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US-Präsident stützt Bolsonaro:Warum Trump Brasilien mit hohen Zöllen überzieht
von Eva Riedmann und Anne-Kirstin Berger
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Trump erhebt 50 Prozent Zölle auf Produkte aus Brasilien. In der Begründung spricht er unter anderem von einer "Hexenjagd" gegen Jair Bolsonaro - was hinter Trumps Vorgehen steckt.
Der Brief kam per Social-Media-Post: Ab 1. August erheben die USA Zölle von 50 Prozent auf Importe aus Brasilien. Das verkündete US-Präsident Donald Trump auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social. Als Begründung nannte er Brasiliens Gesetzgebung zur Regulierung sozialer Medien, die vor allem US-Firmen betrifft, und die, in Trumps Worten, "Hexenjagd" gegen den brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro.
Ein ungewöhnlicher und grober Angriff gegen Brasilien sei das, so Politologe Guilherme Casarões von der Getúlio-Vargas-Stiftung. "Die Maßnahmen heben den Zollstreit auf ein neues Level."
Die Motivation hat nichts mit Handel und Wirtschaft zu tun, sie ist politisch und ideologisch.
Guilherme Casarões, Politologe
"Die Art und Weise, wie Brasilien den ehemaligen Präsidenten Bolsonaro behandelt hat, einen hoch angesehenen Führer in der ganzen Welt, auch in den Vereinigten Staaten, ist eine internationale Schande. Dieser Prozess sollte nicht stattfinden. Es ist eine Hexenjagd, die SOFORT beendet werden sollte. (...) Unter anderem aufgrund der heimtückischen Angriffe Brasiliens auf die freien Wahlen und auf die grundlegenden Rechte der Amerikaner auf freie Meinungsäußerung werden wir ab dem 1. August 2025 einen Zollsatz von 50 Prozent auf alle brasilianischen Produkte erheben, die in die Vereinigten Staaten eingeführt werden.”
Trumps Zoll-Brief: Brasiliens Präsident Lula reagiert entschieden
Trump und Bolsonaro verbindet mehr als die Weltanschauung: Ähnlich wie Trump 2020 erkannte auch Bolsonaro seine Wahlniederlage 2022 nicht an. Ähnlich wie in Washington im Januar 2021 stürmten in Brasilia im Januar 2023 Anhänger des abgewählten Präsidenten den Kongress. Bolsonaro droht nun aber, anders als Trump, eine Verurteilung wegen des vermeintlichen Putschversuchs. Das Urteil wird für September erwartet.
"Trump versucht, Zölle zu benutzen, um einem Möchtegern-Diktator zu helfen", schreibt der US-amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman.
Wer bisher noch dachte, Amerika gehört zu den Guten auf der Welt, sollte jetzt erkennen, auf wessen Seite wir inzwischen stehen.
Paul Krugman, Wirtschaftsnobelpreisträger
Brasiliens Präsident Lula da Silva reagierte schnell auf Trumps Angriff: "Brasilien ist ein souveränes Land mit unabhängigen Institutionen und wird keinerlei Bevormundung dulden", schrieb er auf der Plattform X und kündigte an, Gegenzölle prüfen zu lassen.
X-Post von Lula da Silva
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Staatenbündnis Brics ist Trump ein Dorn im Auge
Dass es Trump womöglich noch um etwas anderes gehen könnte als um Beistand für einen politischen Alliierten, zeigt der Zeitpunkt des Briefes, wenige Tage nach dem Brics-Gipfel in Rio de Janeiro.
Das Staatenbündnis bringt unter anderem die Ablösung des US-Dollars als internationale Leitwährung ins Spiel. Brasilien, das zwar historisch eng mit dem Westen verbunden ist und gute Beziehungen dorthin pflegt, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend dem sogenannten "globalen Süden" zugewandt und auch gute Beziehungen zu Ländern wie China, Russland und Indien aufgebaut. Längst ist China Brasiliens größter Handelspartner, baut Hochspannungsleitungen und plant nun eine Eisenbahnlinie quer durch das Land.
Politologe: USA nehmen Brics-Bündnis als "Bedrohung" wahr
"Das stört Trump", so Casarões. "Die Brics werden von den USA als Bedrohung wahrgenommen, als ein Werkzeug Chinas geopolitischer Interessen."
Trump stellt Brasilien gewissermaßen vor eine Wahl: entweder es hat Beziehungen zu den USA oder es pflegt eine aktive Mitgliedschaft im Brics-Bündnis.
Guilherme Casarões, Politologe
Auch wenn keine wirtschaftlichen Gründe im Vordergrund stehen, Folgen für die brasilianische Wirtschaft hätten die Zölle garantiert, schließlich seien die USA die größere Wirtschaftsmacht. Der Konflikt könne außerdem Investoren abschrecken, sagt Wirtschaftsprofessor José Ronaldo Souza Junior von der Universität Ibmec. Staal, Rohöl, Flugzeuge und Orangensaft sind einige der Produkte, die Brasilien in die USA exportiert.
Experten: Brasilien hat nur eine Möglichkeit
Die Suche nach alternativen Handelspartnern könne den Schaden der Zölle allenfalls langfristig abmildern. Kurzfristig bleibe Brasilien nur eine Möglichkeit, da sind sich Wirtschaftsexperten einig: Verhandeln.
"Wenn wir uns auf diesen Kampf einlassen, werden wir wahrscheinlich nicht mit einem positiven Ergebnis herauskommen. Wir brauchen die Vereinigten Staaten mehr als sie uns brauchen", sagt Souza Junior. Das Beste sei, die Gemüter zu beruhigen und die Diskussion auf eine rationale Ebene zu bringen, weniger Politik und mehr Wirtschaft.
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