ukraine über mögliche Friedenswege beraten. Zugleich setzte Russland seine Angriffe fort.
04.12.2025 | 1:11 minRussische Verhandlungstaktiken
Das Treffen begann nicht gut, da Putin die US-Delegation fast drei Stunden warten ließ. Obwohl Verspätungen für Putin nichts Ungewöhnliches sind, ist er bei für ihn wichtigen Treffen immer pünktlich: So war es auch in Alaska mit Trump, und auch bei Treffen mit Xi Jinping kam er nie zu spät. Das Treffen mit Witkoff und Kushner begann nach 18 Uhr Moskauer Zeit und endete gegen Mitternacht.
Während beide Seiten danach recht diplomatische Erklärungen abgaben, erklärte Juri Uschakow, dass noch kein weiteres Treffen geplant sei, was darauf hindeutet, dass überhaupt keine bedeutenden Ergebnisse erzielt wurden. Hätte es Fortschritte bei den Verhandlungen gegeben, wäre eine so ausdrückliche Ablehnung eines weiteren geplanten Treffens nicht notwendig gewesen.
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Ein weiterer Indikator ist, dass die US-Delegation ursprünglich geplant hatte, nach den Kreml-Gesprächen nach Kiew zu reisen, um sich vermutlich auch mit der ukrainischen Führung über die in Moskau erzielten Ergebnisse zu beraten. Diese Reise wurde jedoch abgesagt - Kushner und Witkoff kehrten direkt nach Washington zurück.
Oleksandr Syrskyj, Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, im Interview über die Lage an der Front, nötige Unterstützung aus dem Westen und einen möglichen Frieden.
04.12.2025 | 18:26 minPutin zeigt keine Kompromissbereitschaft
Nach den spärlichen Informationen, die über das Treffen bekannt wurden, waren die kritischsten Themen die Frage der ukrainischen Gebiete, also zusätzliche territoriale Zugeständnisse und die Anerkennung der von Russland besetzten Gebiete. Es ging auch um mögliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine sowie um künftige Beschränkungen für die ukrainischen Streitkräfte.
Russland war offenbar nicht zu Kompromissen bereit, die über den 28-Punkte-Plan hinausgingen, den Putin vor dem Treffen am Dienstag als "Grundlage für eine künftige Einigung" bezeichnet hatte. Daher hält Moskau weiterhin an diesem Vorschlag fest, der die Ukraine in eine äußerst prekäre Lage bringen und damit auch die Sicherheit Europas schwächen würde.
Kein Frieden ohne Putin. Doch auch Russland ist durch den Angriffskrieg geschwächt. Wie stark ist das Land - wirtschaftlich, militärisch und politisch. ZDFheute live analysiert.
04.12.2025 | 44:55 minKreml glaubt weiter an russischen Sieg
Dies deutet darauf hin, dass der Kreml nach wie vor davon überzeugt ist, dass die Zeit für ihn arbeitet und er daher keinerlei Druck verspürt, eine Verhandlungslösung zu erzielen.
Folglich strebt Moskau keinen Kompromiss an, sondern einen Sieg, der entweder mit militärischen Mitteln oder am Verhandlungstisch erreicht werden soll, aber dennoch ein Sieg sein muss. Bis dahin wird der intensive Krieg weitergehen, ohne dass eine baldige Lösung in Sicht ist.
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